Damit sich Anrufer und Angerufene sofort verstehen
Jedes Telefonat hat seine eigene Atmosphäre und hinterlässt bei den Beteiligten seine spezifische Wirkung – einerseits geprägt durch die Inhalte des Gesprächs, andererseits auch durch die emotionalen Eindrücke, die während des Gesprächs entstanden sind. Die Stimmung eines Telefonats kann sachlich sein oder gespannt, locker oder höflich, distanziert oder vertraulich, aggressiv oder fröhlich … Schier unendlich viele Facetten können sich entwickeln.
Die Stimmung des Telefonats entsteht aus den Sachverhalten, die ausgetauscht werden, und aus der Art, wie die Telefonierer miteinander sprechen. Vier Wirkungselemente beeinflussen die Stimmung:
- Der Sachinhalt: Die Telefonierer tauschen Sachinformationen, Daten und Fakten aus und bewerten sie als positiv oder negativ, als nützlich oder unnütz, als angenehm oder unangenehm …
- Die Selbstkundgabe: Die Telefonierer bringen „eine kleine Kostprobe ihrer Persönlichkeit“[1] in das Gespräch – wie sie sich fühlen, warum sie gerade so formulieren, wieso sie diese und nicht andere Informationen ausgewählt haben, wie sie gewohnt sind zu sprechen …
- Die Beziehung: Die Wahl der Worte, der Klang der Stimme, die Melodie der Sätze zeigen, in welcher Beziehung die Telefonierer zueinander stehen, wie sie sich einschätzen, was sie voneinander halten, ob sie sich akzeptieren, ob sie sich kritisch sehen, ob sie sich ernst nehmen, ob sie das Gespräch paritätisch führen …
- Der Appell: Die Telefonierer verbinden mit ihren Gesprächsbeiträgen jeweils eine Absicht. Sie wollen verstehen und verstanden werden, der andere soll etwas Bestimmtes denken, fühlen oder tun. Sie wollen beeinflussen, etwas erreichen oder auslösen.
Die Telefonierer agieren mit den vier Wirkungselementen und reagieren auf sie – jeweils unterschiedlich deutlich und unterschiedlich empfindlich, abhängig von ihrem Kommunikationsstil und ihrer aktuellen Situation.
Verständlich sprechen
Die Telefonierer beeinflussen die Stimmung des Telefonats durch ihre Formulierungen, in die sie die Inhalte verpacken, durch ihre Sprechweise, mit der sie sich verständigen, durch ihre Stimme, mit der sie die Emotionen transportieren. (Nicht zufällig haben Stimmung und Stimme denselben Wortstamm.)
Wer sich nicht wohl fühlt, wem Selbstvertrauen fehlt, wer Disstress empfindet, dessen Unbehagen ist zu spüren – auch am Telefon. Wer gute Laune hat, wer optimistisch ist, wer Menschen mag, strahlt Freude aus – auch am Telefon.
Professionelle Telefonierer achten zunächst auf ihre Stimme und ihre Sprechweise, weil sie deren Wirkung nutzen wollen. Sie geben ihrer Stimme einen freundlichen Klang und sprechen mit deutlicher Lippenbewegung und in angemessener Lautstärke, damit ihr Gesprächspartner am Telefon sie gut verstehen kann. Mit ihrer Artikulation, ihrem Sprechtempo und ihrer Sprechmelodie erleichtern sie ihrem Gesprächspartner, sich auf die Inhalte zu konzentrieren.
Sie nehmen zu jedem Telefonat eine positive Haltung ein, die von ihrem Gesprächspartner als Freundlichkeit zu spüren ist. Ihre Stimme und ihr Sprechen transportieren ihre Empathie mit der Wirkung, dass ihr Telefonpartner dazu neigt, ihre positive Emotionalität zu spiegeln, denn auf Freundlichkeit unfreundlich zu antworten, fällt schwerer als darauf freundlich zu reagieren. Sie lächeln und ihr Lächeln ist zu hören. Wenn sie mit strahlender Mimik sprechen, drücken sie hörbar ihre Begeisterung aus.
Professionelle Telefonierer übertreiben nicht, sie bleiben authentisch. Sie setzen ihre Stimme und ihr Sprechen bewusst ein, damit ihr Telefonpartner ihnen und ihren Inhalten positiv begegnet:
Lautstärke: | Sie sprechen weder zu laut noch zu leise und variieren die Dynamik ihrer Stimme. Sie betonen alles Wichtige, damit ihr Gesprächspartner ihnen interessiert zuhört. |
Sprechmelodie: | Sie sprechen nicht langweilig oder monoton, sondern mit abwechslungsreicher Stimmführung. Sie gestikulieren beim Sprechen, damit ihr Engagement zu hören ist. |
Sprechtempo: | Sie vermeiden jede Hektik und erleichtern die Verständigung am Telefon durch eher langsameres als schnelleres Sprechen. Ihre Ruhe strahlt Souveränität aus und gibt ihnen Gelegenheit, genau zu formulieren. |
Stimmhöhe: | Sie sprechen nicht zu hoch, sondern vermitteln mit sonorer Stimme Gelassenheit. Sie nutzen die natürliche Resonanz ihrer Stimme, damit ihr Telefonpartner das Zuhören als angenehm empfindet. |
Artikulation: | Sie sprechen deutlich, mit merkbar starker Lippenbewegung und ihre Aussprache entspricht der deutschen Standardlautung. Wenn sie eine leicht dialektale Einfärbung hören lassen, signalisieren sie, aus welcher Region sie stammen. |
Pausen: | Sie setzen gezielt Pausen ein, denn besonders bei längeren Erklärungen wirkt kurzes Innehalten wie Labsal. Und sie geben mit Sprechpausen ihrem Telefonpartner Gelegenheit, in den Dialog zu kommen. |
Damit sich ihr Sprechen und ihre Stimme wie gewünscht entfalten, atmen sie bewusst mit ihrem Zwerchfell: Beim Einatmen wölbt sich ihr Bauch leicht und der Impuls für das Ausatmen kommt von der Bauchmuskulatur. Um sich das Atmen zu erleichtern, tragen sie bequeme Kleidung und lehnen sich salopp an die Stuhllehne oder stehen beim Telefonieren entspannt. Sie halten die Sprechmuschel direkt an ihren Mund, damit das Richtmikrofon ihre Stimme gut aufnehmen kann.
Klar formulieren
Professionelle Telefonierer sprechen eine klare und positive Sprache. Sie formulieren locker, ohne überflüssige Floskeln und Füllwörter. Fremdwörter benutzen sie nur, wenn auch ihr Telefonpartner sie kennt. Sie sprechen nicht im Ich-Stil, sondern im Wir- oder Sie-Stil. Statt verschachtelter Sätze bilden Sie einfache Sätze. Sie lernen keine Phrasen auswendig, sondern sprechen in ihrer Sprache. Durch
ihr Formulieren vermitteln sie Einfühlung, Selbstvertrauen, Engagement, Respekt, Aufmerksamkeit und Optimismus.
Professionelle Telefonierer vermeiden abweisende Formulierungen und verwenden empathische.
Abweisende Formulierungen: | Empathische Formulierungen: |
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Professionelle Telefonierer vermeiden unsicher wirkende Formulierungen und verwenden solche, die Selbstvertrauen signalisieren.
Unsicher wirkende Formulierungen: | Formulierungen mit Selbstvertrauen: |
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Professionelle Telefonierer vermeiden gleichgültige Formulierungen und verwenden engagierte.
Gleichgültige Formulierungen: | Engagierte Formulierungen: |
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Professionelle Telefonierer vermeiden abfällige Formulierungen und verwenden respektvolle.
Abfällige Formulierungen: | Respektvolle Formulierungen: |
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Professionelle Telefonierer vermeiden achtlose Formulierungen und verwenden aufmerksame.
Achtlose Formulierungen: | Aufmerksame Formulierungen: |
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Professionelle Telefonierer vermeiden pessimistische Formulierungen und verwenden optimistische.
Pessimistische Formulierungen: | Optimistische Formulierungen: |
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Professionelle Telefonierer sprechen verständlich und mit freundlicher Stimme. Sie formulieren klar mit Empathie, Selbstvertrauen, Engagement, Respekt, Aufmerksamkeit und Optimismus. Sie sind sich der Wirkung ihrer Telefonate bewusst.
Peter Hilbert
Quelle
[1] Friedemann Schulz von Thun