Anforderungen und Analyse zum Hörfunk
„Wenn mitten in einer tragischen Rede sich ein Provinzialismus eindrängt, so wird die schönste Dichtung verunstaltet und das Gehör des Zuschauers beleidigt. Daher ist das Erste und Notwendigste für den sich bildenden Schauspieler, daß er sich von allen Fehlern des Dialekts befreie und eine vollständige, reine Aussprache zu erlangen suche. Kein Provinzialismus taugt auf die Bühne. Dort herrsche nur die reine deutsche Mundart, wie sie durch Geschmack, Kunst und Wissenschaft ausgebildet und verfeinert worden.“[1] | „Wenn mitten in einer Nachricht sich ein Provinzialismus eindrängt, so wird jede Meldung verunstaltet und das Gehör des Zuhörers beleidigt. Daher ist das Erste und Notwendigste für den sich bildenden Nachrichtensprecher, dass er sich von allen Fehlern des Dialekts befreie und eine vollständige, reine Aussprache zu erlangen suche. Kein Provinzialismus taugt für den Rundfunk. Dort herrsche nur die reine deutsche Mundart, wie sie durch Geschmack, Kunst und Wissenschaft ausgebildet und verfeinert worden.“[2] |
Der Normanspruch der Goetheschen Periode reizt, mit seiner Perspektive die heutigen Sprechverhältnisse zu betrachten. Doch gibt es eine Richtschnur, ein Vorbild, an der individuelle Aussprache zu messen ist? – Gefragt ist nicht, ob es eine Person oder eine Personengruppe gibt, um mit deren Aussprache einen Vergleich anzustellen; vielmehr ist die Ausgangsfrage, ob es ein Aussprachemodell, ein Ideal gibt, an der sich eine Analyse orientieren kann.
Um die Aussprache von Nachrichtensprechern im Rundfunk zu analysieren, bietet sich an, nicht die diachronische, sondern die synchronische Betrachtung zu wählen. Die Analyse braucht keine Diskussion zu präskriptiven Normen, welche auf sprecherische Entwicklungen Einfluss nehmen könnte. Eher ergibt sich der Vorbildcharakter eines Aussprachemodells einerseits aus dem Verständlichkeitsanspruch an gesprochene Sprache und aus dem Wissen um dialektale Sprechweisen andererseits. Jedem aktiven Sprecherzieher ist die Suche nach einem solchen Modell präsent und er kann es anbieten. Denn ähnlich wie die Orthografie festgeschrieben ist, ist es auch die Orthoëpie. Spätestens seit 1898, als „Der Siebs“[3] erschien, sind (normative) Regeln zur Aussprache des Deutschen vorhanden. Damals wandte sich der Normenkanon an einen „gebildeten Hörerkreis“, und das Medium, über das die „hochdeutsche“ Aussprache vermittelt werden sollte, war die Theaterbühne. Deshalb hieß das erste Werk zur deutschen Orthoëpie auch „Deutsche Bühnenaussprache“.
Bühnenaussprache
Die Bühne bot sich damals für das Vorhaben Siebs‘ an – zunächst einmal wegen der relativ hohen Besucherzahl, dann auch wegen des angesprochenen Adressatenkreises, aber auch wegen des „klassischen“ Anspruchs der Inhalte. Die deutschen Klassiker waren auf den Bühnen des deutschen Sprachraums überall vertreten. Ihre Stücke verlangten nach einem Lautstand, der Vorbildcharakter haben sollte und frei zu sein hatte von Regionalismen. Diese Anforderungen resultierten zum einen aus der Anlehnung an die antike „Sprachreinheit“ und zum anderen aus nationalsprachlichen, also bildungspolitischen Interessen. Die „Deutsche Bühnenaussprache“ wollte dem in dreierlei Hinsicht gerecht werden. Einmal war der Anspruch sprachpflegerisch, es galt, den aktuellen Sprechgebrauch auf „der Bühne“ phonetisch festzuhalten. Außerdem sollten im gleichen Arbeitsgang die differierenden Sprechgebräuche vereinheitlichend aufgezeichnet werden. Und zum Dritten zielte der orthoëpische Kanon auf die Verwendung als Anleitung für die Praxis des Schauspielers.
Natürlich konnte und sollte die Arbeit Siebs‘ nicht streng empirischen Anforderungen genügen, da mit der Auswahl der zur Kanonisierung herangezogenen Bühnen und Sprecher wohl noch nicht einmal statistische Repräsentativität gewährleistet war. Dennoch stellte sie erstmals eine phonetisch nachvollziehbare Basis zur Verfügung, auf der Aussprache vergleichbar wurde, eine Orientierungsmöglichkeit, die Verantwortlichen, Protagonisten und Lernenden Hilfe anbot. Bis dato war die Bühne Ausgangs- und Zielpunkt der Siebsschen Arbeit.
Die normative Wirkung der „Deutschen Bühnenaussprache“ ging jedoch weit über das Primärziel Theaterbühne hinaus. Denn jedes Sprechen in ähnlich öffentlicher Situation, wie von der Kanzel, vom Rednerpult und auch im Rundfunk, muss – will sie für einen großen (und überregionalen) Hörerkreis leicht verstehbar sein – deutlich sein, wie auf der Bühne. Folglich orientiert sich der öffentlich Sprechende an den orthoëpischen Regeln der deutschen Hochlautung, welche Hinweise für verständliche Aussprache geben, in gleicher Weise wie sich der Schreibende an die orthografischen Regeln hält, welche Hinweise für allgemein verständliche Kodifizierung des Schreibens geben.
Hörfunk
Das Medium Funk hat bei der Verbreitung überregional verständlicher Aussprache eine herausragende Rolle, da es einen Hörerkreis erreicht, dessen Quantität die Besucherzahl der Bühne weit übertrifft. Hörfunk wirkt wie Fernsehen – ob gewollt oder nicht – in hohem Maße sprecherzieherisch auf die Hörer. Die Sprechhaltung des Sprechers im Hörfunk ist dabei eine andere als die des Schauspielers auf der Bühne (und unterscheidet sich natürlich auch von der des „Alltagssprechers“), weil der Hörfunksprecher nicht darauf zu zielen braucht, auch noch über Dutzende Meter verstehbar zu sprechen, da das Mikrofon sich direkt vor ihm befindet.
Zudem nimmt der Hörende des Funks eine andere Haltung ein als der des Theaters, da er vordergründig nicht in einem Zuschauersessel, sondern zu Hause oder im Auto sitzt oder in einer anderen Weise dem Radio lauscht und nicht gleichzeitig zum Hören passenden visuellen Stimuli ausgesetzt ist. Seine Situation ist privater, dem eigenen Alltagssprechen ähnlicher. Über diese Ähnlichkeit ist auch der Einfluss der Sprechweise stärker, wegen der Tendenz, sich der Aussprache des Gesprächspartners anzupassen. (So gleichen etwa Dialektsprecher ihre Sprechweise der anderer Dialektsprecher an.) Die situative Annäherung an die Alltagskommunikation birgt gleichzeitig für den Hörfunksprecher die Gefahr, sich der vermuteten Sprechweise des Hörerkreises anzubiedern, doch ist der Grad der Gefahr abhängig von den Inhalten, die der Sprecher zu vermitteln hat. Ein Moderator etwa will anderes als ein Nachrichtensprecher.
Moderator
Ein Moderator im Hörfunk ist zwar kein Fernsehquizmaster, doch seine Absicht ist grundsätzlich unterhaltender als die des Nachrichtensprechers. Er hat auf lockere Weise seine Hörer auf seiner Welle zu halten und versucht, sich sprecherisch ihnen anzunähern. Daher bedient er sich einer Aussprache, von der er annimmt, sie werde von seinen Hörern emotional positiv bewertet, als angenehm empfunden – ganz abgesehen von der Wahl seiner Worte. Das bedeutet nicht etwa, seine Artikulation, die Präzision in der Lautbildung, sei nachlässiger, sondern der gesprochene Lautstand ist weniger ausgeprägt. Der Moderator bedient sich einer eher gemäßigten Hochlautung; damit übernimmt er für die Hochlautung eine Vermittlerfunktion zwischen den Polen Hörfunksprecher und -hörer.
Der Moderator ist einerseits ausgebildeter Sprecher, mit unter anderen den geübten Fähigkeiten der Artikulation, der Phonation und des Ausdrucks, andererseits in seiner Sprechhaltung ein scheinbar dialogisierender Kommunikationspartner. Daher kann und soll die Aussprache des Moderators zwischen der des Nachrichtensprechers und der des Durchschnittshörers liegen. Andere Sprecherkomponenten sind gleich, so ist der stimmliche Anspruch an einen Moderator mit dem an einen Nachrichtensprecher identisch, da sie doch beide über dasselbe Medium zu den Rundfunkkonsumenten sprechen, und die Hörer Stimmen hören wollen, die nicht keifend, piepsig oder krächzend, sondern sonor und wohltuend klingen.
Klangliche und phonetische Differenzierungen und Bewertungen sind empirisch schwierig zu erfassen, denn konkrete distinktive Merkmale überschreiten normalerweise nicht die Bewusstseinsschwelle und auch das metaphorische Vokabular dafür ist dem Laien kaum präsent. Daher sind genaue Unterscheidungen, die mit ungeschultem Gehör getroffen werden, kaum mehr als (wohlgemeinte) Spekulation. |
Nachrichtensprecher
Aufgrund der institutionalisierten Sprechsituation, wegen der Ästhetik und der Sprechhygiene sowie wegen der vermuteten Hörererwartung nähert der Sprecher von Rundfunknachrichten den Lautstand seiner Aussprache sehr viel mehr als etwa der Moderator an die sich aus der „Deutschen Bühnenaussprache“ ergebende reine Hochlautung. Der Anspruch an den Vortrag von Meldungen ist informell bis hin zur scheinbaren Neutralität, vor allem weil sich Meinung aus den gemeldeten Daten und Fakten erst ergeben soll. Auch dadurch unterscheidet sich Meldung vom Kommentar. Auch gegen Werbung kontrastiert die Darbietung einer Nachricht, unter anderem durch den Eindruck, den sie bei den Hörern hinterlässt: intellektgerichtet, informativ, sachlich, …
In der Aussprache des Nachrichtensprechers soll all jenes zum Ausdruck kommen, was mit Auswahl und Formulierung der Meldung intendiert war. So muss der Nachrichtensprecher durch seine Stimme Autorität, durch seine Sprechweise Souveränität, durch seine Aussprache Neutralität ausstrahlen. Würde er dies nicht tun, wäre die Glaubwürdigkeit der Nachrichten gefährdet. Deshalb sind an den Nachrichtensprecher im Rundfunk höchste Anforderungen zu stellen.
Die Forderungen an die Aussprache von Nachrichtensprechern dürfen sich – wegen der grundsätzlich unterschiedlichen Funktionen und Situationen – nicht an der Alltagskommunikation, sondern müssen sich – wegen ihres Vorbildcharakters für fast alle Bevölkerungskreise – an dem Idealtypus der Hochlautung orientieren. Das Ideal der Hochlautung dient als Leitlinie für den Nachrichtensprecher. Der Grad der Annäherung an diesen Idealtypus obliegt den entsprechenden Institutionen in den einzelnen Funkhäusern und nicht selten in der Kompetenz einer einzigen Person.
Zu den Vorstellungen seitens des Funks kommt noch die spezielle Situation des Hörers hinzu. Denn der Hörer konzentriert sich – will er Nachrichten verstehen und memorieren – mit relativ hoher Aufmerksamkeit und will, soll und darf nicht durch die Aussprache des Nachrichtensprechers von den Inhalten abgelenkt werden. Er soll stattdessen durch die Sprechweise des Nachrichtensprechers angeregt werden, nicht bloß sein Radio eingeschaltet zu lassen, sondern vor allem sich den Meldungen mit hohem Interesse zuzuwenden. Ihm muss möglich sein, die natürlich oder situativ begrenzte Kapazität seines Konzentrationsvermögens optimal auf die ihm gesendeten Nachrichten zu lenken.
Die Anforderungen an den Nachrichtensprecher im Rundfunk betreffen qualifizierte Allgemeinbildung, Sprechbildung und Stimmbildung im weitesten Sinne, denn er wirkt auf seine Hörer als kulturelles Vorbild. Der Nachrichtensprecher vermittelt bewusst gewählte Formenwelt, er vermittelt Sprechkultur. |
Da der Nachrichtensprecher im Rundfunk, ob mit redaktionellem Einfluss auf von ihm zu lesende Meldungen oder nicht, Nachrichten aus aller Welt sprecherisch zu vermitteln hat, braucht er zumindest allgemeine Kenntnis und Bildung über kulturelle, wirtschaftliche und politische Hintergründe, will er die Nachrichten glaubwürdig transportieren. Er kann nur, wenn er von dem, wovon er spricht, weitere Informationen besitzt, das Nachrichtenwissen überzeugend weitergeben, denn die Sicherheit seines Sprechens ist abhängig vom Verstandensein der gesprochenen Inhalte.
Der Nachrichtensprecher muss folglich kulturell, wirtschaftlich, politisch, geografisch interessiert sein, er muss belesen sein und umfassendes Wissen besitzen. Die Allgemeine Hochschulreife ist die mindeste Voraussetzung. Wie in vielen anderen Bereichen auch stiegen in den vergangenen Jahren auch die Qualifikationen, die Bewerber für den Beruf des Nachrichtensprechers mitzubringen haben. Mittlerweile wird offensichtlich nicht mehr allein ein abgeschlossenes Hochschulstudium verlangt, sondern möglichst noch eine Promotion. Das ist wohl eine überzogene Anforderung, da eine ausschließlich wissenschaftliche Qualifikation zum einen wohl kaum eine Aussage über die Allgemeinbildung machen kann und will und zum besonderen auch nicht über die Ausdrucksfähigkeit eines Sprechers oder einer Sprecherin. Über die Sprechfähigkeit eines Bewerbers könnte nur der Nachweis einer fundierten Sprechbildung eine Aussage machen, will man sich nicht ausschließlich auf die Zufälligkeiten einer Sprechprobe verlassen. (Das hatte wohl auch Reinhard Appel im Sinn, als er sagte, die nächste Sprechergeneration in den Medien würde professioneller werden.[4])
Sprechbildung
Doch was soll eine Sprechausbildung für Nachrichtensprecher und Nachrichtensprecherinnen leisten, um den Ansprüchen an ein kulturelles Vorbild gerecht zu werden?
- Die Sprechbildung stellt eine sichere Artikulation in optimaler Nähe zur reinen deutschen Hochlautung sicher – sowohl bei den einzelnen Lauten als auch für möglichst alle vorkommenden Lautkombinationen.
- Sie gibt das Wissen um die orthoëpischen Regeln der deutschen Hochlautung, zum Beispiel Vokalneueinsätze zu beachten oder die aus offener Tonsilbe, Anlautung und Auslautung resultierenden Lautqualitäten zu phonieren.
- Sie übt den Bewegungsablauf bei der Artikulation im gesamten individuellen Umfang, insbesondere bei den Kiefer- und Lippenbewegungen.
- Sie gibt Sicherheit bei den Setzungen der Akzentuierung in Lesefluss und Satzspannung.
- Sie lässt eine Vorstellung angemessener und differenzierender Phrasierung entstehen.
- Sie schließt nach speziellem individuellem Training Hyperartikulationen aus.
- Sie bildet die Fähigkeit aus, text- und situationsadäquat zu lesen.
Ohne solche sprecherzieherische Ansprüche wäre eine Ausbildung für Nachrichtensprecher sinnlos, da er ohne ihre Wirkungen nur zufällig inhalts- und rezipientengemäß Nachrichten vermitteln könnte. Mit ihrer Hilfe jedoch kann er sowohl den institutionellen, den eigenen und den Höreransprüchen als auch den kulturellen Anforderungen gerecht werden.
Stimmbildung
In ähnlicher Weise sind auch die Erwartungen an seine Stimme zu formulieren, denn auch an sie sind Vorstellungen eines kulturellen Vorbildes geknüpft. Optimaler Stimmklang und optimales Stimmvolumen sind gefordert, da nur durch sie ästhetische Verletzungen der Hörer vermieden und der Wunsch nach aufmerksamem Hören der Meldungen geweckt oder unterstützt wird. Deshalb ist die Frage zu beantworten, was eine angemessene Stimmausbildung für Nachrichtensprecher und Nachrichtensprecherinnen zu beinhalten hat.
- Die Stimmbildung automatisiert das Vollatmen.
- Sie gewährleistet aus natürlichen, ästhetischen wie hygienischen Motiven einen elastischen Stimmeinsatz.
- Sie stellt beim Sprechen eine Ausgangstonhöhe in der Indifferenzlage sicher.
- Sie trainiert eine möglichst große Variation der Sprechmelodie nach oben und unten.
- Sie übt die Dynamik der Stimme im ganzen Spektrum des Möglichen.
- Sie schärft das Gefühl für den individuellen Stimmausdruck.
- Sie optimiert die Resonanzen.
- Sie betrifft den gesamten Stimmumfang des Sprechers respektive der Sprecherin.
Ohne ein Training der stimmlichen Komponenten wäre kaum eine stimulierende Wirkung möglich, deren der Nachrichtensprecher bedarf. Trotz dieser Differenzierungen muss deutlich bleiben: Nur durch das synergetische Zusammenwirken der Allgemeinbildung, der Sprechbildung und der Stimmbildung kann der Nachrichtensprecher seine Meldungen angemessen vorlesen. Was „Angemessenheit“ meint, wird im Sprechausdruck deutlich.
Sprechausdruck
Der Sprechausdruck des Nachrichtensprechers bezieht sich auf Faktoren, die zwar auch außerhalb seines Einflusses liegen, aber gleichfalls bestimmt sind von inneren, emotionalen Bedingungen, die von den aktuellen persönlichen Um ständen sowie von seinem Verhältnis zum zu lesenden Text abhängen.
- Der Sprechausdruck muss zunächst bei den Verantwortlichen Gefallen finden, sonst wird er nicht eingesetzt.
- Er muss so interessant sein, dass der Funke des eigenen Interesses auf den Hörer überspringt.
- Er muss so „neutral“ sein, dass der Eindruck beim Hörer, durch die Nachrichten manipuliert zu werden, nicht entsteht.
- Er muss so variabel sein, dass die Aufmerksamkeit und die Konzentration des Hörers während der gesamten Nachrichtensendung nicht sinkt.
- Er muss so wirken, als sei er durch die Nachricht selbst bestimmt.
- Er muss alle genannten Faktoren gleichzeitig erfüllen.
Selbstverständlich kann die Praxis diesen idealisierten Ansprüchen nur annähernd und mit individuellen Abweichungen gerecht werden. Jedoch sollte der Nachrichtensprecher im Rundfunk für seinen Sprechausdruck genau diese Annäherung im Sinne haben. Denn er liest die Meldungen nicht unüberlegt, sondern er orientiert sich beim Lesen an seinen Vorstellungen von Angemessenheit, die mitgeprägt sind von den Reaktionen anderer auf sein Sprechen und von seinen Spekulationen über mögliches Gefallen und Missfallen bei seinen Hörern allgemein. Diese Vorstellung hat er während seiner Vorbereitung und Ausbildung zum Nachrichtensprecher entwickelt.
Insgesamt betrachtet sind an den Nachrichtensprecher im Rundfunk wegen seiner tradierten und funktionalen Stellung als kulturelles Vorbild höchste Ansprüche an Bildung und Praxis zu stellen, da sein Sprechen nachhaltig auf die Rundfunkhörer wirkt.
Aussprachevergleiche
Doch was nützen alle Überlegungen zu „Modellcharakter“, „Tradition“, „Vorbild“, „Ansprüchen“ usw. zum Nachrichtensprecher, wenn das Theoretische nicht auch mit kritischem Hören (und Kritik meint hier ausdrücklich das Augen- und Ohrenmerk auf Positives wie Negatives, auf ästhetische und weniger angenehme Stimmen, auf angemessenen wie auf inadäquaten Sprechausdruck, auf Orthoëpisches wie auf Normabweichungen) verglichen wird mit der alltäglichen Praxis des Nachrichtensprechens? So wurden am 21. September 1985 die Nachrichtensendungen von neun Rundfunkanstalten zwischen 18:30 und 20:15 Uhr gesammelt und einer kritischen Analyse unterzogen, bei der die eben dargestellten Anforderungen an Nachrichtensprecher als Kriterien dienten.
Auf die Analyse deutschsprachige Nachrichtensendungen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland wurde bewusst verzichtet.
Die Auswertung ist keine Sprachanalyse der Nachrichten oder gar der Sender, sondern die schlichte Analyse der Aussprache einzelner Sprecher, die zufällig in diesem Zeitraum die Nachrichten gelesen haben. |
Sprechen
Generell war die Artikulation bis auf die eines Sprecher leicht verständlich. Bei der einen Ausnahme litt das Verstehen unter den unexakten Artikulationsstellungen und -übergängen. Bei der Aussprache des Wortes „Uhr“ wurde bei fünf von neun Sprecherinnen und Sprechern der R-Laut nicht bloß im Mangoldschen Sinne vokalisiert, sondern so weit geöffnet, dass nur ein offener E-Laut zu hören war. Im gesamten Korpus bildeten die (uvularen) R-Laute, insbesondere im Auslaut nach langem Vokal, offensichtlich die größte Schwierigkeit in der Artikulation, so bei den Wörtern „war“, „Bahr“, „vor“, „zwar“ usw. Doch auch nach kurzen Vokalen, wenn auch seltener, waren Zäpfchenschwingungen bei den R-Lauten nicht immer zu hören, so bei „verehrt“, „morgen“, „November“ und vielen anderen mehr. Sehr weit verbreitet, obwohl nicht durchgängig, waren Lenisierungen von Endungs-T-Lauten, wie in „ist“, „Nacht“, „hat“, „selbst“ usf. Eher als umgangssprachlich müssen bei sämtlichen Sprecherinnen und Sprechern der Auswahl vor allem auch die „-ten“-Endsilben bezeichnet werden, die zum Teil bis zum einfachen [n] herabgestuft wurden, so etwa in „Nachrichten“, „konnten“, „formulierten“ etc. Erwähnenswert sind auch Nasalierungen bei langen A-Lauten und bei Diphthongen, zum Beispiel bei „nach“, „bekam“, „zweites“, „erneuert“ usw.
Wie kaum anders zu erwarten, folgten die Sprecherinnen und Sprecher prinzipiell den Regeln der deutschen Hochlautung. Dennoch gab es offenkundige Unsicherheiten bei der stringenten Realisierung der orthoëpischen Regeln. Sehr unzulänglich wurde die Auslautverhärtung angewendet, und zwar bei allen Verschlusslauten, obgleich auch in diesem Bereich einige Unterschiede bei den Aspirationsstufen zu hören waren. Beispiele für unverhärtete D-Laute waren unter anderen „Grad“, „Land“, „Abend“, „aufgrund“. Unverhärtete G-Laute waren zum Beispiel zu hören in „Parteitag“, „Flug“, „Weg“. Vernachlässigt wurde die Auslautverhärtung bei B-Lauten etwa in „Abschluss“, „hervorhob“, „Abrüstung“ etc.
Vokalisierte R-Laute, Lenisierungen von Verschlusslauten oder Nasalisierungen von Vokalen sind Ungenauigkeiten in der Artikulation, sie betreffen eher die Artikulationsstellung als die Artikulationsbewegung. |
Sehr unregelmäßig wurden anlautende S-Laute stimmhaft gesprochen, so nicht in „sagte“, „sozial“, „sechs“, „Gesetz“ usf.
Keine Nachrichtensprecherin und kein Nachrichtensprecher vernachlässigte Lautungsregeln durchgängig. |
Die Bewegungsabläufe betreffen vornehmlich die Übergänge zwischen einzelnen Lauten. So wurden häufig die Übergänge zwischen homorganen Konsonanten, hauptsächlich bei Sibilanten, einheitlich gesprochen, wie etwa in „es sei“ (stimmlos) und „dies sei“ (stimmlos) oder auch „un(d) die“ (stimmhaft), „aufgrun(d) der“ (stimmhaft), „Flu(g)gesellschaft“ (stimmhaft) usw. Aber auch erforderliche Lippenbewegungen nach Rundungen wurden nicht immer vollzogen, zum Beispiel in „Wirtschaft“, „Stimme“ o.ä. Die Bewegungsträgheit führte sogar bis zur Elision mehrerer Laute – nicht etwa bloß bei Endungen –, so in „f(ür) verschuldete“, „freigemach(t) wer(den)“, „s(ie) werden“, „Personen (u)ms“ etc.
In ähnlicher Weise wurden auch Vokalneueinsätze behandelt, statt derer in einigen Lautkombinationen Bindungen zu hören waren, wie in „Mexiko ist“, „zu erhalten“ usw. Wie in der Umgangslautung auch, wurden Konsonant-„en“-Endungen sehr häufig assimiliert, zum Beispiel in „Nachrichten“, „einigen“, „voranzutreiben“ etc.
Auffällig war die deutliche Korrelation zwischen Sprechgeschwindigkeit und Präzision des Bewegungsablaufs: Je langsamer ein Sprecher oder eine Sprecherin sprach, umso genauer waren die Artikulationsbewegungen. |
Mühelos wurden sämtliche Wortakzente gesetzt. Obgleich vor allem temporale Akzentuierungen in keiner Sendung des Korpus zu hören waren und melodische Akzentuierungen nur in außerordentlich geringer Breite zu erkennen waren, glichen die deutlichen dynamischen Akzentuierungen das Mittelmaß der beiden anderen sicherlich aus. Denn zum einen blieb die Sprechgeschwindigkeit bei sämtlichen Sprechern und Sprecherinnen konstant und zum anderen war die Sprechmelodie durchgängig von ausschließlich der stereotypen Satzspannung bestimmt, aber – abgesehen von einigen abgesetzten Parenthesen – nicht etwa von den Inhalten. Im Kontrast dazu verstanden es alle Sprecher, die offensichtlich als wesentlich eingeschätzten Informationen der Meldungen durch größere Lautheit beim Sprechen der Stammsilbe des betreffenden Wortes hervorzuheben. Die größte Sicherheit war bei den Eigennamen zu hören. Aber auch die dynamische Hervorhebung von Verneinungen, die bekanntlich für das Verstehen von ausschließlich Gehörtem wesentlich ist, gelang in der Regel. Wenn auch die Sprecher ihre Variationsmöglichkeiten offenkundig nicht völlig ausschöpften, so unterstützten doch ihre Akzentuierungen hinlänglich den Verstehensprozess.
In dem gesamten Sample überhaupt Phrasierungen zu erkennen, die über die Trennung der einzelnen Meldungen (durch Pausen) hinausgingen, war recht schwer. Denn selbst komplexere hypotaktische Konstruktionen wurden mit einer Ausnahme unter den Sprecherinnen und Sprechern nur durch Atempausen unterbrochen. Die Pausen zum Atmen jedoch waren innerhalb der Sätze fast ausnahmslos zwischen Sinnschritten, also adäquat, gesetzt.
Beim Hören dieser Nachrichtensendungen drängte sich der Eindruck auf, als bestehe bei den Nachrichtensprechern und -innen eine Übereinkunft, möglichst ohne Staupausen zu sprechen. Denn abgesehen von der Variation der Sprechmelodie wurde dem Hörer das Verstehen der Inhalte erschwert, indem die Sprecherinnen und Sprecher auf eine Strukturierung der Texte mittels Pausen weitgehend verzichteten.
Überdeutliche Artikulationen und Bewegungsabläufe waren nur an ausgesprochen seltenen Stellen zu hören. Jedoch war mindestens eine Unsicherheit unüberhörbar, die in die Rubrik Hyperkorrektheiten gehört. Denn bei dem Namen „Ludwig Stiegler“ wurde deutlich zwischen Vor- und Familiennamen abgesetzt, wahrscheinlich um den Übergang zwischen hellem CH-Laut zum SCH-Laut zu erleichtern. Desgleichen wurde auch an mindestens einer Stelle von „(n)die“ gesprochen und so überdeutlich die korrekte Lenisierung des D-Lautes erreicht. Wenn jemand in der Vorsilbe „ver-“ den offenen E-Laut fast permanent zum Schwalaut herabstuft und dann an einer solchen Stelle diesen Laut geschlossen spricht, wie im Korpus zu hören, so ist auch dies eine überdeutliche Aussprache. Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass es noch Hyperkorrektheiten auch bei Nachrichtensprechern gibt.
Die Angemessenheit der gelesenen Nachrichten steht zwar auch in Relation zu den genannten Abweichungen von den an die Nachrichtensprecher gestellten Ansprüchen, ist jedoch gleichfalls zu sehen im Zusammenhang mit den Vorstellungen, die wir als Hörer von gesprochenen Nachrichtentexten generell haben. Unter diesen Vorbehalten sind die neun Nachrichtensendungen recht positiv zu betrachten. So gab es während des Lesens kaum Versprecher und das Hörverstehen wurde bei keinem einzigen Wort völlig verhindert. Die einzelnen Meldungen waren in jedem Fall voneinander durch Pausen getrennt und persönliche Interpretationen der Inhalte seitens der Sprecher und Sprecherinnen waren nicht erkennbar. Auch waren die dialektalen Varianten nur in so geringem Maße herauszuhören, dass sie als „gefärbte“ Regionalismen die Akzeptanz der Meldungen nicht beeinflussten. Die Nachrichten wurden also – mit insgesamt nur wenigen Abstrichen – adäquat gesprochen.
Stimme
Die Atemvorgänge beim Lesen über das Medium Hörfunk sind auch für einen geübten und sensibilisierten Hörer nur äußerst schwierig zu erfassen. Trotz ausgereifter Technik von Sende- und Empfangsanlagen könnten nur starke Abweichungen vom gesunden Atmen, wie etwa eine Schnappatmung, festzustellen sein. Andere die Atmung betreffende Auffälligkeiten, wie das Atmen an unangemessenen Stellen (etwa innerhalb von Wortblöcken) oder auch zu gepresstes Atmen, haben Auswirkungen, die bei der Phrasierung oder beim Stimmeinsatz analysiert werden. In dem vorgestellten Korpus waren Fehlformen des Atmens bei keiner Sprecherin und bei keinem Sprecher zu hören.
Bis auf zwei Ausnahmen phonierten die Sprecherinnen und Sprecher der Nachrichtensendungen keineswegs schonend. Hörbar waren die Stimmeinsätze unelastisch und hart. An etlichen Vokaleinsätzen war ein Abknall zu hören. Da diese Stimmen meist gepaart waren mit einer hohen Sprechgeschwindigkeit, entstand ein staccato, das dem Vorbild eines angenehmen Sprechflusses nicht entsprach. Wegen der nicht vorhandenen Elastizität entstand der Eindruck, als wären die Meldungen aggressiv gesprochen. Besonders im Kontrast mit den Sprechern, die ihre Stimmen elastisch ungespannt einsetzten, wirkten die anderen Stimmen fast hektisch und verleideten das Interesse, das dem Inhalt entgegengebracht worden war. Glücklicherweise ließ die Anspannung der Sprecherinnen und Sprecher in den meisten Fällen bereits nach den ersten Sätzen hörbar nach, sodass nur bei den beiden, denen dies nicht gelang, die Härte bis zum Ende der Nachrichten durchklang.
Ihre Stimmumfänge setzten alle Sprecherinnen und Sprecher bei den Sendungen nur in sehr geringer Variationsbreite ein. Dadurch entstanden recht monotone Klangbilder. Wie bei der melodischen Akzentuierung bereits erwähnt, wurden allein mit der Abwechslung in Stimmhöhe und -tiefe, relativ zur mittleren Sprechstimmlage, kaum Verstehenshilfen und Interessens- oder Aufmerksamkeitsmotivierungen geboten. Diese Tatsache ist um so weniger als sinnvoll einzuschätzen, als gerade bei Nachrichten die Satzkonstruktionen nur wenig Abwechslung bieten. Natürlich sind die stimmlichen Variationsmöglichkeiten individuell unterschiedlich, doch könnte eine größere Variationsbreite der Sprechmelodie als die bei den aufgezeichneten Sendungen gehörte die verschiedenen Inhalte der einzelnen Meldungen auch unter Beibehaltung der Forderung nach Objektivität die Darbietung interessanter gestalten.
Die Variationen der Sprechmelodien im Sample waren sehr gering – selbst im Vergleich zur Kompetenz unausgebildeter Stimmen. Das Verhältnis von der am leisesten zu der am lautesten gesprochenen Silbe während der einzelnen Nachrichtensendungen war im Vergleich zu den übrigen Variationsrelationen ausnahmslos akzeptabel. Denn sowohl die mit minimaler stimmlicher Dynamik gesprochenen Laute waren gut vernehmbar als auch waren die Laute maximaler Dynamik noch angenehm zu hören. Diese Einschätzung bezieht sich ausdrücklich auf die Analyse der Textsorte Nachrichten, da andere Texte sicherlich eine sehr viel breitere Dynamik verlangen würden. Da auch die inhaltlichen Stellen, an denen dynamische Akzente eingesetzt wurden, durchaus angemessen herausragten, entsprachen die Sprecherinnen und Sprecher hier ihrem kulturellen Vorbild als Nachrichtensprecher.
Vermessen wäre, aufgrund einer einzigen Nachrichtensendung eines Sprechers oder einer Sprecherin beurteilen zu wollen, wie weit das Gefühl für den eigenen Stimmausdruck ausgebildet ist. Dennoch ist wohl davon auszugehen, dass auch die Sprecher des Korpus sich während der Sendungen an die spezielle Situation des Nachrichtenlesens anpassen wollten. Deshalb kann nicht die ge- oder missglückte Umsetzung der Absichten betrachtet werden, sondern vielmehr nur das Ergebnis, und die Bewertung des Resultats muss wegen der inhärenten Subjektivität der Empirie überlassen bleiben.
Obwohl der gesamte Resonanzumfang über Funk wohl kaum vollständig übertragen wird, lässt sich aus dem Gehörten jedoch hinlänglich auf die von Sprecherinnen und Sprechern eingesetzte Resonanz schließen. Die Stimmen, die während der hier besprochenen Nachrichtensendungen zu hören waren, resonierten alle weit, trotz der Härte bei den meisten Stimmeinsätzen. Zu hören war, dass die Resonanzräume sowohl nach oben und vor allem auch nach unten geöffnet waren – ob diese Öffnungen den individuellen Maxima entsprachen, kann unter den gegebenen Umständen natürlich nicht beurteilt werden. Da der Einsatz der Resonanzräume für die Sonorität von Stimmen unerlässlich ist, ist optimale Resonanz bei jeder der gehörten Stimmen anzunehmen.
Sprechausdruck
Hauptsächlich wegen der allzu hohen Lesegeschwindigkeit müssen bei den Sprecherinnen und Sprechern des Sendungssamples Einschränkungen in der Bewertung der Gefälligkeit des Gesprochenen gemacht werden, wobei sich ein Sprecher durch sein extrem hohes Lesetempo sogar noch negativ hervorhob. Ebenso litt die Gefälligkeit des Sprechausdrucks bei einem Sprecher in besonderem Maße an der unpräzisen Artikulationsbewegung, die an einigen Stellen das Hörverstehen ziemlich erschwerte. Relativiert wird dieses Negativum durch die außerordentliche Klangfülle der gehörten Stimmen, die jeweils wesentlich zu dem angenehmen Gesamteindruck beitrug. Wenn man die Härte der Stimmeinsätze besonders in den Anfangsphasen der Sendungen bei den meisten Sprechern beiseite lässt, können – bis auf eine Ausnahme – die Sprechweisen durchaus als gefälliges Lesen der Meldungen bewertet werden.
Einen Text, so auch eine Meldung, interessant vorzutragen, bedeutet, ihn insbesondere durch Sprechmelodie und Stimmausdruck so variabel zu sprechen, dass die Gehörnerven entsprechend stimuliert werden. Solches Lesen verlangt, individuellen Sprechausdruck des oder der Lesenden in das Vortragen einzubringen. Diesem Anspruch steht beim Sprechen von Meldungen die Vorstellung von „Neutralität“ entgegen. Denn sie erfordert gerade, dass möglichst wenig, im Idealfall gar nichts, von der persönlichen Interpretation des Lesers oder der Leserin zu hören sein darf. Die neun Nachrichtensprecherinnen und -sprecher der am 21. September 1985 zwischen 18:30 und 20:15 Uhr gesendeten Nachrichten versuchten offensichtlich, diesem Gegensatz zu entgehen, indem sie zwar mit Sprechmelodien lasen, die eher uninteressant anzuhören waren, gleichzeitig aber dynamisch deutlich akzentuierten und so mit Variabilität in der Lautheit Hörinteresse wecken oder halten konnten. Die persönlichen Klangfarben ihrer Stimmen wurden kaum eingebracht, womit sie dem Anspruch von „Neutralität“ und „unpersönlich“ gerecht wurden. Auch unter dem Blickwinkel der Dynamik waren Sprechausdruck und Lesequalität von den Inhalten bestimmt, da die Sprecherinnen und Sprecher es verstanden, wesentliche Informationen von Funktionalem zu trennen. Damit und auch aus weiteren, bereits erläuterten Gründen waren die Sprechausdrücke durchaus inhaltsbestimmt.
Nach der strengen, wenn auch durchaus nicht detaillierten Analyse der Aussprachebeispiele von Nachrichtensprechern sollen keine schulmeisterlichen Noten verteilt werden. Jedoch wurde klar, wie Nachrichtensprecherinnen und -sprecher die deutsche Hochlautung als wirkungsvollste Verwender verbreiten und wie sie sich als kulturelle Vorbilder ausnehmen. Aufgrund dieser wenigen Belege konnte deutlich werden, wieso Nachrichtensprecher im Rundfunk nicht nur eine fundierte sprecherzieherische Ausbildung benötigen, sondern in wohl gleichem Maße eine kontinuierliche sprecherzieherische Fortbildung.
Peter Hilbert
Quellen:
[1] Johann Wolfgang von Goethe, Regeln für Schauspieler. 1803
[2] Peter Hilbert nach Johann Wolfgang von Goethe, Regeln für Schauspieler. 1985
[3] Theodor Siebs, Deutsche Bühnenaussprache
[4] Reinhard Appel, Die Fernsehsprache in den Nachrichten. In: Freyr Roland Varwig (Herausgeber), Sprechkultur im Medienzeitalter