Wie ein Gespräch verlaufen wird, ergibt sich auch aus der Anzahl der Gesprächsteilnehmer:
Bei Gespräche zu zweit gibt es nur zwei unterschiedliche Meinungen, die, wenn sie gegensätzlich sind, zu erhöhter Spannung und Distanz führen können. Meist sind Dialoge sehr informativ mit entweder sehr starke oder sehr geringer Beeinflussung, doch Bereitschaft zur Einigung entwickelt sich kaum.
In Gesprächen zu dritt bildet sich schnell eine gewichtige Mehrheit, die eine starke Beeinflussung der Minderheit ergibt. Trialoge sind sehr effektiv und Einigung lässt sich leicht erzielen.
Gespräche zu viert enden sehr oft in Uneinigkeit. Die Meinungen polarisieren sich schnell. Sie sind kaum effektiv.
Große Gesprächsrunden – ab fünf Personen – werden formell oder informell moderiert. Der Gesprächsrahmen ist eher formal, mit zuvor mitgeteilten, meist kontroversen Themen. Die Gesprächsteilnehmer sind aufgefordert, vorbereitet zu sein, und versuchen, sich wechselseitig zu überzeugen, auch indem sie bewusst Rhetorik einsetzen. Die Meinungen sind weniger flexibel als in kleinen Gesprächsrunden und die Gesprächsbeiträge sind generell länger. Je mehr Personen teilnehmen, umso eher sind Wortmeldungen angebracht.
Die universelle Gesprächsrunde ist ein Ideal, eine theoretische Konstruktion. An ihr beteiligen sich unendlich viele. Die Beteiligten streben alle gutwillig die Übereinstimmung sämtlicher Meinungen an und suchen die universelle Vernunft, doch ihre Auseinandersetzung wird niemals zu Ende geführt. Die universelle Gesprächsrunde kann als Vorbild dienen für jedes Gespräch.
Peter Hilbert