Der Widerrede widersprechen

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Instrumente und Techniken zum Verteidigen der eigenen Meinung

Wer in einem Gespräch seine Meinung äußert, kann mit Unterstützung rechnen, mit Zustimmung, mit Kommentaren, mit Fragen, aber auch mit Missverständnissen, mit Gegenmeinungen, Widerständen, Einwänden und mit Provokationen oder auch Aggressionen. Die eigene Meinung will einerseits dargelegt sein, andererseits verteidigt werden. Im Eifer eines Gesprächs lässt sich nicht immer sofort erkennen, ob die Replik eines Gesprächspartners ein konstruktives Mitdenken oder eine missgünstige Provokation oder ein mehr oder weniger angebrachter Scherz ist.

Manchmal schleichen sich, gewollt oder ungewollt, Aggressionen in ein Gespräch – weil ein Beteiligter provoziert oder weil sich jemand provoziert fühlt oder weil ein Scherz nicht als solcher verstanden wurde. Je überraschender die Aggression kommt, umso irritierender wirkt sie auf das Gespräch. Auf eine Aggression mit eigener Aggressivität zu reagieren lässt die Situation dann gerne eskalieren; wenn auch mancher Aggressor Respekt entwickelt, wenn ihm paroli geboten wird,

Aggressionen lassen sich in Gespräche mühelos einführen: Der Aggressor braucht bloß einen Gesprächspartner oder dessen Verhalten auf negative Weise zu thematisieren; beim Gesprächspartner entstehen dadurch negative Emotionen und er reagiert spontan entweder mit Flucht oder Angriff: Entweder er rechtfertigt sich oder zeigt sich gekränkt oder zieht sich zurück – oder er versucht, den Aggressor zu beleidigen oder zu kränken oder ihm Unlauteres zu unterstellen.

Reagiert der Gesprächspartner nicht spontan, sondern reflektiert, behandelt er als aggressiv empfundene Äußerungen wie andere Widerreden: Er übergeht sie ohne Beachtung oder er geht nur indirekt auf die Widerrede ein oder er gibt das Thema der Widerrede an den Kontrahenten zurück oder widerlegt die Widerrede zumindest teilweise oder er widerspricht ihr direkt und klar.

Jede Widerrede belebt das Gespräch, ob sie sachlich ist oder emotional aufgeladen, denn sie zeigt, der Gesprächspartner hat sich mit der Äußerung des Sprechers auseinandergesetzt, und der Sprecher erfährt womöglich Ideen, die er selbst nicht hatte, und das Thema wird von einer zusätzlichen Seite beleuchtet. Erst in der Kontroverse steht der These eine Antithese gegenüber. Daraus kann sich eine Synthese entwickeln oder die These erweist sich als haltbar oder die Antithese obsiegt. Das Resultat des Gesprächs entwickelt sich aus den angeführten Inhalten und aus den argumentativen Fähigkeiten der Kontrahenten.

Widerrede 1Wer weiß, wie er Widerreden begegnen kann, reagiert auf sie schneller und reflektierter, bleibt souveräner und ist in der Lage, das Gespräch sachlich weiterzuführen. Ihm stehen dafür eine Reihe variationsreicher Instrumente und Techniken zur Verfügung.

Die Widerrede übergehen

Ignorieren

Damit sich der Sprecher nicht durch die Widerrede aus seinem Gedankengang bringen lässt, übergeht er sie geflissentlich; doch er ist jetzt vorgewarnt und kann auf eine weitere Widerrede überlegt reagieren. Andere Gesprächsteilnehmer, die das Kontra bemerkt haben, empfinden das Überhören meist als akzeptabel; ansonsten greifen sie ein.

Nonverbal reagieren

Wenn der Sprecher die Widerrede nicht ignorieren, ihr aber auch nicht die Ehre geben will, Worte für sie zu verlieren, unterbricht er seinen Gesprächsbeitrag und schaut den Kontrahenten einen Augenblick lang an, um dann seinen Beitrag zu Ende zu führen.

Unterbrechen

Um eine Eskalation zu vermeiden und vielleicht auch um sich eine angemessene Reaktion zu überlegen, kann der Sprecher, wenn er eine Widerrede hört, auf die er nicht eingehen will, das Gespräch unterbrechen, indem er die Gesprächs­runde auffordert, eine kurze Pause einzulegen. Zum Beispiel so:

  • „Stop. Ich meine, eine Pause tut uns jetzt allen gut, damit sich die Gemüter wieder etwas beruhigen.“
  • „Am besten wird sein, wir machen eine kleine Pause, damit wir uns alle anschließend wieder auf unser Thema konzentrieren können.
  • „Was halten Sie von einer kurzen Pause?“

Die Widerrede indirekt behandeln

Ergänzen

Um die Inhalte der Widerrede nicht zum Thema der Gesprächsrunde zu machen, widerspricht ihr der Sprecher nicht direkt, sondern ergänzt sie unwiederholt mit seiner eigenen Meinung oder einem anderen Aspekt des Themas. Zum Beispiel so:

  • „Ich möchte an Ihre Meinung anknüpfen.“
  • „Der Gedanke, den ich gerade habe, passt zu Ihrem.“
  • „Darf ich Ihre Schlussfolgerung weiterführen?“

Das Thema wechseln

Wenn der Sprecher nicht auf den Inhalt der Widerrede eingehen will, kann er ein anderes Thema anschneiden. Zum Beispiel so:

  • „Mal abgesehen davon, welche Alternativen sind denn aus Ihrer Sicht denkbar?“
  • „Vielen Dank, das ist ein wichtiger Aspekt. Sicher sehen Sie auch, wie bedeutsam das ist, was Ihr Kollege eben gesagt hat.“
  • „Wir könnten Ihren Gedanken sicher noch weiterführen, aber ein anderer ist jetzt wichtiger.“

Fragen

Der Sprecher kann auch vom Inhalt der Widerrede wegführen, indem er seine Entgegnung auf sie als Frage formuliert, vielleicht sogar als hypothetische Frage, die den Kontrahenten thematisiert. Zum Beispiel so:

  • „Wollen wir nicht vorher die betroffene Abteilung befragen?“
  • „Haben wir hier nicht einen anders gelagerten Fall?“
  • „Wie würden Sie reagieren, wenn so etwas von Ihnen behauptet würde?“

Analogien nennen

Wenn der Sprecher sich provoziert fühlt, kann er einen Sinnspruch, ein Zitat oder ein Beispiel anführen, die der Widerrede entgegenstehen. Zum Beispiel so:

  • „Erfahrung ist der Name, mit dem viele ihre Dummheit bezeichnen – sagt Oscar Wilde.“
  • „Mozart schrieb mit 8 Jahren seine erste Symphonie.“
  • „Adenauer war mit 85 Jahren noch Bundeskanzler.“

Andeuten

Wenn der Sprecher sich von der Widerrede genervt fühlt, kann er – eventuell leicht ironisch – zu verstehen geben, was er von der Widerrede hält. Zum Beispiel so:

  • „Auf dieses Zitat habe ich schon lange gewartet.“
  • „Essen alle Deutschen Sauerkraut?“
  • „Wenn es der Diskussion nutzt, stehe ich gerne auf.“

Das Thema zurückgeben

Interesse zeigen

Will der Sprecher den Beweggrund für eine Widerrede oder eine Unzufriedenheit erfahren signalisiert er sein Interesse. Zum Beispiel so:

  • „Sie sind mit dem, was ich sagte, offensichtlich nicht zufrieden; das kann mir nicht egal sein. Mir ist wichtig zu erfahren, was Sie verärgert hat.“
  • „Ich spüre eine gewisse Skepsis in Ihrer Äußerung. Was ist der Grund dafür?“
  • „Mich ärgert, wenn Sie meinen Vorschlag als unrealisierbar bezeichnen. Wie kommen Sie darauf?“

Unterstützung einfordern

Wenn der Sprecher die Widerrede als unzureichend auffasst, kann er den Kontrahenten auffordern, mit zusätzlichen Erläuterungen den Gesprächsfortgang zu unterstützen und ihn um Mitwirkung bitten. Zum Beispiel so:

  • „Das ist ein wichtiger Gedanke, den Sie da einbringen. Vielen Dank. Bitte sagen Sie mir, was wir tun können, um damit konstruktiv umzugehen.“
  • „Die Idee, die Sie eben geäußert haben, ist mir bisher noch nicht gekommen. Wollen Sie sie uns vielleicht etwas genauer erläutern?“
  • „Vielen Dank für den Hinweis. Sagen Sie mir doch bitte, wie er uns weiterbringt.“

Spiegeln

Möchte der Sprecher den Kontrahenten veranlassen zu erläutern, was er mit seiner Widerrede meint, wiederholt er fragend – und lächelnd – die Widerrede oder einen Teil davon. Zum Beispiel so:

  • Kontrahent: „Sie wollen sich ja nur anbiedern!“ – Spiegelung: „Anbiedern?“
  • Kontrahent: „Ihr Vorschlag ist doch sehr egoistisch!“ – Spiegelung: „Egoistisch?“
  • Kontrahent: „Das war ein netter Versuch von Ihnen, uns aufs Glatteis zu führen!“ – Spiegelung: „Aufs Glatteis führen?“

Wiederholen lassen

Um dem Kontrahenten die Chance zu geben, seine Widerrede abzumildern, bittet ihn der Sprecher, die Äußerung zu wiederholen. Zum Beispiel so:

  • „Sind Sie so freundlich und sagen das bitte noch einmal.“
  • „Bitte wiederholen Sie doch mal, was Sie eben gesagt haben.“
  • „Was haben Sie gesagt?“

Gegenfragen

Wenn die Widerrede in eine Frage gekleidet war, kann der Sprecher zurückfragen, um zusätzliche Informationen zu erhalten oder um von sich abzulenken. Zum Beispiel so:

  • „Was meinen Sie mit ‚unpraktisch‘?“
  • „Wieso möchten Sie das wissen?“
  • „Wie sehen Sie das selbst?“

Nachfragen

Bei vagen Andeutungen oder diffusen Missbilligungen, pauschalierenden Bewertungen und Ähnlichem kann der Sprecher nachfragen, um den Widersprechenden zu klarer Stellungnahme zu bewegen. Zum Beispiel so:

  • „Ich habe den Eindruck, Ihnen passt irgendetwas nicht.“
  • „Was sagen Sie selbst zu Ihrem Zitat?“
  • „Woher kennen Sie die Beweggründe aller leitenden Angestellten?“

Zum Thema zurückführen

Einem Themawechsel der Widerrede kann der Sprecher mit dem Bestehen auf dem vereinbarten Thema begegnen – vor allem wenn der Kontrahent mit Nebensächlichkeiten das Hauptsächliche in den Hintergrund schiebt. Zum Beispiel so:

  • „Lassen Sie uns bitte wieder zurück zum Thema kommen.“
  • „Das war jetzt ein thematischer Exkurs.“
  • „Was Sie sagen, ist interessant, doch es gehört im Augenblick nicht hierher.“

Bewerten

Wenn der Sprecher unzufrieden ist mit dem Inhalt der Widerrede, etwa weil er die Gesprächsrunde manipuliert sieht oder Argumente in der Widerrede vermisst, sagt er dem Kontrahenten, was er von der Widerrede hält. Zum Beispiel so:

  • „Meinen Sie, Ihre Beleidigungen bringen uns in unserem Thema weiter?“
  • „Extreme Lösungen sind zwar einfach, doch selten die besten.“
  • „Mit ein bisschen Nachdenken finden wir sicher noch eine bessere Lösung.“

Interpretieren

Wenn der Sprecher den Kontrahenten zu einer klareren Stellungnahme oder zum konstruktiven Mitwirken am Gespräch bewegen will, kann er provozierend dessen Äußerung oder dessen Verhalten deuten. Zum Beispiel so:

  • „Verstehe ich Sie richtig, Sie haben nichts dazu zu sagen?“
  • „Warum wollen Sie keinen Kompromiss?“
  • „Sie finden Ihr Smartphone wohl interessanter als unser Gespräch?

Erläutern lassen

Wenn der Inhalt der Widerrede unklar bleibt und der Sprecher sie als störend erlebt, kann er den Kontrahenten auffordern zu erklären, was er meint und sagen will. Zum Beispiel so:

  • „Sagen Sie das doch bitte mal auf Deutsch.“
  • „Wo ziehen Sie hier die Grenze?“
  • „Glauben Sie, Ihre Meinung zu Außerirdischen bringt uns weiter?“

Die Widerrede – teilweise – widerlegen

Schrittweise widersprechen

Um nicht zu polarisieren, widerspricht der Sprecher nicht pauschal der Äußerung des Kontrahenten, sondern zunächst nur einem Teil. Zum Beispiel so:

  • „Ich möchte zu den Praxisbeispielen in Ihrer Argumentation etwas sagen.“
  • „Mit Ihrem Beispiel habe ich andere Erfahrungen.“
  • „Das hört sich schlüssig an. Doch eine Frage habe ich noch.“

Relativieren

Der Sprecher greift einen Aspekt der Widerrede auf und stimmt ihm zunächst zu. Danach relativiert er seine Zustimmung. Zum Beispiel so:

  • „Sie haben sicher recht, wenn Sie sagen, die Anzahl der Fehler ist zu hoch. Dennoch ist die Fehlerquote deutlich zurückgegangen.“
  • „Sicher ist das Modell nur bedingt aussagekräftig – wie jedes Modell.“
  • „Ja, das ist eine hohe Investition. Doch wer nichts wagt, gewinnt nichts.
  • „Allgemein sind ‚deutsche Werte‘ und ‚soziale Gerechtigkeit‘ sicher bewährte Tugenden und eine gute Basis, um uns die konkreten Fakten vor Augen zu führen.“

Abwägen

Der Sprecher kann einen offenkundigen Nachteil zugeben, auf den die Widerrede hingewiesen hat, und zeigen, dass die Vorteile überwiegen. Zum Beispiel so:

  • „Wirtschaftliche Interessen können in der Tat dazu führen, dass Umweltaspekte vernachlässigt werden. Deshalb wünschen wir uns, wirtschaftliche Anreize für ökologisches Handeln.“
  • „Sicher ist das Modell nur bedingt aussagekräftig. Doch es verdeutlicht anschaulich die komplexen Zusammenhänge.“
  • „Ja, das ist eine hohe Investition. Doch sie lohnt sich, weil sie sich in nur zwei Jahren amortisiert.“

Mutmaßen

Um herauszufinden, ob die Widerrede nur ein Vorwand für andere Interessen ist, kann der Sprecher den Kontrahenten auffordern anzunehmen, dessen Perspektive sei nichtig. Zum Beispiel so:

  • „Angenommen, das Projekt würde doch noch rechtzeitig fertig; würden Sie dann Mitarbeiter für die Umsetzung bereitstellen?“
  • „Nehmen wir für einen Augenblick an, die Ursache für den Fehler läge in Ihrer Abteilung; was würden Sie unternehmen?“
  • „Testen wir doch einmal Ihre Behauptung und gehen davon aus, sie sei falsch; was wären die Konsequenzen?“

Schlussfolgern

Wenn die Widerrede unzulässige logische Schlussfolgerungen zieht, etwa aus einem einzelnen Beispiel Allgemeingültigkeit ableitet, kann der Sprecher den Denkfehler zurückweisen. Zum Beispiel so:

  • „Ihr Beispiel ist gut, aber es hinkt.“
  • „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“
  • „Ausnahmen bestätigen die Regel.“

Verschieben

Wenn der Kontrahent in seiner Widerrede das Thema wechselt, kann der Sprecher wieder zum Thema zurückführen, ohne auf den Inhalt der Widerrede einzugehen. Zum Beispiel so:

  • „Können wir das bitte anschließend besprechen? Jetzt bleiben wir noch einen Moment bei unserem eigentlichen Thema.“
  • „Das ist interessant, doch lassen Sie uns zur Sache zurückkommen.“
  • „Was Sie sagen ist womöglich interessant, doch es führt uns zu einem völlig anderen Aspekt. Bleiben wir doch bitte zunächst beim aktuellen Thema.

Die Widerrede klar zurückweisen

Eindeutig verneinen

Greift die Widerrede die Position des Sprechers direkt an oder passt nicht dazu oder enthält sie nachweislich falsche Fakten, grenzt der Sprecher seinen Standpunkt deutlich von dem des Kontrahenten ab. Zum Beispiel so:

  • „Ich muss Ihnen widersprechen.“
  • „Da bin ich völlig anderer Meinung.“
  • „Ihre Behauptung trifft nicht zu.“

Eingeschränkt verneinen

Wohlmeinend wirkt, wenn der Sprecher seine Ablehnung mit einer Zustimmung zur Position des Kontrahenten einleitet. Zum Beispiel so:

  • „Ich habe volles Verständnis für Sie; aber was Sie vortragen, entspricht nicht den Tatsachen“
  • „Ich wünsche das Gleiche wie Sie, aber Sie wissen, wir stehen mit unserem Wunsch alleine.“
  • „Grundsätzlich haben Sie recht, doch in unserer Situation brauchen wir das Gegenteil.“

Begründend entgegnen

Der Sprecher trägt zum konstruktiven Klima des Gesprächs bei, wenn er der Widerrede mit einer Begründung oder der Schilderung einer Erfahrung entgegnet. Zum Beispiel so:

  • „In einem ähnlichen Fall haben wir andere Erfahrungen gemacht.“
  • „Das funktioniert nicht, weil unser Konzept andere Prioritäten hat.“
  • „Wenn wir fünf Jahre weiter wären, würde ich mich Ihrer Meinung anschließen.

Anerkennend entgegnen

Respekt signalisiert der Sprecher, wenn er der Widerrede widerspricht, nachdem er seine Anerkennung für den Kontrahenten signalisiert hat. Zum Beispiel so:

  • „Ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet schätze ich natürlich. Was allerdings unser Thema betrifft, bin ich anderer Meinung.“
  • „Ihre Expertise in allen Ehren, doch meine Informationen führen mich zu einer anderen Schlussfolgerung.
  • „Ich weiß, Sie kennen sich auf dem Gebiet aus wie kein Zweiter, doch unsere Kunden wünschen eine andere Lösung.“

Umformulieren

Der Sprecher kann aus einer Widerrede Schärfe herausnehmen oder hineingeben, wenn er sie etwas umformuliert. Zum Beispiel so:

  • „Wenn wir uns auf ‚unüblich‘ einigen können, bin ich bei Ihnen.“
  • „Was Sie ‚schrecklich‘ nennen, wird für Sie gleich nur noch ‚ungewöhnlich‘ sein, nachdem Sie die Umstände kennengelernt haben.“
  • „Wollen Sie jetzt über ‚höhere Werte‘ philosophieren oder den Sachverhalt klären?“

Unterstellen

Indem der Sprecher dem Kontrahenten Irrtümer, Unlauterkeiten oder Ähnliches als mögliche Gründe für die Widerrede unterschiebt, provoziert er ihn, sich im Ton oder im Inhalt zu vergreifen. Zum Beispiel so:

  • „Wenn Sie glauben, unser Unternehmen verfolge bei seine Entscheidungen ausschließlich wirtschaftliche Interessen, irren Sie.“
  • „Sie haben offensichtlich nicht verstanden, was unser Thema ist.“
  • „Wenn Sie richtig zugehört hätten, gäbe es jetzt kein Missverständnis.“

Auffordern

Wenn der Sprecher mit dem Verhalten des Kontrahenten unzufrieden ist, kann er ihn

zu einem Gedanken oder zu ein Äußerung ermuntern. Zum Beispiel so:

  • „Wenn Sie etwas dazu zu sagen haben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“
  • „Ich verstehe Sie so, dass der Gedanke Ihnen ungewohnt ist. Nehmen Sie ihn doch bitte einmal als Hypothese.“
  • „Wollen wir nicht etwas freundlicher miteinander umgehen?“

Insistieren

Wenn die Widerrede etwa eine unbewiesene Behauptung enthält oder auf etwas verweist, das der Sprecher ausdrücklich ausgegrenzt hat, oder die Aussage des Sprechers verfälscht, beharrt der Sprecher auf seiner Formulierung oder seiner Perspektive. Zum Beispiel so:

  • „Ich spreche nicht von der Theorie, sondern von der Praxis.“
  • „Ich sage am besten noch einmal, was ich gemeint habe.“
  • „Darf ich begründen, warum hier nur die Zusammenhänge wesentlich sind?“

Peter Hilbert