Rhetorische Inhaltsfiguren

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Verpackung ist das eine, Inhalt das andere

Rhetorische Inhaltsfiguren sind Stilmittel, die beabsichtigte Wirkungen durch die Bedeutung von Inhalten hervorrufen.

Gleichnis

Das Gleichnis – auch Bildgleichnis, Verbildlichung oder Allegorie genannt – stellt etwas Abstraktes mit einem bildlichen Begriff dar oder erweitert die Ersetzungsfigur Übertragung. Beispiele:

  • „Wir sind doch auf demselben Weg und bewegen uns schrittweise aufeinander zu.“
  • „Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler: Mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines Bettlers.“
  • „Er hatte den Sensenmann vor Augen.“
    (statt: „Er wusste, er würde sterben.“)

Die Variante Vergleich – auch Analogie oder Simile genannt – benennt das Gemeinte mit einem bildhaften Ausdruck. Beispiele:

  • „Schwitzen ist, wenn Muskeln weinen.“[1]
  • „Ab und zu flatterte ein Tänzer herein wie ein Falter ans Licht.“[2]
  • „Er war so ruhig wie eine Lehmmauer im Mondlicht.“[3]

Die Variante Vertauschung – auch Metalepse genannt – vertauscht das Gemeinte mit einem Begriff, der nur sehr bedingt damit zu tun hat. Beispiele:

  • „Verflucht sei der Berg, auf dem der Baum wuchs, der zuallererst meine ganzen Sorgen verursacht hat.“[4]
    (statt: „Verflucht sei der Mast des Schiffes, das uns zusammen­brachte.“)
  • „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.”[5]
    (statt: „Du sollst arbeiten, damit du essen kannst.“)
  • „Die Mahlzeit tagt.“
    (statt: „Das Gericht tagt bei einer Mahlzeit.“)

Die Variante Bildbruch – auch Bildvermischung, Widersinn, Alogismus, Katachrese oder Catachresis genannt – schafft eine falsche Verbindung zweier sprachlicher Bilder. Beispiele:

  • „Das habe ich mit eigenem Fleisch und Blut erlebt.“
  • „Das ist das Holz, aus dem Waschlappen gemacht sind.“
  • „Da hat dich jemand hinters Ohr geführt.“

Die Variante Stilblüte produziert ungewollt einen Bildbruch. Beispiele:

  • „Der Zahn der Zeit, der schon manche Träne getrocknet hat, wird Gras auch über diese Wunde wachsen lassen.“
  • „Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen.“[6]
  • „Wir ziehen alle am selben Boot.“

Vorgriff

Der Vorgriff – auch Ankündigung, Vorausnahme, Einwandvorwegnahme, Vorhalt, Vorwegnahme, Prolepsis, Occupatio, Praemunitio oder Prokatalepsis genannt – behandelt ein Thema, bevor die Reihe an ihm ist, oder spricht einen möglichen Einwand selbst an, um ihn zu widerlegen; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Gegensatz. Beispiele:

  • „Nun könnte jemand einwenden, Erwachsene sollten nicht spielen. Was für ein Irrtum! Gerade Erwachsene sollten es tun.“[7]
  • „Später werde ich Ihnen noch einige Referenzen nennen.“
  • „Bald kommt der Sommer mit den langen Tagen. Bald stirbt deine Mutter. Du und dein Vater, ihr beide holt sie vom Friedhof ab.“[8]

Variante Vorausdeutung – auch Antizipation genannt – beschreibt etwas Zukünftiges, bevor sie den Grund dafür nennt. Beispiele:

  • „Wohlan, nun walte Gott, Unheil geschieht.“[9]
    (statt: „Unheil geschieht. Wohlan, nun walte Gott.“)
  • „Bezüglich einer Gehaltserhöhung muss ich Ihnen sagen, dass es keine gibt.“
    (statt: „Sie bekommen keine Gehaltserhöhung.“)
  • „Aber ihnen schloss auf ewig Hekate den stummen Mund.“[10]
    (statt: „Der Mund war stumm, nachdem Hekate ihn ihnen geschlossen hatte.“)

Die Variante Rückgriff – auch Regression genannt – bezieht sich auf bereits Gesagtes. Beispiele:

  • „In meiner Einleitung erwähnte ich bereits Cicero.“
  • „Bei unserem Treffen in der vergangenen Woche haben Sie den Vorschlag befürwortet.“
  • „Die Dialektik haben Sie kennengelernt. Nach Aristoteles ist die Rhetorik das Gegenstück dazu.“

Gegensatz

Der Gegensatz – auch Entgegenstellung, Antithese oder Antitheton genannt – verbindet gegensätzliche Begriffe oder Gedanken. Beispiele:

  • „Durch Eintracht wächst Kleines, durch Zwietracht zerfällt Großes.“[11]
  • „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein.“[12]
  • „Wo die Waldwasser nicht mehr brausend schäumen, die Flüsse ruhig und gemächlich ziehen.“[13]

Die Variante Gegenüberstellung – auch Bathos genannt – verbindet einen höheren Wert mit einem niedrigeren. Beispiele:

  • „Die Explosion zerstörte alle Häuser auf der anderen Straßenseite und meinen Briefkasten.“
  • „Auf der Autobahn ist ein Lastwagen mit Anhänger von der Fahrbahn abgekommen und umgekippt. Dabei wurde ein Verkehrsschild beschädigt.“
  • „Mozart ist tot, Goethe ist tot, Einstein lebt nicht mehr – und mir ist auch schon schlecht.“

Die Variante Wahrscheinlichkeitsvergleich – auch Adynaton genannt – beschreibt durch eine Reihe vorangestellter unmöglicher Vorstellungen indirekt etwas als völlig unmöglich, das bis dahin als möglich erschien. Beispiele:

  • „Wenn die Flüsse aufwärts fließen,
    Und die Hasen Jäger schießen
    Und die Mäuse Katzen fressen,
    Dann erst werd‘ ich dich vergessen.“
    (statt: „Ich werde dich nicht vergessen.“)
  • „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“[15]
    (statt: „Ein Reicher kommt niemals in das Reich Gottes.“)
  • „Eher geht die Welt unter, als dass ich der Entscheidung zustimme.“
    (statt „Ich stimme der Entscheidung nicht zu.“)

Die Variante Vorweggehen – auch Priamel genannt – stellt vor eine Mitteilung eine Aufzählung nicht zutreffender Aussagen. Beispiele:

  • „Ich gehöre nirgendhin, nirgends, in keine Stadt, in kein Land, in keine Zeit – ich gehöre nur zu dir.“[16]
  • „Berliner Kind, Spandauer Rind, Charlottenburger Pferd, sind alle drei nichts wert.“[17]
  • „Ich leb‘ und weiß nit wie lang,
    ich sterb‘ und weiß nit warum,
    ich fahr‘ und weiß nit wohin,
    mich wundert, dass ich so fröhlich bin.“[18]

Definition

Die Definition interpretiert einen Begriff. Beispiele:

  • „Ein Beispiel ist ein einzelnes Ereignis, ein einzelner Gegenstand oder ein Individuum, das einen allgemeinen Sachverhalt erklärt und veranschaulicht und als Muster dafür genannt werden kann.“
  • „Springen ist das Abschnellen des Körpers vom Boden, wobei ein oder mehr Füße eingesetzt werden, um Höhe, Weite oder Tiefe zu überwinden.“[19]
  • „Politik ist Einflussnahme, Gestaltung und Durchsetzung von Forderungen und Zielen in privaten oder öffentlichen Bereichen.“[20]

Die Variante klassische Definition nennt für ein Phänomen den nächsthöheren Oberbegriff und grenzt es ab. Beispiele:

  • „Die Linde ist ein Laubbaum, der sich von anderen Laubbäumen durch seine charakteristischen Herzblätter unterscheidet.“
  • „Ein Brunnen ist ein säulenförmiger Hohlraum, der von der Erdoberfläche senkrecht bis mindestens zum Grundwasserspiegel hinunterreicht.“
  • „Ein Junggeselle ist ein unverheirateter Mann.“

Die Variante Nominaldefinition erklärt das Phänomen vom Namen her. Beispiele:

  • „Eine Schreibmaschine ist eine Maschine zum Schreiben.“
  • „Computer ist das englische Wort für Rechner.“
  • „Netiquette ist gebildet aus ‚net‘ – dem englischen Wort für ‚Netz‘ – und ‚étiquette‘ – dem französischen Wort für ‚Etikette‘.“

Die Variante Inhaltsdefinition zählt die Bestandteile des Phänomens auf. Beispiele:

  • „Ein Baum besteht aus Wurzeln, Stamm, Ästen, Zweigen und Blättern.“
  • „Ein Schachspiel besteht aus Schachbrett und Schachfiguren.“
  • „Die Bundesregierung besteht aus Bundeskanzler und Bundesministern.“

Die Variante Umfangsdefinition erklärt das Phänomen durch mehrere seiner Erscheinungsformen. Beispiele:

  • „Bei den Bäumen unterscheiden sich zunächst Laubbäume und Nadelbäume.“
  • „Als Küchen gibt es Arbeitsküchen, Essküchen und Wohnküchen.“
  • „Projekte werden unterschieden nach einfachen, mittleren und komplexen Projekten.“

Die Variante Ausgrenzungsdefinition – auch Exclusio genannt – nennt, was nicht zum Phänomen gehört. Beispiele:

  • „Ein Füller zählt nicht zu den Kugelschreibern.“
  • „Ein Helikopter ist kein Flugzeug.“
  • „Tomaten sind kein Obst.“

Die Variante Scheindefinition gibt vor, etwas zu erklären, äußert aber nur eine Meinung. Beispiele

  • „Purex ist Geschmack.“
  • „Der Nato-Doppelbeschluss bedeutete Frieden.“
  • „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“[21]

Die Variante Augenschein – auch Evidenz genannt – behauptet etwas in der Formulierung eines Aussagesatzes und zeigt einen Gegenstand oder gibt das Geschehen aus der Perspektive eines Augenzeugen wieder. Beispiele:

  • „Das hier ist die Mordwaffe.“
  • „Ein Passant sagte: ‚Das Auto überschlug sich dreimal.‘“
  • „In einer Stadt fahren nun mal viele Autos.“

Die Variante Worthäufung – auch Häufung, Akkumulation oder Accumulatio genannt – stellt anstelle eines Oberbegriffs eloquent viele Einzelheiten mit vielen Unter­begriffen oder Detaileindrücken dar; vergleichbar mit den Wortfiguren Beiordnung, Mehrfachausdruck und Beiordnung. Beispiele:

  • „Wir sprechen von der Kunst, mit melodischen, artikulatorischen, ironischen, politischen, logischen und psychologischen Elementen umzugehen.“
    (statt: „Wir sprechen von Rhetorik.“)
  • „Sie wanderten durch Feld, Wald und Wiesen.“
    (statt: „Sie wanderten durch die Natur.“
  • „Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt‘ und Felder.“[22]
    (statt: „Nun ruht die Welt.“)

Die Variante Trennung – auch Dihärese genannt – nennt einen Begriff und erklärt ihn detailliert. Beispiele:

  • „Diesen Mann gibt es nicht. Wir stellen ihn erst her. Wir sagen: Er hat Arme und Beine, einen Rumpf und die benötigten Organe. Einen Kopf mit allem, was dazu gehört, setzen wir ihm in der gleichen Weise auf. Und jetzt bekleiden wir ihn mit einem grauen Anzug und schwarzen Schuhen und geben ihm einen Hut in die Hand.“[23]
  • „Jeder wollte kommen – Frauen, Männer, Kinder, Alte, Junge.“
  • „Ist was, das nicht durch Krieg, Schwert, Flamm und Spieß zerstört?“[24]

Die Variante Verdeutlichung – auch Aporie oder Aporia genannt – verdeutlicht einen Begriff durch eine Ergänzung. Beispiele:

  • „Die Zeit ist eine Illusion oder ist sie real und erfahrbar?“
  • „O Sokrates, noch ehe ich mit dir zusammengekommen bin, habe ich schon gehört, dass du nichts kannst, als, wie du selbst immer ratlos bist, so auch andere in Ratlosigkeit zu versetzen.“[25]
  • „Das Nichts kann nicht sein, da es sonst ja etwas Seiendes wäre. Es kann aber auch nicht nicht sein, da es auch dann seiend wäre.“

Anspielung

Die Anspielung – auch Allusion genannt – deutet einen Inhalt nur an; anders als die Anspielung als Klangfigur. Beispiele:

  • „Sie wissen, was ich meine.“
  • „Es gibt Wichtigeres als den Frieden.“[26]
  • „Ein Bild, ein Bild, mein Pferd für’n gutes Bild!“[27]
    (Anspielung auf: „Ein Pferd! Ein Pferd! Ein Königreich für ein Pferd!“[28])

Die Variante Würdigung – auch Captatio benevolentiae genannt – drückt Wertschätzung aus. Beispiele:

  • „Ich freue mich, heute mit Experten zu sprechen.“
  • „Ich sehe, Sie sind Profis.“
  • „Sehr geehrte Damen und Herren!“

Die Variante Handlungsumschwung – auch Wiedererkennen, Peripetie oder Anagnorisis genannt – weckt zunächst eine Erwartung, enttäuscht sie dann aber sogleich, indem sie die Handlung anders als erwartet fortführt. Beispiele:

  • „Die Kroaten sollen auf alles treten, was sich bewegt? Da hat unser Mittelfeld ja nichts zu befürchten.“[29]
  • „Am 13. […] schlug der Blitz in die hiesige Kreuzkirche – und setzte Tages darauf seine Reise weiter fort.“[30]
  • „Das Schönste an einem guten Wein ist doch das Pils danach.“

Die Variante Andeutung – auch Übergehen, vorgebliche Auslassung, Präterition, Praeteritio oder Paralipse genannt – erwähnt einen Gedanken, der vorgeblich unausgesprochen bleiben soll. Beispiele

  • „Ich will mir nicht vorstellen, was ein anderes Unternehmen in einem solchen Fall machen würde.“
  • „Dass unser Abschied kühl und gehalten in seiner Form war, erübrigt sich wohl zu sagen.“[31]
  • „Ganz zu schweigen davon, dass Kinder viel Geld kosten.“

Die Variante Sprichwort – auch Sentenz, Sententia oder Chrie genannt – verwendet einen Merkspruch oder eine allgemein gültige ethische Maxime. Beispiele:

  • „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“
  • „Irren ist menschlich.“ (Errare humanum est.)
  • „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“[32]

Spott

Der leichte Spott – auch Ironie, Dissimulatio, Antiphrasis oder Antiphrase genannt – vermittelt erkennbar nicht die wirkliche Meinung. Beispiele:

  • „Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann.“[33]
  • „Dieses Produkt ist wohl wieder von Ihren ‚Experten‘ entwickelt worden.“
  • „Du bist mir ein schöner Freund!“

Die Variante Schmähung – auch Sarkasmus genannt – steigert den leichten Spott zum boshaften Verlachen. Beispiel:

  • „Viele Psychotiker spüren keinen Leidensdruck. – Es sei denn, sie kommen in die Psychiatrie.“
  • „Die Ursache Ihrer Krankheit werden wir bei Ihrer Obduktion feststellen.“
  • „Eine kaputte Glühbirne hat mehr Ausstrahlung als Sie.“

Die Variante Hohn – auch Zynismus genannt – äußert sich gehässig, verletzend, menschenverachtend. Beispiele:

  • „Waterboarding verhindert Terroranschläge.“
  • „Wenn eine Frau enge Jeans trägt, provoziert sie, vergewaltigt zu werden.“
  • „Zivile Opfer? – Wo gehobelt wird, da fallen Späne.“

Anekdote

Die Anekdote – auch Erzählung, Exkurs, Verwirrung, Wortschwall oder Narration genannt – verlässt das Thema mit einer illustrierenden Erzählung.

Eine Variante der Anekdote ist die Überraschung – auch Pointe oder Sustentio genannt. Sie überrascht am Ende eines Satzes oder einer Sentenz mit einer unerwarteten Zuspitzung; vergleichbar mit der Wortfigur Scheinwiderspruch. Beispiele:

  • „Schmutzige Fingernägel allein sind kein Beweis dafür, dass man im Recht ist.“[34]
  • „Es gibt Leute, die bereit sind, die Freiheit zu schützen bis nichts mehr von ihr übrig ist.“[35]
  • „Wenn einer, der mit Mühe kaum
    Gekrochen ist auf einen Baum,
    Schon meint, dass er ein Vogel wär,
    So irrt sich der.“[36]

Die Variante Kette reiht Aussagen aneinander und nimmt dabei einen vorangehenden Begriff auf. Beispiele:

  • „Und plötzlich wird das Schöne fragwürdig, das Fragwürdige lächerlich und das Lächerliche lächerlicher als je zuvor.“[37]
  • „Wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, dass Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.“[38]
  • „Ich helfe ihm, weil ich an seinen Lösungsvorschlag glaube. Ich glaube an seinen Lösungsvorschlag, weil ich ihm vertraue. Ich vertraue ihm, weil ich ihn schon dreißig Jahre kenne.“

Die Variante Überfluss – auch Redundanz genannt – erweitert Ausführungen mit vielerlei Unnötigem. Beispiel:

  • „‘Bei der Schlussfeier der XVI. Olympischen Sommerspiele schickten die australischen Salutschützen dem Muskelkrieg von Melbourne ein martialisches Echo nach. Die Artilleristen Ihrer Majestät der englischen Königin lieferten den aktuellen kriegerischen Kulissendonner zu jenem olympischen Schauspiel, das inmitten einer sehr unfriedlichen Welt zum schlechten Stück geworden war. Sie kanonierten die wie einen Zylinderhut aufgestülpte Schlussfeier-Stimmung und alle preisenden Reden von der Gleichheit und Brüderlichkeit unter Sportsleuten zu eitel Schall und Rauch.‘ […] Versucht man, das Zitat aus seiner Zeitschrift ins Deutsche zurück zu übersetzen, so ergeben sich zwei Sätze, die in der Tat knapp sind: ‚Bei der Schlussfeier der Olympiade wurde Salut geschossen. Das hat uns missfallen.‘“[39]

Die Variante Beispiel – auch Einzelheit oder Exemplum genannt – gibt ein Beispiel oder mehrere für eine Behauptung oder für einen Sachverhalt, aber nie als Beweis, damit es nicht mit einem Gegenbeispiel widerlegt werden kann; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Vergleich. Beispiele:

  • „Telefonate können stören, zum Beispiel Werbeanrufe.“
  • „Er geht zum Beispiel selbst in die Natur, um zu forschen.“
  • „Viele Vögel, wie beispielsweise Rotfinken, sterben aus.“

Die Variante Floskel – auch Phrasendrescherei genannt – sagt etwas Oberflächliches, Banales. Beispiele:

  • „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.“
  • „Der Ball ist rund.“
  • „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Die Variante Zitat – auch direkte Rede, Quelle, Sermocinatio oder Ethopoiia genannt – lässt eine Person (erfundene) Worte sprechen. Beispiele:

  • „Das sind die Leute, die nach einem Misserfolg sagen: ‚Na, das haben wir doch kommen sehen!‘“[40]
  • „Und so schließe ich dann dieses Kapitel mit einem Ausspruch, der die Tante Jolesch nicht nur in sprachlicher Hinsicht auf dem Höhepunkt ihrer Formulierungskraft zeigt: ‚Was ein Mann schöner ist als ein Aff’, ist ein Luxus.‘“[41]
  • „Auch Angela Merkel sagt: ‚Wir schaffen das.‘“

Die Variante umgekehrte Reihenfolge – auch Nachholtechnik oder Hysteron proteron genannt – beschreibt ein Geschehen in umgekehrter Reihenfolge; vergleichbar mit der Wortfigur Ungeläufigkeit. Beispiele:

  • „Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen.“[42]
  • „Mein Handeln und Planen hat zum Erfolg geführt.“
  • „Lasst uns sterben und uns in die Waffen stürzen!“[43]

Die Variante Wunsch – auch Desiderium genannt – wünscht anderen etwas Positives. Beispiele:

  • „Vergelt’s dir Gott!“
    (statt: „Danke!“)
  • „Guten Appetit!“
  • „Guten Tag!“

Scheinfrage

Die Scheinfrage – auch rhetorische Frage genannt – stellt eine Frage, ohne eine Antwort zu erwarten, weil ihre Frage als Aussage, Behauptung oder Aufforderung gemeint ist. Beispiele:

  • „Hätte ich etwa nach solchen Worten wie ein Ochse daneben
    stehenbleiben sollen?“[44]
  • „Was ist schon normal?“
  • „Wie lange willst du unsere Geduld noch missbrauchen?“
    (statt: „Missbrauche unsere Geduld nicht länger!“)

Die Variante Anheimstellung – auch Permissio genannt – erfragt zum Schein eine bereits getroffene Entscheidung. Beispiele:

  • „Wollt ihr Butter oder Kanonen?“[45]
  • „Sollen wir etwa den korrupten Mann wieder einstellen?“
  • „Möchten Sie, dass ich wieder weggehe?“

Die Variante Befragung – auch Percontatio genannt – stellt eine Frage und gibt sogleich selbst die Antwort. Beispiele:

  • „Wer hat die schönsten Schäfchen? Die hat der gold‘ne Mond.“[46]
  • „Bin ich der Kühnste von allen? Überhaupt nicht.“[47]
  • „Wer hat denn hier gelogen? Das warst du doch!“

Die Variante Beeinflussung – auch Suggestion genannt – legt eine gewünschte Reaktion sehr nahe – auch durch ständiges Wiederholen. Beispiele:

  • „Die Zahlen lügen doch nicht.“
  • „Die Kalt-Aktiv-Leuchtkraft-Formel sorgt für perfekte Reinheit.“[48]
  • „Erfüllen Sie sich jetzt Ihre Wünsche – mit dem günstigen Ratenkredit.“[49]

Quellen

Heinz Lemmermann. Lehrbuch der Rhetorik
Karl-Heinz Göttert. Einführung in die Rhetorik
Bernhard Sowinski. Deutsche Stilistik
Gerhard Lange. Figuren und Tropen
Andreas Müller. Rhetorik
Hans Baumgarten. Compendium Rhetoricum
Hellmut Geißner. Rhetorik
Friedrich Maier. Cicero in Verrem
dtv-Lexikon
Duden. Newsletter
http://de.academic.ru
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Stilmittel
www.li-go.de

[1] Horst Evers
[2] Max Frisch
[3] Raymond Chandler
[4] Euripides
[5] Bibel
[6] Ingrid Matthäus-Maier
[7] Cicero
[8] Ilse Aichinger
[9] Hildebrandslied
[10] Friedrich Schiller
[11] Sallust
[12] Andreas Gryphius
[13] Friedrich Schiller
[14] Friedrich Schiller
[15] Bibel
[16] Franz Werfel
[17] Gero von Wilpert
[18] Martinus von Biberach
[19] Wikipedia
[20] Klaus Schubert, Martina Klein
[21] Carl von Clausewitz
[22] Paul Gerhardt
[23] Johannes Bobrowski
[24] Andreas Gryphius
[25] Platon
[26] Alexander Haig
[27] Heinrich Heine
[28] William Shakespeare
[29] Berti Vogts
[30] Georg Christoph Lichtenberg
[31] Thomas Mann
[32] Friedrich Schiller
[33] William Shakespeare
[34] Peter Handke
[35] Heinar Kipphardt
[36] Wilhelm Busch
[37] Wolfgang Hildesheimer
[38] Bibel
[39] Hans Magnus Enzensberger
[40] Herbert Wehner
[41] Friedrich Torberg
[42] Johann Wolfgang von Goethe
[43] Vergil
[44] Hans Erich Nossack
[45] Joseph Göbbels
[46] Heinrich Hoffmann von Fallersleben
[47] Cicero
[48] Henkel
[49] Commerzbank