Das Nötigste in Beispielen
Wozu brauchen wir Grammatik? Damit wir Sprache besser zu begreifen und besser über sie reflektieren und kommunizieren können. Wer die Systematik einer Sprache versteht und die Elemente des Systems benennen kann, vermag Sprache besser zu nutzen, sie gezielter für das eigene Wollen einzusetzen und genauer ihre Wirkung zu entfalten. Wer das Nötigste von der Grammatik seiner Sprache kennt, kann variabler und prägnanter, verständlicher und effektiver sprechen und schreiben.
Die Wortarten
Die deutsche Sprache kennt zehn Wortarten, also zehn Gruppen von Wörtern mit den jeweils gleichen grammatischen Eigenschaften. Sie lassen sich unterteilen in sechs flektierbare, also beugbare, Wortarten, deren Form verändert werden kann, und vier nicht flektierbare, also nicht beugbare, Wortarten, deren Form nicht verändert werden kann.[1]
Eine Flexion ist entweder eine Konjugation oder eine Deklination oder eine Komparation. |
Das heißt:
Eine grammatische Beugung ist entweder die Beugung eines Verbs oder die Beugung eines Nomens oder die Steigerung eines Adjektivs. |
Eine Möglichkeit, ein Wort zu flektieren, ist die Konjugation und die einzige Wortart, die konjugiert werden kann, sind die Verben, auch Tätigkeits- oder Zeitwörter genannt, zum Beispiel:
- „Ich lerne eine Fremdsprache.“
- „Du lernst einen Beruf.“
- „Sie lernt Schach.“
Die drei unkonjugierten Verbformen sind der Infinitiv, das Partizip Präsens und das Partizip Perfekt; sie heißen infinite, also unbestimmte, Verbformen.
Der Infinitiv ist die Grundform, zum Beispiel:
- „Ich bin bereit zu lernen.“
- „Wir sehen ihn dort stehen.“
- „Lesen kann fast jeder Mensch.“
Das Partizip Präsens ist das Mittelwort der Gegenwart, zum Beispiel:
- „Lernend liegt sie auf dem Sofa.“
- „Das Publikum klatschte stehend.“
- „Er ging, ein Buch lesend, durch den Park.“
Das Partizip Perfekt ist das Mittelwort der Vergangenheit, zum Beispiel:
- „Nachdem sie Spanisch gelernt hatte, fuhr sie nach Madrid.“
- „Er hat vor dem Haus gestanden und gewartet.“
- „Ich habe den Bericht gelesen.“
Nur Verben können konjugiert werden; sie geben die Zeit an: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. |
Die zweite Möglichkeit, ein Wort zu flektieren, ist die Deklination. Die deklinierbaren Wörter können entweder ihr Genus, also ihr grammatisches Geschlecht, anpassen, wie etwa Adjektive, oder sie haben ein festes Genus.
Nur Nomen können dekliniert werden. |
Substantive, auch Hauptwörter, Dingwörter oder Namenwörter genannt, werden dekliniert, zum Beispiel:
- „Der Baum steht auf der Wiese.“
- „Die Blume wächst im Garten.“
- „Das Buch liegt unter dem Stuhl.“
Nur Substantive haben ein festes Genus. |
Die dritte Möglichkeit, ein Wort zu flektieren, ist die Komparation, also die Steigerung. Die einzige Wortart, die sich steigern lässt, sind die Adjektive, die Eigenschaftswörter, zum Beispiel:
- Im Positiv: „Du liest ein gutes Buch.“
- Im Komparativ: „Er liest ein besseres Buch.“
- Im Superlativ: „Das beste Buch liest sie.“
Adjektive werden auf drei verschiedene Weisen im Satz eingesetzt:
- Attributiv als Beifügung zu einem Substantiv, Adjektiv oder Adverb, zum Beispiel:
- „Das ist ein richtig alter Baum.“
- „Die schöne Blume wächst auf der großen Wiese.“
- „Das dicke Buch gefällt mir einfach gut.“
- Prädikativ als Teil des Verbs, zum Beispiel:
- „Der Baum ist alt.“
- „Die Blume wirkt auch in der Vase prächtig.“
- „Das Buch liest sich gut.“
- Adverbial als Umstandsbestimmung des Verbs, zum Beispiel:
- „Der Baum wächst schnell.“
- „Die Blume entwickelt sich prächtig.“
- „Das Buch wird hübsch verpackt.“
Nur Adjektive können gesteigert werden. |
Das grammatische Geschlecht, das Genus, eines Substantivs lässt sich am Artikel, auch Begleiter oder Geschlechtswort genannt, erkennen. Artikel sind entweder bestimmt, also definit, oder unbestimmt, also indefinit:
- Definit im Singular, also in der Einzahl, zum Beispiel:
- „Im Hof steht der Baum.“
- „Im Garten wächst die Blume.“
- „Unterm Stuhl liegt das Buch.“
- Definit im Plural, also in der Mehrzahl, zum Beispiel:
- „Im Hof stehen die Bäume.“
- „Im Garten wachsen die Blumen.“
- „Unterm Stuhl liegen die Bücher.“
- Indefinit im Singular, zum Beispiel:
- „Im Hof steht ein Baum.“
- „Im Garten wächst nicht nur eine Blume.“
- „Unterm Stuhl liegt ein Buch.“
- Indefinit im Plural, dann jedoch als Leerstelle, zum Beispiel:
- „Im Hof stehen (—) Bäume.“
- „Im Garten wachsen (—) Blumen.“
- „Unterm Stuhl liegen (—) Bücher.“
Am Artikel lässt sich das Genus des Substantivs erkennen. |
Substantive und Substantivgruppen können im Satz durch ein Pronomen, also ein Fürwort, ersetzt werden. Die deutsche Sprache hat sieben Arten von Fürwörtern:
- Das besitzanzeigende Fürwort, das Possessivpronomen, zum Beispiel:
- „Im Hof steht mein Baum.“
- „Im Garten wächst deine Blume.“
- „Unterm Stuhl liegt sein Buch.“
- Das bezügliche Fürwort, das Relativpronomen, zum Beispiel:
- „Der Baum, welcher im Hof steht, spendet Schatten.“
- „Die Blume, welche im Garten wächst, blüht jetzt.“
- „Das Buch, welches unterm Stuhl liegt, gehört ihr.“
- Das fragende Fürwort, das Interrogativpronomen, zum Beispiel:
- „Wer ruht sich aus?“
- „Wessen Blume blüht?“
- „Was liegt unterm Stuhl?“
- Das hinweisende Fürwort, das Personalpronomen, zum Beispiel:
- „Dieser Baum spendet genügend Schatten.“
- „Solche Blumen wachsen auch in meinem Garten.“
- „Jenes Buch habe ich noch nicht gelesen.“
- Das persönliche Fürwort, das Personalpronomen, zum Beispiel:
- „Ich klettere auf den Baum.“
- „Siehst du die Blume?“
- „Dort steht sie.“
- Das rückbezügliche Fürwort, das Reflexivpronomen, zum Beispiel:
- „Der Baum gehört mir nicht.“
- „Mich erfreut die Blume.“
- „Sie setzt sich auf den Stuhl.“
- Das unbestimmte Fürwort, das Indefinitpronomen, zum Beispiel:
- „Auf den Baum klettert jemand.“
- „Etwas fehlt hier.“
- „Ich sehe nichts.“
Nur Pronomen können Substantive oder Substantivgruppen ersetzen. |
Zahlen lassen sich in Ziffern schreiben oder in Buchstaben. Die deutsche Sprache kennt drei Gruppen von Zahlwörtern, die Numeralien:
- Das bestimmte Zahlwort, das Kardinalnumerale, zum Beispiel:
- „Der erste Baum trägt die Nummer eins.“
- „In dem Beet wachsen zwei Sorten Blumen.“
- „Unterm Stuhl liegen drei Bücher.“
- Das ordnendes Zahlwort, das Ordinalnumerale, zum Beispiel:
- „Der erste Baum ist eine Pappel.“
- „Auf drittens folgt viertens.“
- „Ein Fünftel des Buches hat er bereits gelesen.“
- Das unbestimmtes Zahlwort, das Indefinitnumerale, zum Beispiel:
- „Hinterm Haus stehen verschiedene Bäume.“
- „Alle Blumen in dem Beet sind blau.“
- „Er hat sich mehrere Bücher geliehen.“
Nur Numeralien benennen Anzahl, Menge oder Rang eines Substantivs. |
Nach den sechs flektierbaren Wortarten bleiben noch die vier nicht flektierbaren Wortarten, die ihre Form nicht verändern können.
Das Adverb, auch Umstandswort genannt, beschreibt spezifische Besonderheiten und bezieht sich meist auf das Verb im Satz, und zwar auf vier mögliche Weisen:
- Als Umstandswort des Ortes, als Lokaladverb, zum Beispiel:
- „Bäume stehen überall.“
- „Die Blumen stehen nebenan.“
- „Das Buch liegt draußen.“
- Als Umstandswort der Zeit, als Temporaladverb, zum Beispiel:
- „Freitags fälle ich keine Bäume.“
- „Auf Wiesen wachsen oft Blumen.“
- „Das Buch hat sie einmal gelesen.“
- Als Umstandswort der Art und Weise, als Modaladverb, zum Beispiel:
- „Ich klettere gerne auf Bäume.“
- „Blumen gefallen ihr sehr.“
- „Das Buch lese ich vielleicht.“
- Als Umstandswort des Grundes, als Kausaladverb, zum Beispiel:
- „Der Baum steht dennoch im Weg.“
- „Die Blumen nehme ich sonst wieder mit.“
- „Das Buch kostet außerdem viel Geld.“
Adverbien können allein, ohne ein anderes Wort, ein Satzteil sein. |
Präpositionen, auch Verhältniswörter genannt, beschreiben die Beziehung zwischen Wörtern oder Wortgruppen, zum Beispiel:
- „Der Vogel fliegt über den Baum“
- „Keine Blume wächst ohne“
- „Das ist ein Buch mit 200 Seiten.“
Präpositionen bilden Fügungen mit Substantiven. |
Konjunktionen, auch Bindewörter genannt, verbinden Wörter, Wortgruppen oder Sätze miteinander. Die deutsche Sprache hat vier Gruppen von Bindewörtern:
- Nebenordnende Konjunktionen, zum Beispiel:
- „Im Hof stehen ein Ahorn und eine Kastanie.“
- „Treffen wir uns am Sonntag oder am Montag?“
- „Sie spielt kein Klavier, sondern liest ein Buch.“
- Unterordnende Konjunktionen, zum Beispiel:
- „Der Baum spendet Schatten, weil er viele Blätter trägt.“
- „Die Blume blüht, obwohl sie im Schatten wächst.“
- „Sobald ich fertig gelesen habe, komme ich.“
- Infinitivkonjunktionen, zum Beispiel:
- „Er versuchte, auf den Baum zu klettern.“
- „Ich ging in den Garten, um die Blumen zu gießen.“
- „Anstatt zu lesen, ging sie spazieren.“
- Satzteilkonjunktionen, zum Beispiel:
- „Der Baum sieht aus, als bekäme er Knospen.“
- „Die Blume sieht aus wie eine Aster.“
- „Je mehr du sprichst, desto weniger wird dir zugehört.“
Konjunktionen zeigen logische oder grammatische Beziehungen zwischen Wörtern, Wortgruppen oder Sätzen. |
Interjektionen sind kleine Ausrufewörter für Empfindungen und Geräusche, zum Beispiel:
- „Oh, wie schön der Baum geschmückt ist!“
- „Aha, das also ist eine Aster.“
- „Puh! Das war anstrengend.“
Interjektionen vermitteln Emotionen und Einstellungen. |
Die Satzteile
Die deutsche Sprache kennt vier Satzteile, auch Satzkonstituenten oder Satzglieder genannt, die aus jeweils einem einzelnen Wort oder einer Wortgruppe bestehen. Sie können innerhalb eines Satzes als ganze Teile verschoben und durch gleichwertige Ausdrücke ersetzt werden.
Das Subjekt, auch Satzgegenstand genannt, nennt, wer etwas tut, mit wem etwas getan wird oder über wen etwas ausgesagt wird, zum Beispiel:
- „Du siehst das Auto.“
- „Die Sonne schien.“
- „Der Satz ist korrekt.“
Das Prädikat, auch Satzaussage genannt, gibt an, was geschieht oder was ist. Das Prädikat ist immer ein Verb, zum Beispiel:
- „Du siehst das Auto.“
- „Die Sonne schien.“
- „Der Satz ist korrekt.“
Das Objekt, auch Satzergänzung genannt, vervollständigt das durch das Verb ausgedrückte Geschehen. Die deutsche Sprache kennt vier Satzergänzungen.
- Das Dativobjekt, die Satzergänzung im dritten Fall, zum Beispiel:
- „Sie gibt das Buch des Vaters dem Onkel.“
- „Der Bruder seines Freundes verkauft ihr sein Auto.“
- „Das Unternehmens bezahlt dem Team meiner Chefin einen Bonus.“
- Das Genitivobjekt, die Satzergänzung im zweiten Fall, zum Beispiel:
- „Sie gibt das Buch des Vaters dem Onkel.“
- „Der Bruder seines Freundes verkauft ihr sein Auto.“
- „Das Unternehmens bezahlt dem Team meiner Chefin einen Bonus.“
- Das Akkusativobjekt, die Satzergänzung im vierten Fall, zum Beispiel:
- „Sie gibt das Buch des Vaters dem Onkel.“
- „Der Bruder seines Freundes verkauft ihr sein Auto.“
- „Das Unternehmens bezahlt dem Team meiner Chefin einen Bonus.“
- Das Präpositionalobjekt, die Satzergänzung mit Verhältniswort, zum Beispiel:
- „Er ist mit ihr befreundet.“
- „Sie wartet auf Post.“
- „Sie staunt über seine Leistung.“
Das Adverbiale, auch Umstandsbestimmung oder Umstandsangabe genannt, bestimmt die Umstände eines Geschehens und charakterisiert die Art und Weise einer Tätigkeit oder eines Vorgangs genauer. Die deutsche Sprache kennt zehn Adverbialien.
- Das Lokaladverbiale, die Umstandsbestimmung des Ortes, zum Beispiel:
- „Ich arbeite in der Stadt.“
- „Du sitzt auf einem Stuhl.“
- „Sie geht im Park spazieren.“
- Das Temporaladverbiale, die Umstandsbestimmung der Zeit, zum Beispiel:
- „Du arbeitest jeden Tag.“
- „Lass uns am Montag ins Kino gehen.“
- „In der vergangenen Woche gingen wir im Park spazieren.“
- Das Kausaladverbiale, die Umstandsbestimmung des Grundes, zum Beispiel:
- „Er arbeitet wegen des Geldes.“
- „Aus diesem Grund bleibe ich im Büro.“
- „Unter diesen widrigen Umständen fliege ich nicht.“
- Das Modaladverbiale, die Umstandsbestimmung der Art und Weise, zum Beispiel:
- „Sie arbeitet mit großer Anstrengung.“
- „Die Erklärung kam mir sehr umständlich vor.“
- „Er kam unverrichteter Dinge zurück.“
- Das Instrumentaladverbiale, die Umstandsbestimmung des Mittels, zum Beispiel:
- „Es arbeitet mit neuer Software.“
- „Mithilfe einer Zange löste er die Schraube.“
- „Durch Übung steigerst du deine Leistung.“
- Das Finaladverbiale, die Umstandsbestimmung des Zwecks, zum Beispiel:
- „Er arbeitet zum Spaß.“
- „Wir fahren zur Erholung ans Meer.“
- „Für einen guten Zweck sammeln sie Geld.“
- Das Konditionaladverbiale, die Umstandsbestimmung der Bedingung, zum Beispiel:
- „Ihr arbeitet nur bei schönem Wetter.“
- „Ihr Einverständnis vorausgesetzt komme ich etwas später.
- „Unter günstigen Bedingungen kann ein Rekord aufgestellt werden.“
- Das Konsekutivadverbiale, die Umstandsbestimmung der Folge, zum Beispiel:
- „Eure Arbeit bringt euch zum Schwitzen.“
- „Infolge der Hitze vertrockneten die Blumen.“
- „Vor Freude kamen ihr die Tränen.“
- Das Konzessivadverbiale, die Umstandsbestimmung des Gegengrundes, zum Beispiel:
- „Sie arbeiten trotz der Hitze.“
- „Entgegen seinem Rat fuhr sie nach Rom.“
- „Selbst bei Sonnenschein verlassen wir die Wohnung nicht.“
- Das Adversativadverbiale, die Umstandsbestimmung des Gegensatzes, zum Beispiel:
- „Anstatt im Büro arbeiten wir im Freien.“
- „Die Abteilungsleiterin unterschreibt anstelle des Projektleiters.“
- „Im Gegensatz zu seiner Schwester ist er ein Optimist.“
Die Fälle
Die Deutsche Grammatik kennt vier Fälle, auch Kasus genannt. Sie zeigen, welche Funktion das Substantiv im Satz hat und in welcher Beziehung es zu den anderen Wörtern steht.
Der erste Fall, der Nominativ beantwortet die Fragen Wer? und Was?, zum Beispiel:
- „Der Mann bringt der Frau das Buch des Freundes.“
- „Die Frau schenkt dem Freund des Mannes ein Buch.“
- „Das Kind der Frau gibt dem Freund das Buch.“
Der zweite Fall, der Genitiv, beantwortet die Frage Wessen?, zum Beispiel:
- „Der Mann bringt der Frau das Buch des Freundes.“
- „Die Frau schenkt dem Freund des Mannes ein Buch.“
- „Das Kind der Frau gibt dem Freund das Buch.“
Der dritte Fall, der Dativ, beantwortet die Wem?, Wo? und Woher?, zum Beispiel:
- „Der Mann bringt der Frau das Buch des Freundes.“
- „Die Frau schenkt dem Freund des Mannes ein Buch.“
- „Das Kind der Frau gibt dem Freund das Buch.“
Der vierte Fall, der Akkusativ, beantwortet die Fragen Wen?, Was? und Wohin?, zum Beispiel:
- „Der Mann bringt der Frau das Buch des Freundes.“
- „Die Frau schenkt dem Freund des Mannes ein Buch.“
- „Das Kind der Frau gibt dem Freund das Buch.“
Die Zeiten
Im Deutschen werden die Verben nach der Person und der Anzahl – im Numerus Singular oder Plural –, der Aussageweise – im Modus Indikativ, Konjunktiv oder Imperativ – und der Handlungsrichtung – im Aktiv oder Passiv – konjugiert sowie nach der Zeit. Die deutsche Grammatik kennt sechs Zeitformen, auch Tempora – dem Plural für Tempus – genannt.
Die einfache Gegenwart, das Präsens, zeigt: Etwas geschieht gegenwärtig. Das Geschehen ist nicht begrenzt, sondern allgemeingültig oder beständig, zum Beispiel:
- „Ich lerne.“
- „Die Blume blüht.“
- „Das Buch wird gelesen.“
Die vollendete Gegenwart, das Perfekt, zeigt: Etwas ist geschehen. Das Geschehen wirkt in die Gegenwart hinein und
ist beendet oder seine Folgen sind noch aktuell, zum Beispiel:
- „Ich habe gelernt.“
- „Die Blume hat geblüht.“
- „Das Buch ist gelesen worden.“
Die einfache Vergangenheit, das Präteritum oder Imperfekt, zeigt: Etwas geschah in der Vergangenheit. Das Geschehen war nicht begrenzt und wird mit subjektivem Abstand geschildert, zum Beispiel:
- „Ich lernte.“
- „Die Blume blühte.“
- „Das Buch wurde gelesen.“
Die vollendete Vergangenheit, das Plusquamperfekt, zeigt: Etwas war in der Vergangenheit bereits geschehen. Das Geschehen hatte vor einem anderen Geschehen stattgefunden und ist beendet, zum Beispiel:
- „Ich hatte gelernt.“
- „Die Blume hatte geblüht.“
- „Das Buch war gelesen worden.“
Die einfache Zukunft, das Futur I, zeigt: Etwas wird in Zukunft geschehen. Das Geschehen hat noch nicht begonnen und sein Abschluss ist noch nicht abzusehen, zum Beispiel:
- „Ich werde lernen.“
- „Die Blume wird blühen.“
- „Das Buch wird gelesen werden.“
Die vollendete Zukunft, das Futur II, zeigt: Etwas wird in Zukunft geschehen sein. Das Geschehen hat noch nicht begonnen, dennoch wird sein Abschluss ausgedrückt, zum Beispiel:
- „Ich werde gelernt haben.“
- „Die Blume wird geblüht haben.“
- „Das Buch wird gelesen worden sein.“
Die Handlungsrichtungen
Die beiden grammatischen Handlungsrichtungen im Deutschen, auch Diathesen oder Genera Verbi genannt, sind das Aktiv, die Tätigkeitsform, und das Passiv, die Leideform.[2]
Im Aktiv handelt das Subjekt. Das Aktiv wirkt lebendiger und ist leichter zu verstehen.
Im Präsens zum Beispiel:
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Im Perfekt zum Beispiel:
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Im Imperfekt zum Beispiel:
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Im Plusquamperfekt zum Beispiel:
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Im Futur I zum Beispiel:
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Im Futur II zum Beispiel:
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Im Passiv geschieht etwas mit dem Subjekt. Das Passiv wirkt umständlicher und scheinbar neutraler.
Im Präsens zum Beispiel:
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Im Perfekt zum Beispiel:
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Im Imperfekt zum Beispiel:
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Im Plusquamperfekt zum Beispiel:
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Im Futur I zum Beispiel:
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Im Futur II zum Beispiel:
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Die Aussageweisen
Mit Verben lassen sich im Deutschen auf dreierlei Weise Aussagen treffen: im Indikativ, im Konjunktiv und im Imperativ. Die Aussageweise, der Modus, markiert, ob es sich um eine reale Tatsache, eine Möglichkeit oder eine Aufforderung handelt.[3]
Der Indikativ, auch Normalform oder Wirklichkeitsform genannt, stellt einen Sachverhalt als Tatsache dar, zum Beispiel:
- „Ein Tag hat 24 Stunden.“
- „In der vergangenen Woche bin ich umgezogen.“
- „Sie läuft auf der Straße.“
Der Konjunktiv, auch Möglichkeitsform genannt, macht deutlich, dass ein Sachverhalt nicht als Tatsache gesehen wird, sondern als möglich, irreal oder nicht entscheidbar. Im Deutschen hat er zwei Formen: den Konjunktiv I und den Konjunktiv II.
Der Konjunktiv I steht in der indirekten Rede, zum Beispiel:
- „Sie behauptete, sie habe ihn bisher noch nicht vermisst.“
- „Er versicherte, es gehe ihm gut.“
- „Ich dachte, sie liefe auf der Straße.“
Der Konjunktiv I kann einen Wunsch oder eine Aufforderung ausdrücken, zum Beispiel:
- „Er ruhe in Frieden.“
- „Man nehme drei Eier.“
- „Das sei für heute genug.“
Der Konjunktiv II ersetzt nicht eindeutige oder missverständliche Formen des Konjunktivs I in der indirekten Rede, zum Beispiel:
- „Sie sagen, sie kämen“ statt „Sie sagen, sie kommen heute.“
- „Er berichtete, sie hätten ein Fahrrad gekauft.“ statt „Er berichtete, sie haben ein Fahrrad gekauft.“
- „Sie beteuert, ich redete keinen Unsinn.“ statt „Sie beteuert, ich rede keinen Unsinn.“
Der Konjunktiv II schildert irreale Zusammenhänge, nur Vorgestelltes, nicht Gegebenes, nur Gedachtes, zum Beispiel:
- „Wenn er Zeit hätte, käme er.“
- „Wenn sie krank gewesen wäre, wäre sie nicht zur Arbeit gekommen.“
- „Hätten wir doch nur ein bisschen mehr Zeit!“
Der Konjunktiv II drückt Höflichkeit aus, zum Beispiel:
- „Hätten Sie einen Moment Zeit für mich?“
- „Wären Sie so freundlich, mir den Zucker zu reichen?“
- „Möchten Sie Kaffee oder Tee?“
Grade des Zweifels
Der Konjunktiv I drückt leichten Zweifel aus, zum Beispiel:
Der Konjunktiv II drückt erheblichen Zweifel aus
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Der Imperativ drückt Befehle und Aufforderungen aus, zum Beispiel:
- „Komm herein!“
- „Seid vernünftig!“
- „Achte auf die Fußgänger!“
Die Aussageweisen in einem Beispiel:
Im Indikativ, wenn die Handlung so stattfindet:
Im Konjunktiv I, wenn die Handlung so möglich gewesen wäre, aber wohl doch nicht so stattgefunden hat:
Im Konjunktiv II, wenn die Handlung so nicht möglich war, weil etwa die handelnde Person an einem anderen Ort war.
Im Imperativ, wenn jemand eine andere Person auffordert:
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Glossar
Fachbegriff Adjektiv Adverb adverbial Adverbiale Adversativadverbiale Akkusativ Aktiv Artikel attributiv Dativ definit Deklination Demonstrativpronomen Diathese Finaladverbiale Flexion Futur I Futur II Genitiv Genus Genus Verbi Grammatik Imperativ Imperfekt indefinit Indefinitnumerale Indefinitpronomen Indikativ infinit Infinitiv Instrumentaladverbiale Interjektion Interrogativpronomen Kardinalnumerale Kasus Kausaladverb Kausaladverbiale Komparation Komparativ Konditionaladverbiale Konjugation konjugieren Konjunktion Konjunktiv Konjunktiv I Konjunktiv II Konsekutivadverbiale Konzessivadverbiale Lokaladverb Lokaladverbiale Modaladverb Modaladverbiale Modus Nomen Nominativ Numerale Numerus Objekt Ordinalnumerale Passiv Perfekt Personalpronomen Plural Plusquamperfekt Positiv Possessivpronomen Prädikat prädikativ Präposition Präsens Präteritum Pronomen Reflexivpronomen Relativpronomen Singular Subjekt Superlativ Substantiv Temporaladverb Temporaladverbiale Tempus Verb |
Deutscher Begriff Eigenschaftswort Umstandswort als Umstandsbestimmung Umstandsbestimmung Umstandsbestimmung des Gegensatzes Wenfall, vierter Fall Tätigkeitsform, Handlungsform Geschlechtswort, Begleiter als nähere Bestimmung zu einem Substantiv Wemfall, dritter Fall bestimmt Beugung eines Nomens hinweisendes Fürwort Handlungsrichtung Umstandsbestimmung des Zwecks Beugung einfache Zukunft vollendete Zukunft Wessenfall, zweiter Fall grammatisches Geschlecht Handlungsrichtung Sprachlehre Befehlsform einfache Vergangenheit unbestimmt unbestimmtes Zahlwort unbestimmtes Fürwort Wirklichkeitsform des Verbs nicht konjugiert Grundform des Verbs Umstandsbestimmung des Mittels Ausrufwort fragendes Fürwort bestimmtes Zahlwort grammatischer Fall Umstandswort des Grundes Umstandsbestimmung des Grundes Steigerung des Adjektivs erste Steigerungsform des Adjektivs Umstandsbestimmung der Bedingung Beugung des Verbs beugen des Verbs Bindewort Möglichkeits-, Wunschform des Verbs Konjunktiv des Präsens Konjunktiv des Imperfekts Umstandsbestimmung der Folge Umstandsbestimmung des Gegengrundes Umstandswort des Ortes Umstandsbestimmung des Ortes Umstandswort der Art und Weise Umstandsbestimmung der Art und Weise Aussageweise deklinierbares Wort Werfall, erster Fall Zahlwort grammatische Anzahl Satzergänzung ordnendes Zahlwort Leideform vollendete Gegenwart persönliches Fürwort Mehrzahl vollendete Vergangenheit Grundform des Adjektivs besitzanzeigendes Fürwort Satzaussage als Teil der Satzaussage Verhältniswort einfache Gegenwart einfache Vergangenheit Fürwort rückbezügliches Fürwort bezügliches Fürwort Einzahl Satzgegenstand höchste Steigerungsform des Adjektivs Hauptwort Umstandswort der Zeit Umstandsbestimmung der Zeit grammatische Zeit Zeit-, Tätigkeitswort |
Deutscher Begriff grammatische Anzahl Ausrufwort Aussageweise Befehlsform Begleiter bestimmt Beugung Beugung eines Nomens Bindewort beugen des Verbs Beugung des Verbs deklinierbares Wort Eigenschaftswort Einzahl dritter Fall erster Fall vierter Fall grammatischer Fall zweiter Fall Fürwort besitzanzeigendes Fürwort bezügliches Fürwort fragendes Fürwort hinweisendes Fürwort persönliches Fürwort rückbezügliches Fürwort unbestimmtes Fürwort einfache Gegenwart vollendete Gegenwart grammatisches Geschlecht Geschlechtswort Grundform des Adjektivs Grundform des Verbs Handlungsform Handlungsrichtung Hauptwort Konjunktiv des Imperfekts Konjunktiv des Präsens Leideform Mehrzahl Möglichkeitsform des Verbs nähere Bestimmung eines Substantivs als nähere Bestimmung zu einem Substantiv nicht konjugiert Satzaussage als Teil der Satzaussage Satzergänzung Satzgegenstand Sprachlehre Steigerung des Adjektivs erste Steigerungsform des Adjektivs höchste Steigerungsform des Adjektivs Tätigkeitsform Tätigkeitswort Umstandsbestimmung als Umstandsbestimmung Umstandsbestimmung der Art und Weise Umstandsbestimmung der Bedingung Umstandsbestimmung der Folge Umstandsbestimmung der Zeit Umstandsbestimmung des Gegengrundes Umstandsbestimmung des Gegensatzes Umstandsbestimmung des Grundes Umstandsbestimmung des Mittels Umstandsbestimmung des Ortes Umstandsbestimmung des Zwecks Umstandswort Umstandswort der Art und Weise Umstandswort der Zeit Umstandswort des Grundes Umstandswort des Ortes unbestimmt einfache Vergangenheit vollendete Vergangenheit Verhältniswort Wemfall Wenfall Werfall Wessenfall Wirklichkeitsform des Verbs Wunschform des Verbs Zahlwort bestimmtes Zahlwort ordnendes Zahlwort unbestimmtes Zahlwort grammatische Zeit Zeitwort einfache Zukunft vollendete Zukunft |
Fachbegriff Numerus Interjektion Modus Imperativ Artikel definit Flexion Deklination Konjunktion konjugieren Konjugation Nomen Adjektiv Singular Dativ Nominativ Akkusativ Kasus Genitiv Pronomen Possessivpronomen Relativpronomen Interrogativpronomen Demonstrativpronomen Personalpronomen Reflexivpronomen Indefinitpronomen Präsens Perfekt Genus Artikel Positiv Infinitiv Aktiv Genus Verbi, Diathese Substantiv Konjunktiv II Konjunktiv I Passiv Plural Konjunktiv Attribut attributiv infinit Prädikat prädikativ Objekt Subjekt Grammatik Komparation Komparativ Superlativ Aktiv Verb Adverbiale adverbial Modaladverbiale Konditionaladverbiale Konsekutivadverbiale Temporaladverbiale Konzessivadverbiale Adversativadverbiale Kausaladverbiale Instrumentaladverbiale Lokaladverbiale Finaladverbiale Adverb Modaladverb Temporaladverb Kausaladverb Lokaladverb indefinit Präteritum, Imperfekt Plusquamperfekt Präposition Dativ Akkusativ Nominativ Genitiv Indikativ Konjunktiv Numerale Kardinalnumerale Ordinalnumerale Indefinitnumerale Tempus Verb Futur I Futur II |
Peter Hilbert
Quellen