Die Humanistische Psychologie versteht sich selbst als eine dritte Kraft, die sich von der pessimistischen, an Pathologien, Defekten und frühkindlichen Mangelerfahrungen orientierten Psychoanalyse und dem Determinismus des Behaviorismus gleichermaßen abgrenzt.
Der Mensch wird, so die Annahme, nicht primär durch den Mangel gesteuert oder durch äußere Reize beeinflusst, sondern er besitzt ein Potenzial zur individuellen Selbstentfaltung und authentischen Selbstverwirklichung, das es zu fördern gilt.
Der Mensch gilt als von Natur aus gut. Unmoralisches Verhalten wird als reaktive Notlösung auf traumatisierende Erfahrungen gedeutet.
Entsprechend ihrer Abkehr von einer Defizit- und Defektorientierung will die Humanistische Psychologie den sogenannten Normalen und Gesunden Entwicklungsperspektiven eröffnen. Sie konzentriert sich auf das autonome Subjekt, die kreativen Höchstleistungen Einzelner, schätzt im Zweifel die innere Entwicklung höher ein als den äußeren Erfolg und lässt sich von menschlichen Qualitäten wie Empathie, Kongruenz und Wertschätzung leiten.
Quelle:
Bernhard Pörksen, Friedemann Schulz von Thun: Kommunikation als Lebenskunst, Seite 131