Tipps fürs Lernen

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Systematisch, methodisch, individuell

Für jeden, der etwas lernen will, lohnt sich, von Zeit zu Zeit die eigenen Lerngewohnheiten zu prüfen, um sie eventuell anzupassen an seine geänderten Verhaltensweisen, Absichten oder Umstände. Die individuelle Art zu lernen ändert sich nicht erst während der Dekaden des Lebensalters, sondern auch in kürzeren Phasen. Ebenso ändern sich die Lehrmethoden und Lehrmedien: alte verschwinden allmählich, neue kommen hinzu.

Lernen ist oft anstrengend und viele Menschen müssen sich überwinden zu lernen. Manchmal sind es bloß negative Erfahrungen, Gedanken oder Gefühle, die vom Lernen abhalten, oder Unlust oder die Abneigung gegen Überprüfungen. Aber auch unrealistische Ziele oder Ablenkungen können das Lernen verhindern oder die Prokrastination, das Aufschieben. Zu psychischen Lernhemmungen führen Angst und Verzweiflung, die wirken wie übergroßer Stress und Gefahr. Prüfungsangst oder Überforderung können zu Lernblockaden führen.

Andere Hemmnisse stellen sich erst beim Lernen ein, lassen sich jedoch durch geeignetes Lernmaterial und angemessenes Lernverhalten reduzieren oder gar vermeiden:

  • Zu viele Informationen in zu geringer Frequenz hemmen das Lernen, weil das Gedächtnis sie nicht verarbeiten
  • Wenn sich Informationen zu sehr ähneln, hemmen sie das Lernen. Das Gedächtnis kann die Informationen nur schwer getrennt speichern.
Beispiel für ähnliche Informationen in geringer Frequenz:

Jede Hausfrau und jeder Hausmann unterscheidet zwischen Reinigungsmitteln und Glanzmitteln, also zwischen Wischpflegemittel, die reinigen und pflegen, Seifenreinigern, die hauptsächlich reinigen, Selbstglanzemulsionen, die nur pflegen, und Emulsionsfußbodenreinigern, die pflegen und eine zusätzliche Reinigungskomponente haben.

Gegen die Anstrengung zu lernen wirkt die Lernmotivation mit ihren beiden Seiten: mit beruflichen und privaten Motiven. Berufliche Beweggründe, etwas zu lernen, können funktionsbezogene Erfordernisse, der Wunsch nach mehr Verantwortung und mehr Fachkenntnissen für anspruchsvollere Aufgaben sein oder ein Funktionswechsel mit oder ohne hierarchischen Aufstieg, vielleicht aber auch nur ein nächster Schritt zum Berufsziel oder ein Arbeitsplatzwechsel. Private Beweggründe zu lernen können allgemeines Bildungsinteresse oder die Freude am Lernen sein, manchmal auch Selbstbestätigung oder das Ansehen; bei anderen sind es vielleicht die Herausforderung des Themas oder der Wunsch, es zu vertiefen und zu erweitern; aber auch das familiäre Umfeld kann Antrieb sein zu lernen.

Für eine lerngünstige Motivation sorgen Erfolgserlebnisse. Mit positiven Emotionen verknüpfte Informationen werden besonders gut verarbeitet und verstanden und vielseitig im Gedächtnis verankert. Dafür sorgen auch kurzfristig erreichbare Ziele und Belohnungen nach Lernerfolgen.

Wer sich selbst zum Lernen motivieren will, hält sich seine stärksten Motive vor Augen, definiert seine wichtigsten Ziele, setzt klare Prioritäten und plant sein Lernen.

Ziele beschreiben, wohin der Lernende mit dem Aufwand, den er betreibt, hingelangen will. Ziele entfalten ihre Wirkung, wenn sie smart sind:

  • Schriftlich dokumentiert, damit der Lernende sie als wertvoll empfindet und sie repetieren kann
  • Messbar, damit der Lernende sie überprüfen und kontrollieren kann
  • Anforderungen an den Lernenden stellen – nicht zu hohe, nicht zu geringe – um die Selbstmotivation zu steigern
  • Realistisch sich auf das Wesentliche für den Lernenden konzentrieren
  • Terminiert, damit der Lernende einen Lernplan erstellen kann

Menschen lernen am nachhaltigsten mit SPASS[1], also indem sie:

  • Selbst ihr Lernen steuern
  • Probleme lösen beim Lernen
  • Aktiv sich am Lernen beteiligen
  • Sich über den Lernfortschritt freuen
  • Sozialen Austausch als Teil des Lernens begreifen

Prioritäten klassifizieren, wie wichtig die Lerninhalte für den Lernenden sind.
Sie werden in drei Stufen gesetzt:

  • A-Priorität für die wichtigsten, unverzichtbaren Lerninhalte
  • B-Priorität für zwar wichtige, aber kürzbare Lerninhalte
  • C-Priorität für Lerninhalte, die nur bei ausreichender Zeit bearbeiten werden sollen

Lernen verlangt Leistung. Lernende, die zu viel Lernleistung von sich verlangen, überfordern sich; ihr Lernerfolg sinkt ebenso wie ihre Lernfreude. Kritischer Vergleich des erreichten Lernfortschritts mit dem kalkulierten kann helfen, zu realistischer Einschätzung der eigenen Lernfähigkeit zu kommen und nicht von irgendwelchen Idealnormen auszugehen.

Selten ist der Arbeitsplatz, an dem sehr viele unterschiedliche Tätigkeiten ausgeführt werden, ein geeigneter Lernort. Ablenkungen und Unterbrechungen hindern dort zu oft die für das Lernen notwendige Konzentration. Vor allem kontinuierliches Lernen fällt leichter, wenn der Lernort in eindeutiger Beziehung zum Lernen steht. Falls der Arbeitsplatz der Lernort sein muss, fordert er durch sein Ambiente eher zum Lernen auf, wenn alle Gegenstände, die vom Lernen abhalten können, weggeräumt sind.

Lernen

Neugier, Faszination und positive Erwartung wecken die Lernbereitschaft für zunächst fremde Lerninhalte, die dann zu einer Bereicherung des Wissens werden.

Anstatt das Lernen von äußeren Bedingungen steuern zu lassen, übernimmt der Lernende besser selbst die Verantwortung dafür, wann und wie er lernt, und für die Konsequenzen seiner Lerngewohnheiten.

Je höher die Konzentration, desto effizienter wird das Lernen. Starke emotionale oder intellektuelle Belastungen vor und nach einer Lernphase beeinträchtigen die Konzentration. Steigern lässt sich die Konzentrationsfähigkeit, wenn in Zeiten des individuellen Leistungshochs gelernt wird und indem Störungen ausgeschaltet werden.

Wenn Wert und Bedeutung der Lerninhalte – jederzeit – einsichtig sind, steigen Aufmerksamkeit und Motivation zum Lernen und die Lerninhalte werden sinnvoller und anhaltender gespeichert.

Um Lerngewohnheiten zu verändern, bietet sich an, einen Vertrag mit sich selbst zu schließen, der Konsequenzen vorsieht, wenn die Lernziele erreicht werden und wenn sie nicht erreicht werden. Kontrollinstanz ist allein die lernende Person.

Alexander Arens hatte sich vorgenommen, ab 18 Uhr zu lernen und sich anschlie­ßend ab 20 Uhr einen Spielfilm zu gönnen, sich also für das Lernen zu belohnen. Er hatte aber keine rechte Lust zu lernen und hat daher nicht wie geplant die Zeit vor dem Film mit Lernen verbracht. Würde er jetzt das Fernsehgerät um 20 Uhr anstellen, würde er seine Disziplinlosigkeit, seine Unlust, sein Vermeidungsverhal­ten belohnen.

Um sich zu überwinden, mit dem Lernen zu beginnen, kann der feste Vorsatz helfen, zu einer selbst bestimmten Uhrzeit am Lernplatz zu sitzen und mit dem Lernen anzufangen und ohne Unterbrechung dabeizubleiben. – selbst wenn das Lernen nur für kurze Zeit möglich ist. Zur festgelegten Zeit am Lernplatz zu sitzen, ist dann selbstverständlich.

Größere und abstraktere Zusammenhänge bieten meist Anknüpfungen zu Alltagssituationen, also zu Vertrautem. Ihr Sinn kann sich auf vielen Ebenen im Gehirn verankern, woran dann Details anhängen können. Wenn Bedeutungen im Gesamtzusammenhang erfasst sind, lassen sich Detailinformationen leichter verstehen.

Wer seine Lernerfolge wertschätzt, bekräftigt seine Lernmotivation und seine Lernleistung. Nicht nur das mit beträchtlichen Mühen verbundene Lernen verdient Anerkennung, sondern auch die vielen vermeintlich kleinen Lernschritte sowie das konsequente Lernen. Je häufiger Lernfortschritte gewürdigt werden, umso mehr steigt die Zufriedenheit.

Wenn nach einer Phase des Lernens die Gedanken abschweifen oder die Lernsituation unangenehm wird, ist die Zeit reif für eine Unterbrechung. Wer jetzt nicht dem Impuls, vom Schreibtisch aufzustehen, nachgibt, sondern die aktuelle Lernaufgabe zuvor beendet, hat einen guten Grund, sich danach mit einer kurzen Pause zu belohnen. Anstatt das Abschweifen der Gedanken und Unkonzentriertheit durch Lernpausen zu bekräftigen und zu fördern, belohnt er sich für eine beendete Lernphase erst nachdem er eine – kleinere – Aufgabe abgeschlossen hat.

Untersuchungen der Leistungsfähigkeit haben gezeigt, dass es in der Regel schon nach rund 70 bis 80 Minuten ununterbrochener Tätigkeit zu deutlichen Ermüdungs­erscheinungen und zu Konzentrations- und Leistungsabfällen kommt. Diese Zahl variiert – je nach der Art der Tätigkeit, der individuellen Leistungsfähigkeit und der aktuellen Motivationslage. Generell ist nach einer Lernphase von 1 bis 1½ Stunden eine Pause von 5 bis 10 Minuten sinnvoll, um Ermüdungserscheinungen aufzu­fangen. Zudem kann allein schon die Aussicht auf eine kurze Lernunterbrechung die Lernleistung steigern.

Lerninhalte werden eingängiger, wenn sie mit der Situation des Lernenden vernetzt sind, indem sie verknüpft werden mit Erlebnissen – trotz eventuell zusätzlicher Informationen, die dafür nötig sind.

Lerninhalte, die Lernende über mehrere Wahrnehmungskanäle aufnehmen – visuell, akustisch, haptisch, kommunikativ –, prägen sich nachhaltiger ein und bewirken besseres Verständnis, weil sie mehr Möglichkeiten haben, sich mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Zudem steigen Aufmerksamkeit und Lernmotivation.

Veranschaulichungen und bildhafte Beispiele erleichtern die Übergänge ins Kurzzeit- und Langzeit-Gedächtnis. Sie geben vielseitigere Möglichkeiten, Information später abzurufen. Lerninhalte lassen sich visualisieren als Tabellen, Skizzen, Zeichnungen, Modelle, Plakate, Mind-Maps, Stichworte, …

Gelerntes ist wirklich verstanden, wenn es mit eigenen Worten wiedergegeben werden kann – mündlich: still oder besser laut, schriftlich: als Exzerpt, zum Beispiel als Antworten auf selbst gestellte Fragen.

Lerninhalte bleiben meist erst durch Wiederholung dauerhaft im Gedächtnis. Die Erinnerung an das Gelernte verstärkt und erweitert die Verankerung. Lernende können über das Gelernte berichten, sich mit anderen darüber austauschen oder den Lernvorgang nochmals durchgehen.

Mit elektronischen Programmen

Elektronische Lernprogramme gibt es viele – in sehr unterschiedlicher Qualität. Um mit ihnen oder überhaupt mit elektronischen Medien zu lernen, lohnt sich zu prüfen, ob das Medium zum eigenen Lernen passt. Mit ein paar Fragen lässt sich beantworten, ob der eigene Lerntypus mit elektronischem Lernen kompatibel ist:

  • Arbeite ich gern mit elektronischen Medien?
  • Beherrsche ich die Technik von Smartphone, Tablet und Notebook?
  • Bleibe ich bei technischen Problemen geduldig?

Zu prüfen ist auch, ob ein elektronisches Lernprogramm geeignet ist, das Lernen zu unterstützen oder zu erleichtern:

  • Ist das Programm technisch leicht verständlich?
  • Bietet das Programm genügend Übungen?
  • Fordert das Programm mit Tests auf, die Lernfortschritte zu überprüfen?
  • Ermöglicht das Programm, Kontakt zu einem Tutor aufzunehmen?
  • Ist das Programm behilflich, sich mit anderen Lernenden austauschen?

Gute elektronische Lernprogramme lassen zu, Teile von ihnen auszuprobieren. So lässt sich testen, ob sie das Lernen vereinfachen, indem sie leicht zu bedienen sind und erlauben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Geeignete elektronische Lernprogramme decken sich mit den Lernzielen und Lernprioritäten des Lernenden und sparen ihm Zeit. Im Vergleich mit anderen Lernmedien sind sie für das eigene Lernen effizienter.

Mit Büchern

Fachtexte werden nicht wie Romane gelesen: nicht vom ersten Satz bis zum Ende in gespannter Erwartung der Handlung und ohne den Anspruch, Einzelheiten des Gelesenen dauerhaft zu behalten. Fachtexte konzentriert zu lesen beabsichtigt, die relevanten Inhalte aufzunehmen und zu verstehen und auch nach längerer Zeit wiedergeben zu können.

Wer mit Fachtexten lernt, liest intensiv – unerheblich ob auf dem Bildschirm, in Dokumenten oder in Büchern. Zum Lesen braucht der Lernende Ruhe. Deshalb organisiert er sein Lesen:

  • Er wählt eine günstige Tageszeit, in der er besonders aufnahmefähig ist und in der möglichst kein Lärm und auch sonst keine Ablenkungen ihn stören.
  • Er bemisst seine Lesezeit – von Texten mit durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad – pro Buchseite mit etwa zwei bis drei Minuten.
  • Er kalkuliert sein Durchhaltevermögen mit seiner Erfahrung, wie lange er in einem Zug konzentriert lesen kann.
Orientierendes Lesen: etwa 250 Wörter pro Minute

Der Text wird überflogen und nach bestimmten Informationen durchsucht – mit der Absicht, den Nutzen des Texts zu prüfen oder ihm nur einzelne Informationen zu entnehmen.

Entspanntes Lesen: etwa 180 Wörter pro Minute

Der nicht zu schwierige Text mit zumindest teilweise vertrauter Thematik wird auch mit seinen Einzelheiten aufgenommen – mit der Absicht, den inhaltlichen Zusammenhang zu verstehen.

Sorgfältiges Lesen: etwa 100 Wörter pro Minute

Mit dem anspruchsvollen und differenzierten Text und der weitgehend neuen Thematik wird sich detailliert auseinandergesetzt – mit der Absicht, die Inhalte vollständig zu verstehen und dauerhaft zu behalten.

Intensives Lesen: etwa 20 Wörter pro Minute

Der abstrakte, theoretische oder wissenschaftliche Text mit komplexer Thematik wird sehr gründlich bearbeitet – mit der Absicht, die Inhalte zum Beispiel in einer Prüfung kritisch darzulegen.

Er verschafft sich zunächst einen Überblick, indem er sorgfältig relevante Fachbücher und Sachtexte auswählt. Obwohl das Überfliegen nur wenige Minuten beansprucht, trägt es wesentlich bei, Erwartungen an den Inhalt zu präzisieren. Weil er dabei die Informationen bewertet, aktiviert er seine schon vorhandenen Kenntnisse zur Thematik und setzt Akzente für den nachfolgenden Lernprozess. Er prüft[2]:

  • Ist der Verfasser bekannt für seine Kompetenz?
  • Bringt der Titel eine klare Aussage über den Inhalt?
  • Wann wurde der Text geschrieben?
  • Welche Kenntnisse setzt der Text voraus?
  • Nennt das Inhaltsverzeichnis bedeutsame Informationen für das Lernziel?
  • Beschreibt das Vorwort die Absicht des Buches?
  • Für welche Zielgruppe ist der Text gedacht?
  • Wirkt der Schreibstil bei einer Leseprobe verständlich?
  • Erleichtern Abbildungen das Verstehen?
  • Gibt ein Sachverzeichnis übersichtliche Informationen?
  • Werden Quellen angegeben?

Um sich auf den Text einzustimmen, liest er zunächst den Klappentext, das Inhaltsverzeichnis mit den Zwischentiteln sowie das Vor- und Nachwort. Er verfährt mit den Kapiteln wie mit dem gesamten Buch: Er verschafft sich auch bei jedem einzelnen Kapitel als erstes einen Überblick, um Angaben zum Inhalt zu erhalten:

  • Welche Informationen lassen die Kapitelüberschriften erwarten?
  • Welche Themen behandeln Zusammenfassungen und Schlussbetrachtungen?
  • Was wird in den Kapiteln hervorgehoben?

Er liest mit positiver Absicht, indem er sich fragt:

  • Warum ist der Text für mich wichtig?
  • Welche Abschnitte interessieren mich besonders?
  • Zu welchen Inhalten habe ich bereits Kenntnisse?
  • Wozu wird das Lesen mir nutzen?
  • Will ich den Text genau lesen oder will ich ihn analysieren oder interpretieren oder genügt ein Überfliegen des Textes?

Er wählt eine gesunde Lesehaltung:

  • Den Abstand von Augen zum Papier hält er bei 30 bis 40 Zentimetern.
  • Sein Blickwinkel zum Buch bleibt möglichst senkrecht.
  • Beim Lesen bewegt er den Kopf nicht, nur seine Augen folgen dem Text.

Um sein Gedächtnis zu entlasten und sich das Behalten zu erleichtern, liest er konzentriert, denkt mit und hebt ihm wichtig erscheinende Passagen hervor:

  • Mit Markerstiften übermalt er Stellen, die er leicht wiederfinden will.
  • Er unterstreicht Sätze, die er sich einprägen will – eventuell farbig.
  • Manche Wörter kreist er ein, damit sie ihm beim erneuten Lesen deutlich auffallen.
  • Neben einige Absätze setzt er Symbole:
    • ein Ausrufezeichen, wenn er sie später verwenden will
    • ein Fragezeichen, wenn ihm etwas unklar geblieben ist
    • selbst entwickelte Zeichen für seinen individuellen Bedarf.
  • Den Rand nutzt er für Notizen, die seine Gedanken und Anmerkungen festhalten.
  • Braucht er mehr Platz für seine Notizen, schreibt er sie auf einen Zettel und legt oder klebt ihn an die entsprechende Stelle.

Die Hervorhebungen brauchen keinen großen Aufwand und erleichtern ein erneutes Lesen, auch weil nicht markierte Passagen übersprungen werden können. – Sind allerdings zu viele Stellen markiert, ist das wirklich Wichtige nicht mehr erkennbar und das Rekapitulieren anhand der Markierungen braucht unangemessen viel Zeit.

Beispiele für Markierungen[3]
Orange

Grün

Blau

Gelb

Zentrale Bedeutung

Wichtiger Inhalt

Wichtige Personen

Problematisch

Beispiele für Abkürzungen[4]
D

B

S. 128

s. Arens

1 2 3

Definition

Beispiel

Verweis auf andere Textstelle

Verweis auf anderen Text

Verweis auf eigene nummerierte Notizen

Beispiele für Symbole[5]
!

?!

?

+

Wichtig für den Inhalt

Einverstanden

Zweifel zum Inhalt

Inhalt nicht verstanden

Vorteil

Nachteil

Schlussfolgerung

Er verfolgt konsequent das Ziel, sicher aus jedem Gelesenen etwas zu lernen:

  • Er rekapituliert jedes Kapitel, bevor er zum nächsten übergeht, denn bereits das einmalige eigenständige Wiedergeben von Inhalten sogar dem mehrfachen Durchlesen weit überlegen.
    • Wenn er Literatur oder Geschichte lernt, verwendet er 20 bis 30 Prozent seiner Lernzeit für das Rekapitulieren.
    • Wenn er Namen, Daten, Regeln oder Vokabeln auswendig lernt, verwendet er etwa 90 Prozent seiner Lernzeit für das Rekapitulieren.
    • Je geringer sein Vorwissen ist, desto häufiger rekapituliert er.
  • Sehr schwierige Texte liest er nach etwa einem Monat noch einmal.
  • Er fragt sich beim Lesen, wie er das Gelernte praktisch anwenden kann.
  • Er erzählt anderen von den Inhalten und erläutert seine Meinung dazu.

Durch sein konzentriertes Lesen lernt er bewusster und kritischer, die Inhalte prägen sich besser ein und das Gedächtnis wird nicht mit Unnötigem belastet. Informationen aus verschiedenen Quellen lassen sich bündeln und später schneller wiederfinden. Lernt er mit mehreren Büchern, Zeitschriften, Handouts und anderen Texten, skizziert er den Inhalt auf separaten Blättern oder Karteikarten oder elektronisch und exzerpiert Textabschnitte, die er zitieren will – mit Quellenangabe.

  • Er ordnet die Papiere nach Lernthemen oder Autoren, damit er den Überblick bewahrt.
  • Er ergänzt sie mit grafischen Strukturen und Schemata.
  • Mit seinen Notizen rekapituliert er die Inhalte.

Mit seinen Notizen überprüft er das Gelernte –nicht erst unmittelbar vor einer Prüfung, sondern gleich nach dem Erarbeiten der Inhalte. Er legt nach einem oder mehrerer Kapitel seine Notizen – seine Fragen und die Zusammenfassungen – beiseite und überfliegt noch einmal die Überschriften, ruft sich seine Fragen zum Text in Erinnerung und gibt dann die wesentlichen Inhalte wieder. Mit seinen schriftlichen Zusammenfassungen, die er zu den einzelnen Kapiteln angefertigt hat, kontrolliert er, ob er alles vollständig wiedergibt.

Beim Bestreben, die Lesegeschwindigkeit zu steigern sind einige Versuche ungeeignet, andere Erfolg versprechend. Wer beim Lesen Fehler vermeidet, kann seine Lesegeschwindigkeit steigern, ohne das Lernen zu beeinträchtigen.

  • Beim diagonalen Überfliegen einer Seite von oben links nach unten rechts gehen zu viele – auch entscheidende – Informationen verloren.
  • Ein Text wird auch in den Randbereichen des Blickfeldes wahrgenommen – wenn auch unscharf. Mit etwas Übung nimmt die Schärfe zu und – zusammen mit dem Kernbereich – können statt 3 bis 4 jetzt 20 bis 30 Zeichen aufgenommen werden.
  • Wenn die Fixationspunkte der Blickspannen beim Lesen weiter auseinander gesetzt werden und den Text zickzackförmig abtasten – etwa links am Anfang einer Zeile und dann rechts am Ende der nächsten Zeile –, lässt sich eine größere Lesefläche gewinnen. Je nach Schwierigkeit des Textes variiert das Tempo.
  • Zum Beispiel Zeitungen werden in relativ engen Spalten gesetzt, die sich senkrecht von oben nach unten mit je einem Fixpunkt pro Zeile lesen lassen.
  • Durch Konzentration auf die Oberlängen der Wörter in einem Text kann das Gehirn schneller das zu Lesende erfassen und die Lesegeschwindigkeit steigt.
  • Beim Lesen werden bewusst nur zentrale Informationen eines Textes aufgenommen.
Erstaunlich

Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eineim Wrot snid, das Ezniige, was wcthiig ist, ist dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion sehten. Der Rset knan ttoaelr Bsinöldn sein, todzterm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das legit daarn, dsas wir nihct jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als Gnaezs.[6]

Bei Vorträgen

[7]Das Einordnen neuer Informationen – Voraussetzung für Verstehen und Behalten – verlangt Vorkenntnisse. Wer aus einem Vortrag etwas lernen will, verschafft sich daher vor dem Besuch des Vortrags einen orientierenden Überblick über das Thema. Durch das Vorinformieren entwickelt er eine mehr oder weniger konkrete Erwartung und erleichtert sich das Verankern der neuen Inhalte in sein bereits bestehendes Wissen. Eine Recherche im Internet oder ein einführendes Buch können zur Thematik hinführen.

Wie viel der lernende Zuhörer bei einem Vortrag mitschreibt, hängt ab von seinen Vorkenntnissen: Von neuen Informationen schreibt er mehr mit als von vertrauten Inhalten. In manchen Vorträgen folgt das Wesentliche komprimiert aufeinander; in anderen wird es aufgelockert durch Beispiele, Analogien, Metaphern oder Anekdoten. Wie beim Exzerpieren von Fachliteratur enthalten die Notizen:

  • Titel und Überschriften
  • Zentrale Themenbereiche
  • Überraschende Aussagen
  • Erläuterungen zu den Themen und Aussagen
  • Namen, Daten und Zahlen

Wenn der Lernende zu Beginn die Gliederung des Vortrags notiert, fällt ihm das Verstehen und Mitschreiben leichter. Versteht er vom Vortrag etwas nicht, fragt er.

Möglichst bald nach dem Vortrag überarbeitet der Lernende seine Notizen, denn er weiß: Die Behaltensleistung sinkt kurz nach der Aufnahme neuer Informationen am steilsten ab und Gehörtes wird noch schneller vergessen als Gelesenes. Er kontrolliert, ob seine Aufzeichnungen ihm auch jetzt noch verständlich sind strukturiert sie eventuell neu. Dabei arbeitet er die Inhalte noch einmal durch und beugt dem raschen Vergessen vor. Wenn nicht zu viel Zeit zwischen dem Hören und dem Durcharbeiten verstrichen ist, kann er auch noch aus der Erinnerung Ergänzungen hinzufügen und Korrekturen vornehmen:

  • Er unterstreicht oder markert die ihm wichtigsten Informationen.
  • Er formuliert eigene Überschriften.
  • Er notiert die Hauptaussagen mit eigenen Worten.
  • Er recherchiert unklare Begriffe und notiert ihre Definitionen.

Bei seinem Überarbeiten merkt der Lernende, wie er mitgeschrieben hat. Sind die Blätter unübersichtlich und eng beschrieben, kann er sie nachträglich nicht mehr strukturieren und muss seine gesamten Notizen neu schreiben. Deshalb lässt er beim Mitschreiben auf Papier an beiden Seiten ausreichend breite Ränder für spätere Ergänzungen und schreibt mit ausreichend großem Zeilenabstand.

Für Prüfungen

Oft ist das Ziel des Lernens eine Prüfung, in der der Lernende seine Lernergebnisse präsentiert – mündlich, schriftlich oder beides. Jede Prüfung hat ihren eigenen Charakter, ob Multiple-Choice-Test, Präsentation, Prüfungsgespräch oder eine andere Variante, auf die sich der Lernende vom Beginn seiner Lernperiode an einstellt.

Optimal ist, den oder die Prüfer frühzeitig kennenzulernen, damit die Prüfung auf den Prüfling individuell ausgerichtet werden kann. Falls dazu die Gelegenheit fehlt – etwa bei einem Lernprogramm – helfen alle Informationen zu den Prüfungsanforderungen bei möglichst vielen und unterschiedlichen Quellen.

Nachdem der Prüfling erfahren hat, welches Wissen in der Prüfung verlangt wird, vergleicht er die Prüfungsanforderungen mit seinem aktuellen Wissensstand und leitet daraus seinen Lernplan ab: Er transferiert die Lücken in Lernzeit – langfristig und kurzfristig.[8]

  • Ein schriftlicher Lernplan – als Jahres-, Monats-, Wochen- oder Tagesplan – unterstützt oder steigert sogar die Motivation zu lernen. Er gliedert vor allem komplexeren Lernstoff und die damit verbundenen Anforderungen in überschaubare Abschnitte, die erleichtern, engagiert und zielorientiert zu lernen und Lernfortschritte effizient zu kontrollieren. Er erlaubt, bei Zielabweichungen rechtzeitig korrigierende Maßnahmen zu ergreifen, und bewirkt meist disziplinierteres Lernen. Die Schriftlichkeit eines Lernplans macht überflüssig, einzelne Lernschritte immer wieder neu zu planen und zu organisieren.
  • Für umfangreicheren Lernstoff bietet sich an, einen umfassenden Plan für die komplette Lernzeit aufzustellen und ihn zu unterteilen mit Detailplänen für die Wochen oder Tage. Die Lernphasen dürfen nicht zu groß sein: Besser ist, sie in mehrere Lernabschnitte aufzuteilen, nicht zu viel auf einmal lernen zu wollen, sondern lieber öfter zu lernen.
    • Am Anfang des Lernplans stehen die Lernziele: Was will der Lernende in einem von ihm bestimmten Zeitraum erreichen? Die Definition der Lernziele richtet sich nach den Anforderungen, die der Lernstoff stellt.
  • Anhand seiner Planung kontrolliert der Lernende sich selbst, indem er am Ende jeder Planungsphase – am Abend beziehungsweise am Ende der Woche – prüft, ob er alle Aufgaben erfüllt, alle Zwischenziele erreicht und alles verstanden hat, auch um das Gelernte besser dauerhaft zu behalten. Am effektivsten ist, dabei nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen. Er kann zum Beispiel:
    • Lerninhalte in eigenen Worten wiedergeben
    • Fragen zu den Lerninhalten beantworten
    • Wichtige Fakten in eine Tabelle zusammenfassen
  • Unerledigte Lernschritte überträgt der Lernende in die nächste Planungsphase. Bei größeren Abweichungen passt er seinen Plan an.
  • Das Lernen wird entspannter, je früher die Planung beginnt und wenn eher mit etwas zu viel Zeit kalkuliert wird. Zeitreserven verringern die Aufregung, falls unvorhergesehene Hindernisse eintreten.
  • Um die eigene Lerngeschwindigkeit zu schätzen, können Testläufe, bei denen die Zeit gemessen wird – etwa beim Bearbeiten eines Programmabschnitts, eines Buchkapitels oder eines Artikels –, Hinweise geben. Die Ergebnisse erleichtern die Planung der benötigten Lernzeit.
  • Ermüdungserscheinungen lassen sich verringern, wenn die Planung bestimmt, Lerninhalte und Lernthemen sich abwechseln zu lassen – je unterschiedlicher, desto besser.
  • Der Lernplan sieht vor, am Ende sämtliche Lerninhalte – nicht bloß Ausschnitte – für die Anforderungen der Prüfung zu beherrschen. Wohl beraten ist, wer sich vergewissert, ob er die Aufgabe richtig verstanden hat.
  • Nicht das Erarbeiten neuer Lerninhalte oder das Aneignen von Wissen, aber das Vertiefen des Gelernten und das Bewältigen umfangreicher und sehr komplexer Aufgaben lassen sich in Gruppenarbeit meist effektiver bewältigen als allein. Der Lernplan koordiniert daher Termine mit drei bis fünf Personen für die Prüfungsvorbereitung.
  • Der Lernplan legt auch fest, wann sich der Lernende Fragen zu den Lerninhalten ausdenkt, sie aufschreibt und – allein oder mit anderen – beantwortet. Die Fragen zu den Lerninhalten geben dem Lernenden Sicherheit, weil sie die Prüfungssituation simulieren.
  • Am Ende des Lernplans steht die Wiederholung. Sie beginnt spätestens zwei Tage vor dem Prüfungstermin. Während der Wiederholung werden keine neuen Informationen aufgenommen.

Einfache Lernpläne dokumentieren die Zeit bis zur Prüfung und die zu lernenden Inhalte:

Für schriftliche Arbeiten

[9]Die Gliederung der Ziele in einzelne Arbeitsschritte und die genaue Planung des Ablaufs erleichtern das Erstellen einer schriftlichen Arbeit.

Wer eine schriftliche Arbeit verfassen will, recherchiert zunächst aktuelle Informationsquellen:

  • Er fragt Personen, die mit einer ähnlichen Thematik befasst sind, nach brauchbaren Veröffentlichungen.
  • Er nutzt das Internet sowie Wortverzeichnisse, Glossare, Register, Abstracts und Kurzbeschreibungen.
  • Er orientiert sich an der Literaturliste eines grundlegenden Werks.

Nachdem er seine Literatur gesammelt hat, legt er in einem schriftlichen Zeitplan fest, welche Arbeitsschritte er vorhat:

  • Für das Erarbeiten und Exzerpieren der Literatur
  • Für das Finden einer geeigneten Struktur des zu Erarbeitenden
  • Für das Anfertigen und Überarbeiten des Entwurfs
  • Für das Erstellen der endgültigen Fassung der schriftlichen Arbeit

Er verschafft sich zunächst einen Überblick über sein gesammeltes Material und entscheidet, wie relevant die verschiedenen Quellen für sein Thema sind, welche er ausführlicher und welche er knapper exzerpieren will. Danach liest und exzerpiert er mit den Methoden des Lesens von Fachtexten.

Nachdem er die Literatur kennt, entscheidet er, wie er sie darstellt: Für die Gliederung findet er mit seinen eigenen Fragen zum Inhalt und den Informationen, die er in der schriftlichen Arbeit geben will, einen geeigneten Aufbau – abhängig von der Aufgabenstellung und dem gesammelten Material. Er orientiert sich an ähnlichen Arbeiten und an der Gliederung von Texten in Fachveröffentlichungen.

Mit dem Schreiben des ersten Entwurfs beginnt er erst, nachdem er das gesamte Material gesichtet hat und weiß, was er zu den einzelnen Gliederungsabschnitten schreiben wird – sonst besteht die Gefahr, den Zusammenhang zu verlieren und eine falsche Reihenfolge zu wählen. Beim Schreiben achtet er jetzt noch nicht auf den sprachlichen Stil und auf prägnante Formulierungen, sondern schreibt seine Gedanken möglichst flüssig nieder.

Nach der Fertigstellung legt er den Entwurf ein oder zwei Tage beiseite und überarbeitet ihn anschließend. Mit der Pause entsteht Distanz zu den eigenen Formulierungen, Korrekturen fallen leichter, treffendere Formulierungen und bessere Beschreibungen finden sich. Beim Überarbeiten zeigt sich, an welchen Stellen inhaltliche Ergänzungen, Streichungen und Korrekturen notwendig sind und welche Passagen prägnanter formuliert werden können. Kontrollfragen erleichtern das Überarbeiten:

  • Betreffen sämtliche die Inhalte das Thema?
  • Ist die Gliederung der Aufgabenstellung angemessen?
  • Ist die logische Abfolge der einzelnen Abschnitte erkennbar?
  • Enthält die Arbeit alles Wesentliche?
  • Sind Nebensächlichkeiten zu weit ausgeführt?
  • Sind Einzelheiten überall vollständig dargestellt?
  • Ist jeder Satz verständlich?

Wenn der Autor seinen Text laut vorliest, fallen ihm Fehler und Unklarheiten eher auf. Wenn er dann den überarbeiteten Entwurf jemandem zur Durchsicht gibt, kann er von ihm erfahren, ob die Darstellung einleuchtend ist und an welchen Stellen weitere Veränderungen angebracht sind. – Schließlich überarbeitet er seinen Entwurf erneut und legt ihn dann für kurze Zeit beiseite.

Mit der Erstellung der endgültigen Version ist die schriftliche Arbeit beendet und kann nach dem Drucken abgegeben werden.

Das Systematische Vorgehen beim Lernen, ob als Vorbereiten auf eine Prüfung oder nicht, spart Zeit, lässt Raum für Entspannung, bewirkt zielgerichtetes Agieren und bringt maximale Ergebnisse. Wenn der Lernende sein Lernen selbst bestimmt, ist es am ehesten seinen Möglichkeiten angepasst.

Peter Hilbert

Quellen

[1] Rolf Arnold
[2] Francis Pleasant Robinson. Effective Study
[3][4][5] Gerrit Vollmer, Günter Hoberg. Top-Training. Lernen – behalten – anwenden
[6] Bastian Sick. Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
[7] ,[8], [9] Ingrid Ingrid Michelitsch-Traeger, Heidemarie Seel