Beispiel für die Vorbereitung eines Telefonats

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Wen will ich sprechen?

Wo will ich ihn erreichen?

Warum will ich ihn sprechen?

Was ist mein Ziel?

Welche Dokumente brauche ich?

Wann ist die beste Zeit?

Wie beginne ich?

Welchen Nutzen bringe ich?

Welche Informationen gebe ich?

Welche Informationen möchte ich?

Welche Vorschläge habe ich?

Mit welchen Einwänden rechne ich?

Womit entkräfte ich Einwände?

Welche Kompromisse habe ich parat?

Wie schließe ich?

Lars Lurens

Marketing, 069 492-663

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Verständlich sprechen und klar formulieren

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Damit sich Anrufer und Angerufene sofort verstehen

Jedes Telefonat hat seine eigene Atmosphäre und hinterlässt bei den Beteiligten seine spezifische Wirkung – einerseits geprägt durch die Inhalte des Gesprächs, andererseits auch durch die emotionalen Eindrücke, die während des Gesprächs entstanden sind. Die Stimmung eines Telefonats kann sachlich sein oder gespannt, locker oder höflich, distanziert oder vertraulich, aggressiv oder fröhlich … Schier unendlich viele Facetten können sich entwickeln.

Die Stimmung des Telefonats entsteht aus den Sachverhalten, die ausgetauscht werden, und aus der Art, wie die Telefonierer miteinander sprechen. Vier Wirkungs­elemente beeinflussen die Stimmung:

  1. Der Sachinhalt: Die Telefonierer tauschen Sachinformationen, Daten und Fakten aus und bewerten sie als positiv oder negativ, als nützlich oder unnütz, als angenehm oder unangenehm …
  2. Die Selbstkundgabe: Die Telefonierer bringen „eine kleine Telefonieren 1Kostprobe ihrer Persönlichkeit“[1] in das Gespräch – wie sie sich fühlen, warum sie gerade so formulieren, wieso sie diese und nicht andere Informationen ausgewählt haben, wie sie gewohnt sind zu sprechen …
  3. Die Beziehung: Die Wahl der Worte, der Klang der Stimme, die Melodie der Sätze zeigen, in welcher Beziehung die Telefonierer zueinander stehen, wie sie sich einschätzen, was sie voneinander halten, ob sie sich akzeptieren, ob sie sich kritisch sehen, ob sie sich ernst nehmen, ob sie das Gespräch paritätisch führen …
  4. Der Appell: Die Telefonierer verbinden mit ihren Gesprächsbeiträgen jeweils eine Absicht. Sie wollen verstehen und verstanden werden, der andere soll etwas Bestimmtes denken, fühlen oder tun. Sie wollen beeinflussen, etwas erreichen oder auslösen.

Die Telefonierer agieren mit den vier Wirkungselementen und reagieren auf sie – jeweils unterschiedlich deutlich und unterschiedlich empfindlich, abhängig von ihrem Kommunikationsstil und ihrer aktuellen Situation.

Verständlich sprechen

Die Telefonierer beeinflussen die Stimmung des Telefonats durch ihre Formulierun­gen, in die sie die Inhalte verpacken, durch ihre Sprechweise, mit der sie sich verständigen, durch ihre Stimme, mit der sie die Emotionen transportieren. (Nicht zufällig haben Stimmung und Stimme denselben Wortstamm.)

Wer sich nicht wohl fühlt, wem Selbstvertrauen fehlt, wer Disstress empfindet, dessen Unbehagen ist zu spüren – auch am Telefon. Wer gute Laune hat, wer optimistisch ist, wer Menschen mag, strahlt Freude aus – auch am Telefon.

Professionelle Telefonierer achten zunächst auf ihre Stimme und ihre Sprechweise, weil sie deren Wirkung nutzen wollen. Sie geben ihrer Stimme einen freundlichen Klang und sprechen mit deutlicher Lippenbewegung und in angemessener Lautstärke, damit ihr Gesprächspartner am Telefon sie gut verstehen kann. Mit ihrer Artikulation, ihrem Sprechtempo und ihrer Sprechmelodie erleichtern sie ihrem Gesprächspartner, sich auf die Inhalte zu konzentrieren.

Sie nehmen zu jedem Telefonat eine positive Haltung LMAA 1ein, die von ihrem Gesprächspartner als Freundlichkeit zu spüren ist. Ihre Stimme und ihr Sprechen transportieren ihre Empathie mit der Wirkung, dass ihr Telefonpartner dazu neigt, ihre positive Emotionalität zu spiegeln, denn auf Freund­lichkeit unfreundlich zu antworten, fällt schwerer als darauf freundlich zu reagieren. Sie lächeln und ihr Lächeln ist zu hören. Wenn sie mit strahlender Mimik sprechen, drücken sie hörbar ihre Begeisterung aus.

Professionelle Telefonierer übertreiben nicht, sie bleiben authentisch. Sie setzen ihre Stimme und ihr Sprechen bewusst ein, damit ihr Telefonpartner ihnen und ihren Inhalten positiv begegnet:

Lautstärke: Sie sprechen weder zu laut noch zu leise und variieren die Dynamik ihrer Stimme. Sie betonen alles Wichtige, damit ihr Gesprächspartner ihnen interessiert zuhört.
Sprechmelodie: Sie sprechen nicht langweilig oder monoton, sondern mit abwechslungsreicher Stimmführung. Sie gestikulieren beim Sprechen, damit ihr Engagement zu hören ist.
Sprechtempo: Sie vermeiden jede Hektik und erleichtern die Verständigung am Telefon durch eher langsameres als schnelleres Sprechen. Ihre Ruhe strahlt Souveränität aus und gibt ihnen Gelegenheit, genau zu formulieren.
Stimmhöhe: Sie sprechen nicht zu hoch, sondern vermitteln mit sonorer Stimme Gelassenheit. Sie nutzen die natürliche Resonanz ihrer Stimme, damit ihr Telefonpartner das Zuhören als angenehm empfindet.
Artikulation: Sie sprechen deutlich, mit merkbar starker Lippenbewegung und ihre Aussprache entspricht der deutschen Standardlautung. Wenn sie eine leicht dialektale Einfärbung hören lassen, signalisieren sie, aus welcher Region sie stammen.
Pausen: Sie setzen gezielt Pausen ein, denn besonders bei längeren Erklärungen wirkt kurzes Innehalten wie Labsal. Und sie geben mit Sprechpausen ihrem Telefonpartner Gelegenheit, in den Dialog zu kommen.

Damit sich ihr Sprechen und ihre Stimme wie gewünscht entfalten, atmen sie bewusst mit ihrem Zwerchfell: Beim Einatmen wölbt sich ihr Bauch leicht und der Impuls für das Ausatmen kommt von der Bauchmuskulatur. Um sich das Atmen zu erleichtern, tragen sie bequeme Kleidung und lehnen sich salopp an die Stuhllehne oder stehen beim Telefonieren entspannt. Sie halten die Sprechmuschel direkt an ihren Mund, damit das Richtmikrofon ihre Stimme gut aufnehmen kann.

Klar formulieren

Professionelle Telefonierer sprechen eine klare und Kompetenzen 1positive Sprache. Sie formulieren locker, ohne überflüssige Floskeln und Füllwörter. Fremdwörter benutzen sie nur, wenn auch ihr Telefonpartner sie kennt. Sie sprechen nicht im Ich-Stil, sondern im Wir- oder Sie-Stil. Statt verschachtelter Sätze bilden Sie einfache Sätze. Sie lernen keine Phrasen auswendig, sondern sprechen in ihrer Sprache. Durch
ihr Formulieren vermitteln sie Einfühlung, Selbstvertrauen, Engagement, Respekt, Aufmerksamkeit und Optimismus.

Professionelle Telefonierer vermeiden abweisende Formulierungen und verwenden empathische.

Abweisende Formulierungen: Empathische Formulierungen:
  • „Das ist nicht mein Problem.“
  • „Ich kann verstehen, wie Sie sich fühlen.“
  • „Immer mit der Ruhe.“
  • „Darf ich eine Frage dazu stellen?“
  • „Das glaube ich Ihnen nicht.“
  • „Beschreiben Sie das bitte genauer.“
  • „Sie müssen mir recht geben.“
  • „Stimmen Sie mir zu?“
  • „Das kommt schon mal vor.“
  • „Das ist sehr ärgerlich.“
  • „Das habe ich ja noch nie gehört.“
  • „Das tut mir schrecklich leid für Sie.“
  • „Ich weiß schon, was Sie mir sagen wollen.“
  • „Wie, genau, ist das passiert?“

Professionelle Telefonierer vermeiden unsicher wirkende Formulierungen und verwenden solche, die Selbstvertrauen signalisieren.

Unsicher wirkende Formulierungen: Formulierungen mit Selbstvertrauen:
  • „Ich kann nichts dafür, dass Sie gewartet haben.
  • „Danke, dass Sie gewartet haben.“
  • „Ich bin nicht sicher, ob ich die richtige Person bin. Ich habe erst vor Kurzem hier angefangen.“
  • „Warten Sie bitte einen Moment, wäh­rend ich herausfinde, wer Ihnen am besten weiterhelfen kann?“
  • „Ich kann mir nie Namen merken.“
  • „Sagen Sie mir bitte noch einmal Ihren Namen?“
  • „Das müsste bis nächste Woche gehen.“
  • „Bis nächsten Freitag haben Sie es.“
  • „Ich weiß das nicht.“
  • „Einen Augenblick bitte, ich verbinde Sie mit Herrn Hirens. Er wird Ihnen gern weiterhelfen.“
  • „Ich versuche, Ihnen die Unterlagen heute noch zu schicken.“
  • „Ich schicke Ihnen heute noch Ihre Dokumente“.
  • „Ich bin auch nur ein Mensch.“
  • „Wenn das mein Fehler war, bitte ich um Entschuldigung.“

Professionelle Telefonierer vermeiden gleichgültige Formulierungen und verwenden engagierte.

Gleichgültige Formulierungen: Engagierte Formulierungen:
  • „Versprechen kann ich Ihnen das nicht.“
  • „Ich werde mich persönlich darum kümmern.“
  • „Wir haben jetzt Büroschluss. Rufen Sie morgen an.“
  • „Ich habe jetzt leider keinen Zugriff
    mehr auf unser Computersystem. Aber ich mache mir eine Notiz und kümmere mich gleich morgen früh darum.“
  • „Ich bin dafür nicht zuständig.“
  • „Das regelt mein Kollege für Sie.“
  • „Ich rufe Sie so bald wie möglich zurück.“
  • „Ich rufe Sie gegen 15 Uhr zurück. Ist Ihnen das recht?“
  • „Ich weiß nicht, warum der Kollege nicht da ist.“
  • „Ich sorge gern dafür, dass Herr Zerens Sie sofort.
  • „Das ist schlecht.“
  • „Vielleicht gibt es einen besseren Weg.“
  • „Das geht jetzt nicht.“
  • „Reicht es, wenn ich das morgen für Sie erledigen?“

Professionelle Telefonierer vermeiden abfällige Formulierungen und verwenden respektvolle.

Abfällige Formulierungen: Respektvolle Formulierungen:
  • „Da sind Sie aber falsch informiert.“
  • „Darf ich Ihnen sagen, welche Informationen ich dazu habe?“
  • „Haben Sie das verstanden?“
  • „Haben Sie Fragen dazu?“
  • „Sie müssen entschuldigen.“
  • „Bitte entschuldigen Sie.“
  • „Passen Sie mal auf.“
  • „Ich habe einen Vorschlag.“
  • „Das müssen Sie mir schon glauben.“
  • „Das ist die Information, die ich habe.“
  • „Seien Sie mal ehrlich.“
  • „Sind Sie so freundlich und nennen Sie mir noch einmal die Fakten der Reihe nach?“
  • „Das kann nicht sein.“
  • „Das überrascht mich.“

Professionelle Telefonierer vermeiden achtlose Formulierungen und verwenden aufmerksame.

Achtlose Formulierungen: Aufmerksame Formulierungen:
  • „Das Problem kenne ich.“
  • „Habe ich Sie richtig verstanden?“
  • „Ich sage es Ihnen noch einmal.“
  • „Was war das Wichtigste für Sie?“
  • „Wie schon gesagt.“
  • „Das ist am wichtigsten.“
  • „Das sage ich Ihnen.“
  • „Ich habe mich für Sie informiert:“
  • „Sie sollten mich erst einmal anhören.“
  • „Möchten Sie jetzt ein paar Informationen dazu?“
  • „Das haben wir noch nie so gemacht.“
  • „Das ist eine gute Idee.“
  • „Das haben wir schon immer so gemacht.“
  • „Vielen Dank für Ihren Vorschlag.“

Professionelle Telefonierer vermeiden pessimistische Formulierungen und verwenden optimistische.

Pessimistische Formulierungen: Optimistische Formulierungen:
  • „Vor Ende Mai liefern wir nicht.“
  • „Sie können es Anfang Juni geliefert bekommen.“
  • „In dieser Woche schaffe ich das nicht mehr.“
  • „Das erledige ich für Sie in der nächsten Woche“
  • „Wir geben nie einen Rabatt von mehr als drei Prozent.“
  • „Sie können bis zu drei Prozent Rabatt bekommen.“
  • „Die Kollegin kommt nicht vor zwei Uhr zurück.“
  • „Die Kollegin ist ab zwei Uhr zurück.“
  • „Ab 17 Uhr erreichen Sie hier niemanden mehr.“
  • „Bis 17 Uhr ist immer jemand für Sie da.“
  • „Ohne Termin machen wir gar nichts.“
  • „Können wir dafür einen Termin verabreden?“
  • „Zögern Sie nicht anzurufen, wenn Sie Probleme haben.“
  • „Bitte rufen Sie an, wenn Sie eine Frage haben.“

Professionelle Telefonierer sprechen verständlich und mit freundlicher Stimme. Sie formulieren klar mit Empathie, Selbstvertrauen, Engagement, Respekt, Aufmerksam­keit und Optimismus. Sie sind sich der Wirkung ihrer Telefonate bewusst.

Peter Hilbert

Quelle

[1] Friedemann Schulz von Thun

Rhetorische Inhaltsfiguren

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Verpackung ist das eine, Inhalt das andere

Rhetorische Inhaltsfiguren sind Stilmittel, die beabsichtigte Wirkungen durch die Bedeutung von Inhalten hervorrufen.

Gleichnis

Das Gleichnis – auch Bildgleichnis, Verbildlichung oder Allegorie genannt – stellt etwas Abstraktes mit einem bildlichen Begriff dar oder erweitert die Ersetzungsfigur Übertragung. Beispiele:

  • „Wir sind doch auf demselben Weg und bewegen uns schrittweise aufeinander zu.“
  • „Auf dem Theater der Welt sind alle Menschen Spieler: Mancher bekommt die Rolle eines Königs, mancher die eines Bettlers.“
  • „Er hatte den Sensenmann vor Augen.“
    (statt: „Er wusste, er würde sterben.“)

Die Variante Vergleich – auch Analogie oder Simile genannt – benennt das Gemeinte mit einem bildhaften Ausdruck. Beispiele:

  • „Schwitzen ist, wenn Muskeln weinen.“[1]
  • „Ab und zu flatterte ein Tänzer herein wie ein Falter ans Licht.“[2]
  • „Er war so ruhig wie eine Lehmmauer im Mondlicht.“[3]

Die Variante Vertauschung – auch Metalepse genannt – vertauscht das Gemeinte mit einem Begriff, der nur sehr bedingt damit zu tun hat. Beispiele:

  • „Verflucht sei der Berg, auf dem der Baum wuchs, der zuallererst meine ganzen Sorgen verursacht hat.“[4]
    (statt: „Verflucht sei der Mast des Schiffes, das uns zusammen­brachte.“)
  • „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.”[5]
    (statt: „Du sollst arbeiten, damit du essen kannst.“)
  • „Die Mahlzeit tagt.“
    (statt: „Das Gericht tagt bei einer Mahlzeit.“)

Die Variante Bildbruch – auch Bildvermischung, Widersinn, Alogismus, Katachrese oder Catachresis genannt – schafft eine falsche Verbindung zweier sprachlicher Bilder. Beispiele:

  • „Das habe ich mit eigenem Fleisch und Blut erlebt.“
  • „Das ist das Holz, aus dem Waschlappen gemacht sind.“
  • „Da hat dich jemand hinters Ohr geführt.“

Die Variante Stilblüte produziert ungewollt einen Bildbruch. Beispiele:

  • „Der Zahn der Zeit, der schon manche Träne getrocknet hat, wird Gras auch über diese Wunde wachsen lassen.“
  • „Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen.“[6]
  • „Wir ziehen alle am selben Boot.“

Vorgriff

Der Vorgriff – auch Ankündigung, Vorausnahme, Einwandvorwegnahme, Vorhalt, Vorwegnahme, Prolepsis, Occupatio, Praemunitio oder Prokatalepsis genannt – behandelt ein Thema, bevor die Reihe an ihm ist, oder spricht einen möglichen Einwand selbst an, um ihn zu widerlegen; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Gegensatz. Beispiele:

  • „Nun könnte jemand einwenden, Erwachsene sollten nicht spielen. Was für ein Irrtum! Gerade Erwachsene sollten es tun.“[7]
  • „Später werde ich Ihnen noch einige Referenzen nennen.“
  • „Bald kommt der Sommer mit den langen Tagen. Bald stirbt deine Mutter. Du und dein Vater, ihr beide holt sie vom Friedhof ab.“[8]

Variante Vorausdeutung – auch Antizipation genannt – beschreibt etwas Zukünftiges, bevor sie den Grund dafür nennt. Beispiele:

  • „Wohlan, nun walte Gott, Unheil geschieht.“[9]
    (statt: „Unheil geschieht. Wohlan, nun walte Gott.“)
  • „Bezüglich einer Gehaltserhöhung muss ich Ihnen sagen, dass es keine gibt.“
    (statt: „Sie bekommen keine Gehaltserhöhung.“)
  • „Aber ihnen schloss auf ewig Hekate den stummen Mund.“[10]
    (statt: „Der Mund war stumm, nachdem Hekate ihn ihnen geschlossen hatte.“)

Die Variante Rückgriff – auch Regression genannt – bezieht sich auf bereits Gesagtes. Beispiele:

  • „In meiner Einleitung erwähnte ich bereits Cicero.“
  • „Bei unserem Treffen in der vergangenen Woche haben Sie den Vorschlag befürwortet.“
  • „Die Dialektik haben Sie kennengelernt. Nach Aristoteles ist die Rhetorik das Gegenstück dazu.“

Gegensatz

Der Gegensatz – auch Entgegenstellung, Antithese oder Antitheton genannt – verbindet gegensätzliche Begriffe oder Gedanken. Beispiele:

  • „Durch Eintracht wächst Kleines, durch Zwietracht zerfällt Großes.“[11]
  • „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein.“[12]
  • „Wo die Waldwasser nicht mehr brausend schäumen, die Flüsse ruhig und gemächlich ziehen.“[13]

Die Variante Gegenüberstellung – auch Bathos genannt – verbindet einen höheren Wert mit einem niedrigeren. Beispiele:

  • „Die Explosion zerstörte alle Häuser auf der anderen Straßenseite und meinen Briefkasten.“
  • „Auf der Autobahn ist ein Lastwagen mit Anhänger von der Fahrbahn abgekommen und umgekippt. Dabei wurde ein Verkehrsschild beschädigt.“
  • „Mozart ist tot, Goethe ist tot, Einstein lebt nicht mehr – und mir ist auch schon schlecht.“

Die Variante Wahrscheinlichkeitsvergleich – auch Adynaton genannt – beschreibt durch eine Reihe vorangestellter unmöglicher Vorstellungen indirekt etwas als völlig unmöglich, das bis dahin als möglich erschien. Beispiele:

  • „Wenn die Flüsse aufwärts fließen,
    Und die Hasen Jäger schießen
    Und die Mäuse Katzen fressen,
    Dann erst werd‘ ich dich vergessen.“
    (statt: „Ich werde dich nicht vergessen.“)
  • „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“[15]
    (statt: „Ein Reicher kommt niemals in das Reich Gottes.“)
  • „Eher geht die Welt unter, als dass ich der Entscheidung zustimme.“
    (statt „Ich stimme der Entscheidung nicht zu.“)

Die Variante Vorweggehen – auch Priamel genannt – stellt vor eine Mitteilung eine Aufzählung nicht zutreffender Aussagen. Beispiele:

  • „Ich gehöre nirgendhin, nirgends, in keine Stadt, in kein Land, in keine Zeit – ich gehöre nur zu dir.“[16]
  • „Berliner Kind, Spandauer Rind, Charlottenburger Pferd, sind alle drei nichts wert.“[17]
  • „Ich leb‘ und weiß nit wie lang,
    ich sterb‘ und weiß nit warum,
    ich fahr‘ und weiß nit wohin,
    mich wundert, dass ich so fröhlich bin.“[18]

Definition

Die Definition interpretiert einen Begriff. Beispiele:

  • „Ein Beispiel ist ein einzelnes Ereignis, ein einzelner Gegenstand oder ein Individuum, das einen allgemeinen Sachverhalt erklärt und veranschaulicht und als Muster dafür genannt werden kann.“
  • „Springen ist das Abschnellen des Körpers vom Boden, wobei ein oder mehr Füße eingesetzt werden, um Höhe, Weite oder Tiefe zu überwinden.“[19]
  • „Politik ist Einflussnahme, Gestaltung und Durchsetzung von Forderungen und Zielen in privaten oder öffentlichen Bereichen.“[20]

Die Variante klassische Definition nennt für ein Phänomen den nächsthöheren Oberbegriff und grenzt es ab. Beispiele:

  • „Die Linde ist ein Laubbaum, der sich von anderen Laubbäumen durch seine charakteristischen Herzblätter unterscheidet.“
  • „Ein Brunnen ist ein säulenförmiger Hohlraum, der von der Erdoberfläche senkrecht bis mindestens zum Grundwasserspiegel hinunterreicht.“
  • „Ein Junggeselle ist ein unverheirateter Mann.“

Die Variante Nominaldefinition erklärt das Phänomen vom Namen her. Beispiele:

  • „Eine Schreibmaschine ist eine Maschine zum Schreiben.“
  • „Computer ist das englische Wort für Rechner.“
  • „Netiquette ist gebildet aus ‚net‘ – dem englischen Wort für ‚Netz‘ – und ‚étiquette‘ – dem französischen Wort für ‚Etikette‘.“

Die Variante Inhaltsdefinition zählt die Bestandteile des Phänomens auf. Beispiele:

  • „Ein Baum besteht aus Wurzeln, Stamm, Ästen, Zweigen und Blättern.“
  • „Ein Schachspiel besteht aus Schachbrett und Schachfiguren.“
  • „Die Bundesregierung besteht aus Bundeskanzler und Bundesministern.“

Die Variante Umfangsdefinition erklärt das Phänomen durch mehrere seiner Erscheinungsformen. Beispiele:

  • „Bei den Bäumen unterscheiden sich zunächst Laubbäume und Nadelbäume.“
  • „Als Küchen gibt es Arbeitsküchen, Essküchen und Wohnküchen.“
  • „Projekte werden unterschieden nach einfachen, mittleren und komplexen Projekten.“

Die Variante Ausgrenzungsdefinition – auch Exclusio genannt – nennt, was nicht zum Phänomen gehört. Beispiele:

  • „Ein Füller zählt nicht zu den Kugelschreibern.“
  • „Ein Helikopter ist kein Flugzeug.“
  • „Tomaten sind kein Obst.“

Die Variante Scheindefinition gibt vor, etwas zu erklären, äußert aber nur eine Meinung. Beispiele

  • „Purex ist Geschmack.“
  • „Der Nato-Doppelbeschluss bedeutete Frieden.“
  • „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“[21]

Die Variante Augenschein – auch Evidenz genannt – behauptet etwas in der Formulierung eines Aussagesatzes und zeigt einen Gegenstand oder gibt das Geschehen aus der Perspektive eines Augenzeugen wieder. Beispiele:

  • „Das hier ist die Mordwaffe.“
  • „Ein Passant sagte: ‚Das Auto überschlug sich dreimal.‘“
  • „In einer Stadt fahren nun mal viele Autos.“

Die Variante Worthäufung – auch Häufung, Akkumulation oder Accumulatio genannt – stellt anstelle eines Oberbegriffs eloquent viele Einzelheiten mit vielen Unter­begriffen oder Detaileindrücken dar; vergleichbar mit den Wortfiguren Beiordnung, Mehrfachausdruck und Beiordnung. Beispiele:

  • „Wir sprechen von der Kunst, mit melodischen, artikulatorischen, ironischen, politischen, logischen und psychologischen Elementen umzugehen.“
    (statt: „Wir sprechen von Rhetorik.“)
  • „Sie wanderten durch Feld, Wald und Wiesen.“
    (statt: „Sie wanderten durch die Natur.“
  • „Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städt‘ und Felder.“[22]
    (statt: „Nun ruht die Welt.“)

Die Variante Trennung – auch Dihärese genannt – nennt einen Begriff und erklärt ihn detailliert. Beispiele:

  • „Diesen Mann gibt es nicht. Wir stellen ihn erst her. Wir sagen: Er hat Arme und Beine, einen Rumpf und die benötigten Organe. Einen Kopf mit allem, was dazu gehört, setzen wir ihm in der gleichen Weise auf. Und jetzt bekleiden wir ihn mit einem grauen Anzug und schwarzen Schuhen und geben ihm einen Hut in die Hand.“[23]
  • „Jeder wollte kommen – Frauen, Männer, Kinder, Alte, Junge.“
  • „Ist was, das nicht durch Krieg, Schwert, Flamm und Spieß zerstört?“[24]

Die Variante Verdeutlichung – auch Aporie oder Aporia genannt – verdeutlicht einen Begriff durch eine Ergänzung. Beispiele:

  • „Die Zeit ist eine Illusion oder ist sie real und erfahrbar?“
  • „O Sokrates, noch ehe ich mit dir zusammengekommen bin, habe ich schon gehört, dass du nichts kannst, als, wie du selbst immer ratlos bist, so auch andere in Ratlosigkeit zu versetzen.“[25]
  • „Das Nichts kann nicht sein, da es sonst ja etwas Seiendes wäre. Es kann aber auch nicht nicht sein, da es auch dann seiend wäre.“

Anspielung

Die Anspielung – auch Allusion genannt – deutet einen Inhalt nur an; anders als die Anspielung als Klangfigur. Beispiele:

  • „Sie wissen, was ich meine.“
  • „Es gibt Wichtigeres als den Frieden.“[26]
  • „Ein Bild, ein Bild, mein Pferd für’n gutes Bild!“[27]
    (Anspielung auf: „Ein Pferd! Ein Pferd! Ein Königreich für ein Pferd!“[28])

Die Variante Würdigung – auch Captatio benevolentiae genannt – drückt Wertschätzung aus. Beispiele:

  • „Ich freue mich, heute mit Experten zu sprechen.“
  • „Ich sehe, Sie sind Profis.“
  • „Sehr geehrte Damen und Herren!“

Die Variante Handlungsumschwung – auch Wiedererkennen, Peripetie oder Anagnorisis genannt – weckt zunächst eine Erwartung, enttäuscht sie dann aber sogleich, indem sie die Handlung anders als erwartet fortführt. Beispiele:

  • „Die Kroaten sollen auf alles treten, was sich bewegt? Da hat unser Mittelfeld ja nichts zu befürchten.“[29]
  • „Am 13. […] schlug der Blitz in die hiesige Kreuzkirche – und setzte Tages darauf seine Reise weiter fort.“[30]
  • „Das Schönste an einem guten Wein ist doch das Pils danach.“

Die Variante Andeutung – auch Übergehen, vorgebliche Auslassung, Präterition, Praeteritio oder Paralipse genannt – erwähnt einen Gedanken, der vorgeblich unausgesprochen bleiben soll. Beispiele

  • „Ich will mir nicht vorstellen, was ein anderes Unternehmen in einem solchen Fall machen würde.“
  • „Dass unser Abschied kühl und gehalten in seiner Form war, erübrigt sich wohl zu sagen.“[31]
  • „Ganz zu schweigen davon, dass Kinder viel Geld kosten.“

Die Variante Sprichwort – auch Sentenz, Sententia oder Chrie genannt – verwendet einen Merkspruch oder eine allgemein gültige ethische Maxime. Beispiele:

  • „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“
  • „Irren ist menschlich.“ (Errare humanum est.)
  • „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“[32]

Spott

Der leichte Spott – auch Ironie, Dissimulatio, Antiphrasis oder Antiphrase genannt – vermittelt erkennbar nicht die wirkliche Meinung. Beispiele:

  • „Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann.“[33]
  • „Dieses Produkt ist wohl wieder von Ihren ‚Experten‘ entwickelt worden.“
  • „Du bist mir ein schöner Freund!“

Die Variante Schmähung – auch Sarkasmus genannt – steigert den leichten Spott zum boshaften Verlachen. Beispiel:

  • „Viele Psychotiker spüren keinen Leidensdruck. – Es sei denn, sie kommen in die Psychiatrie.“
  • „Die Ursache Ihrer Krankheit werden wir bei Ihrer Obduktion feststellen.“
  • „Eine kaputte Glühbirne hat mehr Ausstrahlung als Sie.“

Die Variante Hohn – auch Zynismus genannt – äußert sich gehässig, verletzend, menschenverachtend. Beispiele:

  • „Waterboarding verhindert Terroranschläge.“
  • „Wenn eine Frau enge Jeans trägt, provoziert sie, vergewaltigt zu werden.“
  • „Zivile Opfer? – Wo gehobelt wird, da fallen Späne.“

Anekdote

Die Anekdote – auch Erzählung, Exkurs, Verwirrung, Wortschwall oder Narration genannt – verlässt das Thema mit einer illustrierenden Erzählung.

Eine Variante der Anekdote ist die Überraschung – auch Pointe oder Sustentio genannt. Sie überrascht am Ende eines Satzes oder einer Sentenz mit einer unerwarteten Zuspitzung; vergleichbar mit der Wortfigur Scheinwiderspruch. Beispiele:

  • „Schmutzige Fingernägel allein sind kein Beweis dafür, dass man im Recht ist.“[34]
  • „Es gibt Leute, die bereit sind, die Freiheit zu schützen bis nichts mehr von ihr übrig ist.“[35]
  • „Wenn einer, der mit Mühe kaum
    Gekrochen ist auf einen Baum,
    Schon meint, dass er ein Vogel wär,
    So irrt sich der.“[36]

Die Variante Kette reiht Aussagen aneinander und nimmt dabei einen vorangehenden Begriff auf. Beispiele:

  • „Und plötzlich wird das Schöne fragwürdig, das Fragwürdige lächerlich und das Lächerliche lächerlicher als je zuvor.“[37]
  • „Wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, dass Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.“[38]
  • „Ich helfe ihm, weil ich an seinen Lösungsvorschlag glaube. Ich glaube an seinen Lösungsvorschlag, weil ich ihm vertraue. Ich vertraue ihm, weil ich ihn schon dreißig Jahre kenne.“

Die Variante Überfluss – auch Redundanz genannt – erweitert Ausführungen mit vielerlei Unnötigem. Beispiel:

  • „‘Bei der Schlussfeier der XVI. Olympischen Sommerspiele schickten die australischen Salutschützen dem Muskelkrieg von Melbourne ein martialisches Echo nach. Die Artilleristen Ihrer Majestät der englischen Königin lieferten den aktuellen kriegerischen Kulissendonner zu jenem olympischen Schauspiel, das inmitten einer sehr unfriedlichen Welt zum schlechten Stück geworden war. Sie kanonierten die wie einen Zylinderhut aufgestülpte Schlussfeier-Stimmung und alle preisenden Reden von der Gleichheit und Brüderlichkeit unter Sportsleuten zu eitel Schall und Rauch.‘ […] Versucht man, das Zitat aus seiner Zeitschrift ins Deutsche zurück zu übersetzen, so ergeben sich zwei Sätze, die in der Tat knapp sind: ‚Bei der Schlussfeier der Olympiade wurde Salut geschossen. Das hat uns missfallen.‘“[39]

Die Variante Beispiel – auch Einzelheit oder Exemplum genannt – gibt ein Beispiel oder mehrere für eine Behauptung oder für einen Sachverhalt, aber nie als Beweis, damit es nicht mit einem Gegenbeispiel widerlegt werden kann; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Vergleich. Beispiele:

  • „Telefonate können stören, zum Beispiel Werbeanrufe.“
  • „Er geht zum Beispiel selbst in die Natur, um zu forschen.“
  • „Viele Vögel, wie beispielsweise Rotfinken, sterben aus.“

Die Variante Floskel – auch Phrasendrescherei genannt – sagt etwas Oberflächliches, Banales. Beispiele:

  • „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.“
  • „Der Ball ist rund.“
  • „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Die Variante Zitat – auch direkte Rede, Quelle, Sermocinatio oder Ethopoiia genannt – lässt eine Person (erfundene) Worte sprechen. Beispiele:

  • „Das sind die Leute, die nach einem Misserfolg sagen: ‚Na, das haben wir doch kommen sehen!‘“[40]
  • „Und so schließe ich dann dieses Kapitel mit einem Ausspruch, der die Tante Jolesch nicht nur in sprachlicher Hinsicht auf dem Höhepunkt ihrer Formulierungskraft zeigt: ‚Was ein Mann schöner ist als ein Aff’, ist ein Luxus.‘“[41]
  • „Auch Angela Merkel sagt: ‚Wir schaffen das.‘“

Die Variante umgekehrte Reihenfolge – auch Nachholtechnik oder Hysteron proteron genannt – beschreibt ein Geschehen in umgekehrter Reihenfolge; vergleichbar mit der Wortfigur Ungeläufigkeit. Beispiele:

  • „Ihr Mann ist tot und lässt Sie grüßen.“[42]
  • „Mein Handeln und Planen hat zum Erfolg geführt.“
  • „Lasst uns sterben und uns in die Waffen stürzen!“[43]

Die Variante Wunsch – auch Desiderium genannt – wünscht anderen etwas Positives. Beispiele:

  • „Vergelt’s dir Gott!“
    (statt: „Danke!“)
  • „Guten Appetit!“
  • „Guten Tag!“

Scheinfrage

Die Scheinfrage – auch rhetorische Frage genannt – stellt eine Frage, ohne eine Antwort zu erwarten, weil ihre Frage als Aussage, Behauptung oder Aufforderung gemeint ist. Beispiele:

  • „Hätte ich etwa nach solchen Worten wie ein Ochse daneben
    stehenbleiben sollen?“[44]
  • „Was ist schon normal?“
  • „Wie lange willst du unsere Geduld noch missbrauchen?“
    (statt: „Missbrauche unsere Geduld nicht länger!“)

Die Variante Anheimstellung – auch Permissio genannt – erfragt zum Schein eine bereits getroffene Entscheidung. Beispiele:

  • „Wollt ihr Butter oder Kanonen?“[45]
  • „Sollen wir etwa den korrupten Mann wieder einstellen?“
  • „Möchten Sie, dass ich wieder weggehe?“

Die Variante Befragung – auch Percontatio genannt – stellt eine Frage und gibt sogleich selbst die Antwort. Beispiele:

  • „Wer hat die schönsten Schäfchen? Die hat der gold‘ne Mond.“[46]
  • „Bin ich der Kühnste von allen? Überhaupt nicht.“[47]
  • „Wer hat denn hier gelogen? Das warst du doch!“

Die Variante Beeinflussung – auch Suggestion genannt – legt eine gewünschte Reaktion sehr nahe – auch durch ständiges Wiederholen. Beispiele:

  • „Die Zahlen lügen doch nicht.“
  • „Die Kalt-Aktiv-Leuchtkraft-Formel sorgt für perfekte Reinheit.“[48]
  • „Erfüllen Sie sich jetzt Ihre Wünsche – mit dem günstigen Ratenkredit.“[49]

Quellen

Heinz Lemmermann. Lehrbuch der Rhetorik
Karl-Heinz Göttert. Einführung in die Rhetorik
Bernhard Sowinski. Deutsche Stilistik
Gerhard Lange. Figuren und Tropen
Andreas Müller. Rhetorik
Hans Baumgarten. Compendium Rhetoricum
Hellmut Geißner. Rhetorik
Friedrich Maier. Cicero in Verrem
dtv-Lexikon
Duden. Newsletter
http://de.academic.ru
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Stilmittel
www.li-go.de

[1] Horst Evers
[2] Max Frisch
[3] Raymond Chandler
[4] Euripides
[5] Bibel
[6] Ingrid Matthäus-Maier
[7] Cicero
[8] Ilse Aichinger
[9] Hildebrandslied
[10] Friedrich Schiller
[11] Sallust
[12] Andreas Gryphius
[13] Friedrich Schiller
[14] Friedrich Schiller
[15] Bibel
[16] Franz Werfel
[17] Gero von Wilpert
[18] Martinus von Biberach
[19] Wikipedia
[20] Klaus Schubert, Martina Klein
[21] Carl von Clausewitz
[22] Paul Gerhardt
[23] Johannes Bobrowski
[24] Andreas Gryphius
[25] Platon
[26] Alexander Haig
[27] Heinrich Heine
[28] William Shakespeare
[29] Berti Vogts
[30] Georg Christoph Lichtenberg
[31] Thomas Mann
[32] Friedrich Schiller
[33] William Shakespeare
[34] Peter Handke
[35] Heinar Kipphardt
[36] Wilhelm Busch
[37] Wolfgang Hildesheimer
[38] Bibel
[39] Hans Magnus Enzensberger
[40] Herbert Wehner
[41] Friedrich Torberg
[42] Johann Wolfgang von Goethe
[43] Vergil
[44] Hans Erich Nossack
[45] Joseph Göbbels
[46] Heinrich Hoffmann von Fallersleben
[47] Cicero
[48] Henkel
[49] Commerzbank

Rhetorische Satzfiguren

Standard

Im Kaffeesatz steht kein Wort

Rhetorische Satzfiguren sind Stilmittel, die beabsichtigte Wirkungen durch den Satzbau hervorrufen.

Auslassung

Auslassung 1Die Auslassung – auch Ellipse genannt – lässt ein Wort oder einen Satzteil weg. Beispiele:

  • „Na und?“
  • „Wer? Ich!“
  • „Wie du mir, so ich dir.“

Die Variante Raffung – auch Brachylogie, Syllepsis oder Syllepse genannt – ist eine schwache Ellipse. Die Raffung lässt ein Wort weg, das in anderer Form oder Bedeutung im Satz vorkommt; vergleichbar mit der Satzfigur Verbindung. Beispiele:

  • „Ich fahre nach Rom, du nach Athen.“
  • „Heute kommen wir, morgen ihr.“
  • „Das Gras verdorrt in der Sonne, das Hähnchen im Grill.“

Die Variante Verminderung – auch Brevitas genannt – lässt in einem ausführlicheren Kontext einige Wörter im Satz weg. Beispiele:

  • „Sie den Kastellan geohrfeigt, dem Herzog nach, rasend, auf gehetzten Pferden. In Ludwigsburg das Schloss verödet. Kein Herzog.“[1]
  • „Wenn du mal gesellig im Wirtshaus gezecht hast, dich mit Freunden vergnügt hast und dich des Lebens gefreut hast, kommst du nichts ahnend nach Hause und staunst nicht schlecht: Auto weg, Frau weg, Geld weg.“
  • „Ein grauenhaftes Schauspiel sah man da auf dem offenen Felde: Verfolgen, Fliehen, Schlachtentod, Gefangennahme, Pferde und Männer am Boden.“[2]

Die Variante Satzbruch – auch Fügungsbruch oder Anakoluth genannt – formuliert einen syntaktisch unkorrekten Satz, indem er anders beendet wird, als es sein Anfang erwarten ließ. Beispiele:

  • „Sie schlägt, die Rüstung ihm vom Leibe reißend, den Zahn schlägt sie in seine weiße Brust.“[3]
  • „Korf erfindet eine Mittagszeitung, welche, wenn man sie gelesen hat, ist man satt.“[4]
  • „Nicht wir haben die Inflation geschürt, und wir waren es nicht allein.“[5]

Die Variante Satzabbruch – auch Verstummen, Verschweigen oder Aposiopese genannt – bricht eine Äußerung dramatisch ab. Beispiele:

  • „Seht mal, was ich …“
  • „Hören Sie …?“
  • „Vor Ihro kaiserlichen Majestät hab‘ ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag‘s ihm, er kann mich …“[6]

Die Pause – auch Zäsur genannt – macht eine längere Sprechpause; vergleichbar mit der Klangfigur Emphase.

Reihung

Reihung 1Die Reihung zeigt sich entweder unverbunden oder verbunden.

Die Variante unverbundene Reihung – auch Unverbundenheit, Asyndeton oder Synkrise genannt – reiht gleichwertige Worte, Wortgruppen oder Sätze ohne Konjunktionen aneinander; vergleichbar mit der Wortfigur Steigerung. Beispiele:

  • „Wasser, Feuer, Erde, Luft – ewig werden sie bestehen.“
  • „Spare, lerne, leiste was, dann haste, kannste, biste was.“
  • „Alles rennet, rettet, flüchtet.“[7]

Die Variante verbundene Reihung – Vielverbundenheit, Wortreihe, Polysyndeton oder Diakrise genannt – verbindet alle Elemente einer Aufzählung mit derselben Konjunktion. Beispiele:

  • „Ich sage dir, es kommen heute noch die Maurer und packen und mörteln und mauern dich ein.“[8]
  • „Mürrisch und ängstlich und jähzornig und launisch sind alte Leute.“[9]
  • „Und die Söhne und die Töchter und die Tanten und die Onkel kamen zum Fest.“

Sperrung

Sperrung 1Die Sperrung – auch Sperrstellung, Einschub durch Umstellung oder Hyperbaton genannt – stellt eine Wortgruppe um und trennen dabei zwei Wörter, die syntaktisch und inhaltlich zusammengehören. Beispiele:

  • „‚Hier‘, rief er, ‚bin ich.‘“
    (statt: „,Hier bin ich‘, rief er.“)
  • „Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.“[10]
    (statt: „Ein Hauch von Verfall ließ mich erzittern.“
  • „Getroffen sank dein Feind vom Speere.“[11]
    (statt: „Dein Feind sank vom Speer getroffen.“)

Die Variante Einschub – auch Parenthese genannt – unterbricht einen Satz durch eine Einfügung. Beispiele:

  • „Hans Castorp – das der Name des jungen Mannes – befand sich allein im Abteil.“[12]
  • „Das ist – wie gesagt – unwichtig.“
  • „Wir sollten den Eindruck vermeiden, irgend jemand in diesem Hause habe – und sei‘s für Minuten – geschwankt.“[13]

Kreuzstellung

Kreuzstellung 1Die Kreuzstellung – auch Überkreuzstellung oder Chiasmus genannt – spiegelt die Stellung von Wortgruppen oder Begriffen: Die Wörter oder Wortgruppen haben in der zweiten Sequenz die umgekehrte Reihenfolge; im Gegensatz zur Satzfigur Gleichlauf. Beispiele:

  • „Die Wand ist weiß, blau ist der Tisch.“
  • „Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben.“[14]
  • „Er liebt Rosen, Nelken mag er nicht.“

Die Variante umgekehrte Wortordnung – auch Epanodos genannt – wiederholt Worte oder Wortgruppen in umgekehrter Reihenfolge. Beispiele:

  • „Wie man wünscht, so stimme ich nicht, und wie ich stimme, wünscht man nicht.“
  • „Wer nicht kann, was er will, der wolle, was er kann.“[15]
  • „Das Ende kommt, es kommt das Ende.“

Die Variante spiegelnde Dopplung – auch Anadiplosis oder Anadiplose genannt – verdoppelt ein Wort oder eine Wortgruppe an der Spiegelgrenze der Kreuzstellung; vergleichbar mit den Wortfiguren Dopplung, Umrahmung und Verflechtung. Beispiele:

  • „Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“[16]
  • „Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen.“[17]
  • „Wie will ich dann dich höhnen? Höhnen! Gott bewahre mich!“[18]

Gleichlauf

Gleichlauf 1Der Gleichlauf – auch paralleler Satzbau oder Parallelismus genannt – ordnet in aufeinander folgenden Sätzen einander entsprechende Wörter oder Wortgruppen in der gleichen Reihenfolge an. Beispiele:

  • „Nacht war es, die Menschen schliefen. Morgen wurde es, die Vögel erwachten.“
  • „Welle auf Welle gerinnet und Stund‘ an Stund‘ zerrinnet.“[19]
  • „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“[20]

Die Variante Abschnittsgleichheit – auch gleicher Satzbau oder Isokolon genannt – stellt mehrere gleiche Wörter oder Wortgruppen mit gleicher Silbenzahl zueinander parallel oder in Kreuzstellung. Beispiele:

  • „Muscheln, Muscheln, blank und bunt, findet man als Kind.
    Muscheln, Muscheln, schlank und rund, darin rauscht der Wind.“[21]
  • „Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
    Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht.“[22]
  • „Reißt die Konkubine aus des Fürsten Bett.
    Schmiert die Guillotine mit der Pfaffen Fett!“[23]

Eine Variante der Abschnittsgleichheit ist der Zweier-Abschnitt – auch Zweier-Figur oder Dikolon genannt. Der Zweier-Abschnitt stellt zwei analog konstruierte Wortgruppen zueinander parallel oder in Kreuzstellung. Beispiele:

  • „Biblische Bilder sind häufig verwendete Allegorien,
    biblische Gleichnisse oft herangezogene Metaphern.“
  • „Ich lebte, ich starb.“
  • „So kniete die arme Frau, wie du kniest,
    und so stand der Wüterich, wie ich stehe.“[24]

Eine weitere Variante der Abschnittsgleichheit ist der Dreier-Abschnitt – auch Dreier-Figur oder Trikolon genannt. Der Dreier-Abschnitt stellt drei analog konstruierte Wortgruppen zueinander parallel oder in Kreuzstellung. Beispiele:

  • „Gestern noch auf stolzen Rossen
    Heute durch die Brust geschossen,
    Morgen in das kühle Grab.“[25]
  • „Es ist so bequem, unmündig zu sein.
    Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat,
    einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat,
    einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw.,
    so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.“[26]
  • „Im Namen des Vaters, im Namen des Sohnes und im Namen des Heiligen Geistes.“

Eine Variante des Dreier-Abschnitts ist der ansteigende Dreier-Abschnitt – auch ansteigende Dreier-Figur oder Trikolon in membris crescentibus genannt. Der ansteigende Dreier-Abschnitt kombiniert einen Dreier-Abschnitt mit der Wortfigur Steigerung. Beispiele:

  • „Ich achte, liebe, vergöttere dich.“
  • „Verliebt, verlobt, verheiratet.“
  • „Die Sehnsucht nach Freiheit lässt sich nicht dauerhaft einmauern. Sie war es auch, die den Eisernen Vorhang zu Fall brachte, der Deutschland und Europa, ja sogar die Welt in zwei Blöcke teilte.“[27]

Ebenfalls eine Variante der Abschnittsgleichheit ist der Vierer-Abschnitt – auch Vierer-Figur oder Tetrakolon genannt. Der Vierer-Abschnitt stellt vier analog konstruierte Wortgruppen zueinander parallel oder in Kreuzstellung. Beispiele:

  • „Ihm geben, ihm schenken, ihm widmen, ihm darbringen.“[28]
    („Dare, donare, dicare, consecrare.“)
  • „Anrainer haben den Hia nicht zu raten, Barbaren haben die Chinesen nicht zu verwirren; Kriegsgefangene haben nichts mit Bündnissen zu schaffen, Soldaten haben gutes Einvernehmen nicht zu bedrängen.“[29]
  • „Prägnante Sätze sind kurze Sätze, knappe Sätze, klare Sätze, kompakte Sätze.“

Eine Variante des Gleichlaufs sind außerdem gleichwertige Hauptsätze – auch Parataxe genannt. Dabei stehen – kurze – Hauptsätze nebeneinander. Beispiele:

  • „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen!“[30]
  • „Mein Tag: Ich stehe auf. Ich fahre ins Büro. Ich arbeite. Ich fahre nach Hause. Ich schaue fern. Ich gehe schlafen.“
  • „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“[31]

Noch eine Variante des Gleichlaufs ist die Hervorhebung mit Nebensätzen – auch Hypotaxe genannt. Die Hervorhebung mit Nebensätzen konstruiert für Wichtiges einen eigenen Nebensatz. Beispiele:

  • „Du sprichst von Zeiten, die vergangen sind.“
    (statt: „Du sprichst von vergangenen Zeiten.“)
  • „Der Dieb ist es, der es wissen will.“[32]
    (statt: „Der Dieb will es wissen.“)
  • „Weil sie ihren Vater besuchen wollte, fuhr sie, als das Wochenende herangerückt war, nach Bozen.“
    (statt: „Weil sie ihren Vater besuchen wollte, fuhr sie am Wochenende nach Bozen.“)

Umstellung

Umstellung 1Die Umstellung – auch Umstellung der Wortfolge, Abseits, Inversion, Apokoinu oder apò koinû genannt – verändert den üblichen Satzbau. Beispiele:

  • „Groß ist der Mut der Spartaner.“
    (statt: „Der Mut der Spartaner ist groß.“)
  • „Wie kann aber ein neuer Gedanke ein normativer sein gleichzeitig?“[33]
    (statt: „Wie kann aber ein neuer Gedanke gleichzeitig ein normativer sein?“)
  • „Wild ist der Westen, weit ist die Prärie.“
    (statt: „Der Westen ist wild und die Prärie ist weit.“)

Die Variante Stellungstausch – auch Anastrophe genannt – vertauscht die Stellung zweier zusammengehörender Wörter im Satz. Beispiele:

  • „Sie beherrscht der Verstellung schwere Kunst.“
    (statt: „Sie beherrscht die schwere Kunst der Verstellung.“)
  • „Röslein, Röslein, Röslein rot.“[34]
    (statt: „Rotes Röslein.“)
  • „Hänschen klein ging allein.“[35]
    (statt: „Das kleine Hänschen ging allein.“)

Die Variante Wortfolge-Vertauschung – auch Commutatio genannt – vertauscht die Plätze zweier Worte in der folgenden, parallel gebauten Wortgruppe. Beispiele:

  • „Doch was er hat, das will er nicht,
    Und was er will, das hat er nicht.“
    (statt: „Doch er will nicht, was er hat, und er hat nicht, was er will.“)
  • „Bellende Hunde beißen nicht und beißende Hunde bellen nicht.“
  • „Wir arbeiten, um zu leben. Wir leben nicht, um zu arbeiten.“

Die Variante Vorwegnahme – auch syntaktische Prolepse genannt – stellt einen Satzteil nach vorn. Beispiele:

  • „Hast du den Jungen gesehen, wie er aussah?“
    (statt: „Hast du gesehen, wie der Junge aussah?)
  • „Ich halte schon Ihre ersten Einfälle für ein gutes Zeichen am Beginn unserer Zusammenarbeit.“[36]
    (statt: „Ich halte schon Ihre ersten Einfälle am Beginn unserer Zusammenarbeit für ein gutes Zeichen.“)
  • „Hörst du den Bach, wie er rauscht?“
    (statt: „Hörst du, wie der Bach rauscht?“)

Anrede

Anrede 1Die Anrede spricht Adressaten entweder direkt oder indirekt an.

Die Sie-Anrede – auch Sie-Stil genannt – spricht Adressaten direkt an. Beispiele:

  • „Den Nutzen davon haben Sie.“
  • „Das haben Sie gut gemacht.“
  • „Bitte unterschreiben Sie hier.“

Die Wir-Anrede – auch Wir-Stil genannt – gibt sich und ihren Adressaten dieselbe Perspektive, indem sie in der ersten Person Mehrzahl formuliert. Beispiele:

  • „Wir müssen das erledigen.“
  • „Wir schauen uns jetzt das Ergebnis an.“
  • „Wir sind ein gutes Team.“

Der Befehl – auch Imperativ genannt – formuliert in der grammatischen Befehlsform. Beispiele:

  • „Geh!“
  • „Stehen bleiben!“
  • „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“

Der Sprung ins Präsens – auch Präsens historicum oder narratives Präsens genannt – verwendet das grammatische Präsens II: Er setzt ein Tätigkeitswort in die grammatische Gegenwart, obwohl er Vergangenheit meint. Beispiele:

  • „Wir saßen am Feuer. – Da zuckt ein Blitz.“
    (statt: „Wir saßen am Feuer. – Da zuckte ein Blitz.“)
  • „Still war’s im Garten. Doch was rührt sich da?“
    (statt: „Still war’s im Garten. Doch was rührte sich da?“)
  • „Im Jahr 800 wird Karl der Große gekrönt.“
    (statt: „Im Jahr 800 wurde Karl der Große gekrönt.“)

Einsparung

Einsparung 1Die Einsparung – auch Syllepse genannt – bezieht einen nur einmal verwendeten Satzteil auf mehrere Wortgruppen oder Worte – in verschiedenen grammatischen Formen oder verschiedenem Sinn. Beispiele:

  • „Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.“[37]
    (statt: „Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren hören auf ihr Schreien.“)
  • „Von Mago überliefern einige, er sei durch einen Schiffbruch, andere, er sei von seinen eigenen Sklaven ermordet worden.“[38]
    (statt: „Von Mago überliefern einige, er sei durch einen Schiffbruch umgekommen, andere, er sei von seinen eigenen Sklaven ermordet worden.“)
  • „Hier sind für uns reife Früchte, weiche Kastanien und saure Milch in Fülle.“[39]
    (statt: „Hier gibt es für uns reife Früchte, weiche Kastanien und saure Milch in Fülle.“)

Die Variante Verbindung – auch Joch oder Zeugma genannt – kombiniert nicht zusammengehörende Wortgruppen. Beispiele:

  • „Er schlug die Scheibe und den Weg nach Hause ein.“
    (statt: „Er schlug die Scheibe ein und ging dann nach Hause.“)
  • „Er saß ganze Nächte und Sessel durch.“
    (statt: „Er saß ganze Nächte durch in einem Sessel.“)
  • „Er schlug die Stühl‘ und Vögel tot.“[40]
    (statt: „Er schlug die Stühle kaputt und tötete Vögel.“)

Die Variante grammatische Verbindung – auch grammatisches Zeugma genannt – kombiniert ein ins Abseits gestelltes Wort – eine Inversion – mit einer Wortgruppe, zu der es syntaktisch nicht passt. Beispiele:

  • „Was soll all der Schmerz und Lust?“[41]
    (statt: „Was soll all der Schmerz und all die Lust?“)
  • „Man sagt, man müsse viel lesen, nicht vieles.“[42]
    (statt: „Man sagt, man müsse viel lesen, nicht vielerlei.“)
  • „Glück und Gnade hast du an mir geübt.“[43]
    (statt: „Glück hast du mir verliehen und Gnade an mir geübt.“)

Die Variante Ausdruckswechsel  – auch Inkonzinnität oder Variatio genannt – modifiziert syntaktisch gleiche Einheiten: durch Wechsel im grammatischen Numerus, zwischen Einzelwort und Umschreibung, zwischen Satzglied und Gliedsatz und vermeidet dadurch Parallelen. Beispiele:

  • „Willkommen, meine Freunde, Bekannten und wen ich sonst noch eingeladen hatte!“
  • „Ein Teil ließ sich durch Hoffnung, andere durch eine Belohnung veranlassen.“[44]
  • „Germanien ist von den Sarmaten und Dakern durch gegenseitige Furcht und Berge getrennt.“[45]

Peter Hilbert

[1] Lion Feuchtwanger
[2] Sallust
[3] Heinrich von Kleist
[4] Christian Morgenstern
[5] Kurt Georg Kiesinger
[6] Johann Wolfgang von Goethe
[7] Friedrich Schiller
[8] Günter Grass
[9] Cicero
[10] Georg Trakl
[11] Friedrich Schiller
[12] Thomas Mann
[13] Günter Grass
[14] Johann Wolfgang von Goethe
[15] Leonardo da Vinci
[16] Wilhelm Busch
[17] Johann Wolfgang von Goethe
[18] Friedrich Schiller
[19] Friedrich Schiller
[20] Walter von der Vogelweide
[21] Wolfgang Borchert
[22] Hugo von Hofmannsthal
[23] Friedrich Hecker
[24] Jaromir Zeman
[25] Wilhelm Hauff
[26] Immanuel Kant
[27] Angela Merkel
[28] Cicero
[29] Tso Ting
[30] Martin Luther
[31] Bibel
[32] Kurt Tucholsky
[33] Heinar Kipphardt
[34] Johann Wolfgnag von Goethe
[35] Franz Wiedemann
[36] Heinrich Böll
[37] Martin Luther
[38] Cornelius Nepos
[39] Gert Ueding
[40] Heinrich Hoffmann
[41] Johann Wolfgang von Goethe
[42] Plinius
[43] Bibel
[44] Sallust
[45] Tacitus

Quellen:

Heinz Lemmermann. Lehrbuch der Rhetorik
Karl-Heinz Göttert. Einführung in die Rhetorik
Bernhard Sowinski. Deutsche Stilistik
Gerhard Lange. Figuren und Tropen
Andreas Müller. Rhetorik
Hans Baumgarten. Compendium Rhetoricum
Hellmut Geißner. Rhetorik
Friedrich Maier. Cicero in Verrem
dtv-Lexikon
Duden. Newsletter
http://de.academic.ru
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Stilmittel
www.li-go.de

 

Rhetorische Wortfiguren

Standard

Worte und Wörter sind nicht ganz dasselbe

Rhetorische Wortfiguren sind Stilmittel, die beabsichtigte Wirkungen durch die Wahl der Wörter hervorrufen.

Zerlegung

Zerlegung 1Die Zerlegung – auch Detaillierung oder Distributio genannt – nennt die Bestandteile eines Begriffs, anstatt ihn zu verwenden; ähnlich wie die Satzfigur Inhaltsdefinition. Beispiele:

  • „Die Soldaten des römischen Volks sind gefangen, getötet, vermisst, zerstreut.“[1]
    (statt: „Die Römer erlitten eine totale Niederlage.“)
  • „Zur Feier kamen ausschließlich Kinder und ihre Mütter und Väter.“
    (statt: „Zur Feier kamen ausschließlich Familien.“)
  • „Sie ist verantwortlich für Investor Relations sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.“
    (statt: „Sie ist verantwortlich für die externe Unternehmenskommuni­kation.“)

Eine Variante der Zerlegung ist die wachsende Wortgruppe; vergleichbar mit der Satzfigur des gleichen Satzbaus. Die wachsende Wortgruppe gestaltet in parallelen Sequenzen einer Aufzählung, besonders in Dreiergruppen – als Trikola –, die nächste Sequenz länger als die vorhergehende. Beispiele:

  • „Die Verwaltungen in Bund, Länder und Gemeinden sollen weniger ausgeben.“
  • „Er mag ein Dieb sein, ein Frevler, ein Anführer.“[2]
  • „Möchten Sie Tee, Kaffee oder Apfelsaft?“

Eine weitere Variante der Zerlegung ist die Aufzählung – auch Enumeration genannt. Die Aufzählung ergänzt einen Begriff mit Details. Beispiele:

  • „Die grünen, die blauen, die roten und die gelben Bälle liegen im Korb.“
    (statt: „Die [bunten] Bälle liegen im Korb.“)
  • „Der Spielplatz ist für kleine und große Kinder angelegt.“
    (statt: „Der Spielplatz ist für [alle] Kinder angelegt.“)
  • „Das Buch informiert Sie zu Fischen, Vögeln, Säugetieren, Reptilien und Insekten.“
    (statt: „Das Buch informiert Sie zu [allen] Tieren.“)

Die Variante Beiordnung – auch Hendiadyoin genannt – zerlegt einen Begriff in zwei gleichgewichtige Wörter. Beispiele:

  • „Und lass ihn bitten und betteln, so viel er mag – sag immer nur: ‚Ich kann nicht!‘“[3]
  • „Sie ist glücklich und zufrieden.“
  • „Das behauptet er mit Fug und Recht.“

Die Variante Mehrfachausdruck – auch Pleonasmus genannt – bezeichnen das Gemeinte mit mehreren gleichbedeutenden Worten; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Worthäufung. Beispiele:

  • „Bunte Farben zieren die Wand.“
  • „Ein alter Greis sitzt auf der Bank.“
  • „Ich möchte ein kaltes Eis.“

Die Variante Zirkelschluss – auch Tautologie genannt – formuliert einen Satz mit gleichbedeutenden Begriffen; im Gegensatz zur Inhaltsfigur Definition. Beispiele:

  • „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.“
  • „Dieser Rabe ist schwarz.“
  • „Der Kreis ist rund.“

Die Variante Wortverwandtschaft – auch Figura etymologica genannt – verwendet denselben Wortstamm hintereinander in zwei verschiedenen Wortarten; ähnlich wie die Klangfigur der Klangähnlichkeit. Beispiele:

  • „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“
  • „Lassen Sie uns eine Schlacht schlagen.“
  • „Sie will nur das Beste vom Besten.“

Die Variante schmückendes Beiwort – auch Epitheton ornans genannt – ergänzt ein Beiwort, das allfällig in diesem Zusammenhang benutzt wird. Beispiele:

  • „Wenn die liebe Sonne lacht!“[4]
  • „Wir wandern durch duftende Wiesen.“
  • „Der listenreiche Odysseus besiegte die Trojaner.“

Begriffswechsel

Tausch 1Der Begriffswechsel  – auch Tausch des Beziehungsworts, Vertauschung, Hypallage oder Enallage genannt – stellt ein Adjektiv zu einem Beziehungswort, obwohl seine Bedeutung eher zu einem anderen Beziehungswort passt; vergleichbar mit der Wortfigur Scheinwiderspruch. Beispiele:

  • „Das blaue Lächeln seiner Augen brachte sie zum Erröten.“[5]
    (statt: „Das Lächeln seiner blauen Augen brachte sie zum Erröten.“)
  • „Die Mauern des hohen Roms werfen lange Schatten.“
    (statt: „Die hohen Mauern Roms werfen lange Schatten.“)
  • „Dunkel gingen sie durch die schweigende Nacht.“[6]
    (statt: „Schweigend gingen sie durch die dunkle Nacht.“)

Nachtrag

Nachtrag 1Der Nachtrag – auch Epiphrase genannt – ergänzt einen scheinbar beendeten Satz mit einem präzisierenden Nachtrag. Beispiele:

  • „Der Stein ist rot – angemalt.“
  • „Auch ein Kreis hat Ecken, unendlich viele.“
  • „Sie kommt nächste Woche, am Montag.“

Die Variante Zusatz – auch Anesis genannt – ergänzt eine Aussage mit einem – kurzen – Nachtrag, der die Aussage verstärkt, abschwächt oder ins Gegenteil verkehrt. Beispiele:

  • „Ich liebe dich – nicht.“
  • „Dieses Buch enthält viel Gutes und viel Neues – aber das Gute ist nicht neu und das Neue ist nicht gut.“[7]
  • „Der Stil der Darstellung ist durchaus lässig-elegant. Auch an deren Verständlichkeit lässt sich kaum etwas aussetzen. Sogar die eine oder andere gefällige Redefigur findet sich – leider kein nennenswerter Gehalt.“

Auch die Verbesserung – auch Korrektur oder Correctio genannt – ist eine Variante des Nachtrags. Die Verbesserung verwendet ein Wort, nur um es anschließend durch ein treffenderes zu ersetzen; vergleichbar mit der Wortfigur Steigerung. Beispiele:

  • „Das ist gut; nein, sehr gut.“
  • „Es war ein Erfolg – was sage ich – ein Triumph.“
  • „Wir müssen unsere Stimme eindringlich, ja beschwörend erheben.“[8]

Steigerung

Steigerung 1Die Steigerung – auch Klimax oder Gradation genannt – steigert die Bedeutung in aufeinander folgenden Worten, Wortgruppen oder Sätzen vom weniger Wichtigen zum Wichtigeren; vergleichbar mit der Wortfigur Verbesserung. Beispiele:

  • „Wenn du schläfst, wach‘ auf!
    Wenn du aufgestanden bist, setz‘ dich in Bewegung!
    Wenn du in Bewegung bist, lauf!
    Wenn du läufst, flieg herbei!“[9]
  • „Er wusste, wenn man immer geradeaus geht, kommt man nach Tagen, Wochen, Monaten und Jahren an denselben Ort zurück.“[10]
  • „In jeder Fraktion, in jeder Partei gibt es Eifrige, Übereifrige und Allzueifrige.“[11]

Die Variante Gefälle – auch Antiklimax genannt – vermindert die Bedeutung in aufeinander folgenden Worten, Wortgruppen oder Sätzen. Beispiele:

  • „Urahne, Großmutter, Mutter und Kind.“[12]
  • „Und um den Papst zirkulieren die Kardinäle,
    Und um die Kardinäle zirkulieren die Bischöfe,
    Und um die Bischöfe zirkulieren die Sekretäre,
    Und um die Sekretäre zirkulieren die Stadtschöffen,
    Und um die Stadtschöffen zirkulieren die Handwerker,
    Und um die Handwerker zirkulieren die Dienstleute,
    Und um die Dienstleute zirkulieren die Hunde, die Hühner und die Bettler.“[13]
  • „Kinder lachen 400-mal am Tag, Erwachsene 20-mal, Tote gar nicht.“[14]

Die Variante Aufstufung – auch Komparativ genannt – verwendet statt des grammatischen Positivs die erste Steigerungsform. Beispiele:

  • „Ich werde Sie noch besser entlasten.“
  • „Lieber rot als tot.“[15]
  • „Du bist ja noch kleinkarierter als mein Vater!“

Die Variante Höchststufung – auch Superlativ genannt – verwendet statt des grammatischen Positivs die höchste Steigerungsform. Beispiele:

  • „Das ist die derzeit bestmögliche Option.“
  • „Hier sehen Sie das blaueste Blau in Europa.“
  • „Sie erhalten das Produkt zum Tiefstpreis.“

Personifikation

Personifikation 1Die Personifikation – auch Vermenschlichung, Prosopopoiia, Personificatio oder Anthropomorphismus genannt – verbindet Tiere, Sachen oder Begriffe mit mensch­lichen Eigenschaften. Beispiele:

  • „Kunst und Wissenschaft gehen Hand in Hand.“
    (statt: „Kunst und Wissenschaft ergänzen einander.“)
  • „Er hört auf die Stimme seines Gewissens.“
    (statt: „Er richtet sich nach seinem Gewissen.“)
  • „Es kam die Nacht und blätterte gleichgültig in den Bäumen.“[16]

Die Variante Verdinglichung – auch Hypostase genannt – ordnet Personen nichtmenschliche Eigenschaften zu. Beispiele:

  • „Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei.“[17]
  • „Eintracht Frankfurt hat wieder Spielermaterial zugekauft.“
  • „Der Arzt lebt von seinem Patientengut.“

Dopplung

Dopplung 1Die Dopplung – auch Wortverdoppelung, Wortwiederholung, Repetitio, Geminatio, Epanalepse oder Conduplicatio genannt – wiederholt ein Wort oder einen Satzteil; vergleichbar mit der Klangfigur Endungsvariation. Beispiele:

  • „Er gab und gab und gab es dar.“[18]
  • „Dies – und nur dies – habe ich gemeint.“
  • „Wussten Sie schon, wussten Sie schon, dass all dies, wussten Sie schon, dass all dies unserem Kandidaten nichts anhaben kann?“[19]

Die Variante der Wiederaufnahme am Anfang – auch Anapher oder Anaphora genannt – wiederholt ein Wort oder eine Wortgruppe am Anfang aufeinander folgender Sätze, Satzteile oder Wortgruppen. Beispiele:

  • „Geld war sein Streben, Geld war sein einziger Gedanke, Geld sollte ihm alles andere ersetzen.“
  • „Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll.“[20]
  • „O Mutter! Was ist Seligkeit? O Mutter! Was ist Hölle?“[21]

Die Variante der Wiederaufnahme am Ende – auch Schlussdoppelung, Epipher, Epiphora oder Conversio genannt – lässt mehrere Wortgruppen oder Sätze hintereinander gleich enden. Beispiele:

  • „Ich habe Frieden geschlossen, ein Bündnis geschlossen.“[22]
    (Pacem feci, foedus feci.)
  • „Vielleicht haltet ihr uns nicht für Idioten, jedenfalls macht ihr uns zu Idioten.“
  • „Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit!“[23]

Die Variante Verflechtung – auch Symploke oder Complexio genannt – kombiniert die Wiederaufnahme am Anfang mit der Wiederaufnahme am Ende. Beispiele:

  • „Die Zeit, die Zeit, lieber Holk – des Menschen guter Engel ist die Zeit.“[24]
  • „Was ist der Toren höchstes Gut? Geld! Was verlockt selbst die Weisen? Geld!“[25]
  • „Da gingen einige Jahre ins Land, da gingen einige Reden ins Land.“[26]

Die Variante Wiederholung – auch Anadiplose genannt – wiederholt das letzte Wort oder die letzte Wortgruppe am Anfang der folgenden Sequenz; vergleichbar mit der Satzfigur Kreuzstellung. Beispiele:

  • „Ha! Wie will ich dann dich höhnen! Höhnen? Gott bewahre mich!“[27]
  • „Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen.“[28]
  • „Sein Mantel war aus Eisen, aus Eisen sein Habit.“[29]

Die Variante Umrahmung – auch Kyklos genannt – wiederholt den Anfang eines Satzes am Ende desselben Satzes; vergleichbar mit der Satzfigur Kreuzstellung. Beispiele:

  • „Entbehren sollst du, sollst entbehren.“[30]
  • „Morgen liebe, wer niemals geliebt hat, wer schon geliebt hat, liebe morgen.“[31]
  • „Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!“[32]

Die Variante Bedeutungsvariation – auch Wiederaufnahme oder Diaphora genannt – wiederholt ein Wort oder einen Satzteil und betont den Unterschied der Bedeutung. Beispiele:

  • „Bevor das losgeht, bin ich weg.
    Weg biste nicht, nur drüben.“[33]
  • „Ich musste auf acht Leute achtgeben.“
  • „Wer nichts wird, wird Wirt.“

Umschreibung

Umschreibung 1Die Umschreibung – auch Periphrase genannt – variiert einen Begriff mit einem seiner Merkmale. Beispiele:

  • „Der vierte Bundeskanzler kam zu Besuch.“
    (statt: „Willy Brandt kam zu Besuch.“
  • „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen?“[34]
    (statt: „Kennst du Italien?“)
  • „Er warf den Tod auf Hiroshima.“[35]
    (statt: „Er warf eine Atombombe auf Hiroshima.“)

Die Variante Ergänzung – auch Paraphrase genannt – fügt einem Begriff eine nachgestellte Erklärung hinzu. Beispiele:

  • „Sie liebte Fische, die stummen Meeresbewohner.“
  • „Er spielt mit den Kindern, der wilden Horde.“
  • „Sie taucht im Meer, dem salzigen Nass.“

Die Variante Zusatz – auch Aposition genannt – nennt einen Begriff und ergänzt ihn anschließend. Beispiele:

  • „Aurora, Botin und Bringerin goldner Tage!“[36]
  • „Frau Arens, Abteilungsleiterin Personal, trug ein rotes Kleid.“
  • „Ich, der Autor, bin stolz auf den Bericht.“

Die Variante Beschönigung – auch Verhüllung, Hüllwort, Milderung oder Euphemismus genannt – ersetzt einen als unangenehm, peinlich oder schrecklich empfundenen Ausdruck mit einem positiv konnotierten Begriff. Beispiele:

  • „Unsere Preisanpassung ist notwendig.“
    (statt: „Unsere Preiserhöhung ist notwendig.“)
  • „Er ist kräftig.“
    (statt: „Er ist dick.“)
  • „Es gab Kollateralschäden.“
    (statt: Es wurden Zivilisten getötet.“)

Die Variante Erhöhung – auch Majestonym genannt – veredelt einen Wortbestand­teil. Beispiele:

  • „Schönheitskönigin“
  • „Literaturpapst“
  • „Dichterfürst“

Die Variante Negativierung – auch Pejoration, Pejorativum oder Dysphemismus genannt – verwendet abwertende Begriffe oder Schimpfworte. Beispiele:

  • „Hier gibt es viel Ungeziefer.“
    (statt: „Hier gibt es viele Insekten.“)
  • „Die Studenten rotten sich zusammen.“
    (statt: „Die Studenten versammeln sich.“)
  • „Dort sitzt ein Penner.“
    (statt: „Dort sitzt ein Obdachloser.“)

Die Variante Schlagwort – auch Reizwort genannt – bezeichnet einen Sachverhalt oder eine Person mit einem Begriff, der emotional positiv oder negativ belegt ist. Beispiele:

  • „Emanze“
  • „Macho“
  • „Ehre“

Die Variante Namenersatz – auch Antonomasie genannt – umschreibt einen Begriff mit einem Namen oder umgekehrt. Beispiele:

  • „Der Deutsche führt gegen den Russen nach Punkten.“
    (statt: „Der deutsche Boxer führt gegen den russischen nach Punkten.“)
  • „Barbarossa war Kaiser des römisch-deutschen Reiches.“
    (statt: „Friedrich I. war Kaiser des römisch-deutschen Reiches.“)
  • „Er ist ein Judas.“
    (statt: „Er ist ein Verräter.“)

Die Variante Abstraktion verwendet anstelle einer konkreten Bezeichnung einen allgemeineren Begriff. Beispiele:

  • „Die Polizei kam.“
    (statt: „Fünf Polizisten kamen.“)
  • „Bitte geben Sie mir, was Sie geschrieben haben.“
    (statt: „Bitte geben Sie mir Ihren Bericht.“)
  • „Sie studiert an der Uni.“
    (statt: „Sie studiert an der Freien Universität Berlin.“)

Die Variante Anspielung – auch Allusion genannt – verfremdet einen feststehenden Ausdruck; ähnlich der Umschreibung bei den Klang- und Inhalts­figuren.

Die Anspielung kann etwas Allgemeines für etwas Einmaliges verwenden. Beispiele:

  • „Der große Reformator wurde in Eisleben geboren.“
    (statt: „Martin Luther wurde in Eisleben geboren.“)
  • „Der Brautvater eröffnet das Büffet.“
    (statt: „Herr Berens eröffnet das Büffet.“
  • „Auch unser Zentralgestirn wird vergehen.“
    (statt: „Auch unsere Sonne wird vergehen.“

Die Anspielung kann – als Eponomasie – etwas Einmaliges, zum Beispiel eine Person, für etwas Allgemeines verwenden. Beispiele:

  • „Er ist ein Alexander.“
    (statt: „Er ist ein Eroberer.“)
  • „Er ist ein ungläubiger Thomas.“
    (statt: „Er ist ein Skeptiker.“)
  • „Sie ist eine Hydra.“
    (statt: „Sie sollte in Ruhe gelassen werden.“)

Die Anspielung kann – als Konzetto – mit einem geistreich-witzigen Wortspiel glänzen. Beispiele:

  • „In seiner Amtszeit hätte man rechtzeitig auf den Bush klopfen sollen.“
  • „Mit Löschpapier können auch Sie kein Feuer löschen.“
  • „Ich möchte ein Jägerschnitzel, doch ohne den Jäger.“

Eine weitere Variante der Umschreibung ist der Plural der Macht – auch Pluralis maiestatis genannt. Der Plural der Macht setzt das Personalpronomen in die grammatische Mehrzahl, obwohl nur eine Person gemeint ist. Beispiele:

  • „Wie Eure Majestät wünschen.“
    (statt: „Wie Sie wünschen.“)
  • „Wir, der Papst, laden ein.“
    (statt: „Als Papst lade ich ein.“)
  • „Wir erlauben das nicht.“
    (statt: „Ich erlaube das nicht.“)

Die Variante Plural der Bescheidenheit – auch Pluralis modestiae genannt – verwendet für sich selbst das Personalpronomen in der ersten Person Plural. Beispiele:

  • „Wir haben nun die Krümmung des Raums abgehandelt.“[37]
    (statt: „Ich habe die Krümmung des Raums abgehandelt.“)
  • „Wir haben es geschafft.“
    (statt: „Ich habe es geschafft.“)
  • „Unsere Strategie war erfolgreich.“
    (statt: „Meine Strategie war erfolgreich.“)

Übertreibung

Übertreibung 1Die Übertreibung – auch Hyperbel genannt – überspitzt mit deutlich überzogenen Worten; im Gegensatz zur Wortfigur Untertreibung. Beispiele:

  • „Nur dank seines Engagements existiert das Unternehmen noch.“
    (statt: „Er hat sich außerordentlich engagiert.“)
  • „Was Sie sagen, hat null Inhalt.“
    (statt: „Was Sie sagen, hat wenig Inhalt.“)
  • „Wenn es uns nicht gelingt, das Produkt am Markt durchzusetzen, dann laufen wir Gefahr, uns über kurz oder lang auf dem Insolvenz-Friedhof wiederzufinden.“
    (statt: „Wenn wir das Produkt nicht am Markt durchsetzen, ist die Existenz unseres Unternehmens gefährdet.“)

Die Variante Verschmelzung – auch Compositio genannt – übertreibt durch Wortzusammen­setzungen. Beispiele:

  • „Schneckentempo“
  • „Superangebot“
  • „schneeweiß“

Verneinung des Gegenteils

Verneinung 1Die Verneinung des Gegenteils – auch Litotes genannt – umschreibt eine Aussage, indem sie ihr Gegenteil verneint. Beispiele:

  • „Das ist uns nicht schlecht bekommen.“
    (statt: „Das ist uns gut bekommen.“)
  • „Profifußballer verdienen nicht wenig.“
    (statt: „Profifußballer verdienen viel.“)
  • „Das kann nicht schaden.“
    (statt: „Das ist hilfreich.“)

Die Variante Untertreibung – auch Understatement genannt – sagt nicht genau, was sie meint, sondern setzt den Wert der Aussage herab. Beispiele:

  • „Meine Wenigkeit war auch dabei.“
    (statt: „Ich war auch dabei.“)
  • „Das haben Sie ganz gut gemacht.“
    (statt: „Das haben Sie hervorragend gemacht.“)
  • „Vielleicht bin ich ein bisschen zu schnell gefahren.“
    (statt: „Ich fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit.“)

Die Variante Verniedlichung – auch Diminutiv genannt – setzt Begriffe in die Verkleinerungsform. Beispiele:

  • „Jetzt sind wir schon ein Stückchen weiter.“
    (statt: „Jetzt sind wir schon ein Stück weiter.“
  • „Vor dem Hündchen brauchen Sie keine Angst zu haben.“
    (statt: „Vor dem Hund brauchen Sie keine Angst zu haben.“)
  • „Haben ein Minütchen Zeit für mich?“
    (statt: „Haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?“)

Ausdruck

Ausdruck 1Der Ausdruck verändert die gewohnte Wortwahl.

Der Solözismus produziert grobe sprachliche Fehler, besonders in der syntaktischen Verbindung der Wörter; vergleichbar mit der Wortfigur Mehrfachausdruck sowie mit den Satzfiguren Auslassung und Satzbruch. Beispiele:

  • „Was du wolle?“
    (statt: „Was möchten Sie?“)
  • „Dir nicht verstehen.“
    (statt: „Ich verstehe Sie nicht.“)
  • „Recht haben ich nicht immer tue.“
    (statt: „Ich habe nicht immer recht.“)

Der Jargonwechsel – auch Fremdwörtergebrauch, Jargonismus oder Xenologo­philismus genannt – wechselt überzeichnend in die Umgangs- oder in die Bildungs­sprache. Beispiele:

  • „Ei horsche Se mal, des Se des ibberhaapt saache derfe!“
    (statt: „Hören Sie mal, dass Sie das überhaupt sagen dürfen.“)
  • „Das tangiert mich nur peripher – und nolens volens nur sukzessive.“
    (statt: „Das berührt mich kaum – und mehr oder weniger nur schrittweise.“)
  • „Mit Irium werden Zähne weißer.“
    (statt: „Mit unserem erfundenen Wort werden Zähne weißer.“)

Der Vulgarismus verwendet Wörter der Vulgär- oder Fäkalsprache. Beispiele:

  • „Er geht kacken.“
    (statt: „Er hat Stuhlgang.“)
  • „Der Kragenbär, der holt sich munter einen nach dem anderen runter.“[38]
    (statt: „Der Kragenbär onaniert munter und oft.“)
  • „Ich muss mal aufs Scheißhaus.“
    (statt: „Ich muss mal zur Toilette.“)

Die Wortneubildung – auch Neologismus genannt – kreiert ein neues Wort. Beispiele:

  • „Ihre Beziehung ist offensichtlich bigamig.“
    (statt: „Sie hat offensichtlich sexuelle Beziehungen mit zwei Partnern.“)
  • „Sie leidet offensichtlich unter Logorrhoe.“
    (statt: „Sie spricht außerordentlich viel.“)
  • „Selberlebensbeschreibung“[39]
    (statt: „Autobiografie“)

Das Kofferwort – auch Montage, Vermischung oder Kontamination genannt – kreiert ein neues Wort, indem es verschiedene Begriffe miteinander kombiniert. Beispiele:

  • „Teuro“
    (aus: „Euro“ und „teuer“)
  • „Sie fährt in Kurlaub.“
    (aus: „Kur“ und „Urlaub“)
  • „Jein.“
    (aus: „ja“ und „nein“)

Die Mehrdeutigkeit – auch Homonym, Polysemie oder Ambiguität genannt – verwen­det ein Wort, das verschiedene Bedeutungen hat. Beispiele:

  • „Schauen Sie in den Spiegel.“
    (statt: „Schauen Sie in das Magazin.“ oder „Schauen Sie sich selbst an.“)
  • „Sie schneidet gut ab.“
    (statt: „Sie bekommt gute Noten.“ oder „Sie geht gut mit dem Messer um.“)
  • „Dieser Bereich wird zur Verhütung von Straftaten durch die Polizei videoüberwacht.“[40]
    (statt: „Dieser Bereich wird – zur Verhütung von Straftaten durch die Polizei – videoüberwacht.“ oder „Dieser Bereich wird – zur Verhütung von Straftaten – durch die Polizei videoüberwacht.“)

Die Unterscheidung – auch Distinctio genannt – wiederholt ein mehrdeutiges Wort – ein Homonym –, das dann seine zweite Bedeutung einnimmt. Beispiel:

  • „Es gibt ja Leute, die betrachten nur politische Lieder als politisch.“[41]
  • „Nichts ist leerer als ein leerer Lehrer.“
  • „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“[42]

Die Gleichbedeutung – auch Synonym oder Synonymie genannt – verwendet Wörter mit gleicher Bedeutung; vergleichbar mit der Wortfigur Mehrdeutigkeit. Beispiele:

  • „Dies alles verachtest und missachtest du.“[43]
  • „Jedes andere Mädchen würde sich freuen, wenn sein Liebster, Bräutigam, Verlobter – nenn es, wie du willst – eine solche Einladung bekommt.“[44]
  • „Der Brief geht an ihre Anschrift, an ihre Adresse.“

Die Häufung – auch Congeries genannt – verwendet mehrere Begriffe gleicher Bedeutung. Beispiele:

  • „Das will ich ansehen, betrachten, mustern, prüfen.“
  • „Sie wollen töten, morden, erschlagen, umbringen.“
  • „Es entstand ein Gefühl von Freude, Glück, Fröhlichkeit, Heiterkeit.“

Die Ungeläufigkeit  – auch Archaismus oder Anachronismus genannt – ersetzt einen gängigen Ausdruck durch einen veralteten. Beispiele:

  • „Er holte sich sein Wams.“
    (statt: „Er holte sich seine Jacke.“)
  • „Das müssen wir jetzt nicht aufs Tapet bringen.“
    (statt: „Das müssen wir jetzt nicht zur Diskussion bringen.“)
  • „Sie ist mir abhold.“
    (statt: „Sie mag mich nicht.“)

Das Ebenmaß – auch Konzinnität oder Prosodie genannt – verwendet einen gefälligen, harmonischen Stil, der auch den Wohlklang der Worte beachtet. Beispiele:

  • „Ein alter Löwe lag kraftlos vor seiner Höhle und erwartete den Tod.“[45]
  • „Erst kommt der Papa, dann kommt die Mama, dann kommen die klitzekleinen Kinderlein.“
  • „O schaurig ist’s übers Moor zu geh‘n,
    wenn es wimmelt vom Heiderauche.“[46]

Widersprüchlichkeit

Widerspruch 1Die Widersprüchlichkeit – auch Widerspruch, widersprüchliche Verbindung oder Oxymoron (spitz und stumpf) genannt – verbindet Worte miteinander, deren Bedeutungen sich gegenseitig ausschließen oder einander widersprechen; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Bildbruch. Beispiele:

  • „Nein, das andere Rechts!“
  • „Indem sie schweigen, schreien sie.“[47]
  • „Zu meinem Bruder empfinde ich eine Hassliebe.“

Die Variante unmittelbarer Widerspruch – auch Contradictio in adiecto genannt – verbindet Eigenschaftswort und Hauptwort mit widersprüchlichen Bedeutungen. Beispiele:

  • „Sie ist eine eingefleischte Vegetarierin.“
  • „Mein Onkel ist ein alter Jüngling.“
  • „So entsteht ein fünfeckiger Kreis.“

Die Variante unzulässige Verbindung – auch semantisches Zeugma genannt – verbindet Satzglieder, deren Bedeutungen nicht zusammengehören. Beispiele:

  • „Ich will Blumen und Tränen auf Ihr Grab streuen.“
  • „Nimm dir Zeit und nicht das Leben!“
  • „Ich kenne einen kroatischen Koch, der serbische Bohnensuppe kocht.“

Die Variante Scheinwiderspruch – auch Paradoxon oder Paradox genannt – gibt Informationen, die sich auf dem ersten Blick oder nach gängiger Meinung zu widersprechen scheinen, die aber nach kurzem Nachdenken einen Sinn ergeben; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Überraschung. Beispiele:

  • „Geteilte Freude ist doppelte Freude.“
  • „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“[48]
    „Es ist merkwürdig, wie wenig im Ganzen die Erziehung
  • verdirbt.“

Die Variante Grundwort – auch Simplex pro compositio genannt – ersetzt ein zusammengesetztes Wort – ein Kompositum – durch das Grundwort. Beispiele:

  • „Dort fährt eine Maschine mit Hänger.“
    (statt: „Dort fährt eine Zugmaschine mit Anhänger.“)
  • „Eine Bombe zerstörte Nagasaki.“
    (statt: „Eine Atombombe zerstörte Nagasaki.“)
  • „Die Bahn kommt.“
    (statt: „Die Straßenbahn kommt.“)

Wortspiel

Wortspiel 1Das Wortspiel verwendet Worte spielerisch und witzig, die sich aus deren verschiedenen Bedeutungen ergeben; vergleichbar mit der Wortfigur Mehrdeutigkeit sowie der Klangfigur Klangähnlichkeit. Beispiele:

  • „Unbiegsam sei sein Wille, aber biegsam sein Rücken.“[49]
  • „Der Unternehmer heißt Unternehmer, weil er etwas unternimmt. Der Arbeiter heißt Arbeiter, weil er arbeitet. Würden die Arbeiter etwas unternehmen, müssten die Unternehmer arbeiten.“[50]
  • „Wir fürchten keine Verhandlungen, aber wir werden niemals aus Furcht verhandeln.“[51]

Die Variante Buchstabendreher – auch Wortsilbentausch genannt – vertauscht anlautende Konsonanten, Vokale oder Silben zusammengehörender Wörter. Beispiele:

  • „Hauptpreis ist ein Paar kopflose Schnurhörer.“
    (statt: „Hauptpreis ist ein Paar schnurlose Kopfhörer.“)
  • „Wechstaben verbuchseln kommt oft vor.“
    (statt: „Buchstaben verwechseln kommt oft vor.“)
  • „Somatentaft zum Bleistift.“
    (statt: „Tomatensaft zum Beispiel.“)

Die Variante Bedeutungsvorwegnahme – auch semantische Vorwegnahme, semantische Prolepse oder Antizipation genannt – nimmt mit dem Attribut eines Wortes eine Eigenschaft vorweg, die durch die Handlung erst entsteht. Beispiel:

  • „Bekränze dir dein festlich Haar.“[52]
    (statt: „Bekränze dir dein Haar, damit es festlich wird.“)
  • „Der vollendete Bericht erlag seinem Telefonat.“
    (statt: „Wegen seines Telefonats hatte er den Bericht nicht vollendet.“)
  • „Das sind blühende Landschaften, die wir uns vorstellen.“
    (statt: „Wir stellen uns blühende Landschaften vor.“

Die Variante Abwechslung – auch Variatio genannt – vermeidet Wiederholungen, indem sie Begriffe umschreibt. Beispiel:

  • „Die gebürtige Münchenerin verbrachte ihre Jugend in der Bayern­metropole und kehrte im Alter in die weißblaue Landeshauptstadt zurück.“
  • „Der oberste olympische Gott Zeus, Sohn des Titanenpaares Kronos und Rhea, Sieger über die Titanen, war Bruder von
  • Hestia, Demeter, Hera, Hades und Poseidon.“
    „Sie läuft hin, hüpft zurück, springt wieder hin.“

Peter Hilbert

[1] Cicero
[2] Cicero
[3] Pietro Aretino
[4] Oliver Kalkove
[5] Heinrich Federer
[6] Vergil
[7] Gotthold Ephraim Lessing
[8] Kurt Georg Kiesinger
[9] Cicero
[10] Peter Bichsel
[11] Kurt Georg Kiesinger
[12] Gustav Schwab
[13] Bertolt Brecht
[14] Eckhart von Hirschhausen
[15] John Fitzgerald Kennedy
[16] Rainer Maria Rilke
[17] Jakob van Hoddis
[18] Konrad von Würzburg
[19] Günter Bruno Fuchs
[20] Johann Wolfgang von Goethe
[21] Gottfried August Bürger
[22] Plautus
[23] Friedrich Nietzsche
[24] Theodor Fontane
[25] Johann Wolfgang von Goethe
[26] Wolf Biermann
[27] Friedrich Schiller
[28] Johann Wolfgang von Goethe
[29] Peter Hacks
[30] Johann Wolfgang von Goethe
[31] Aus Pervigilium Veneris (Nachtfeier der Venus)
[32] William Shakespeare
[33] Günter Grass
[34] Johann Wolfgang von Goethe
[35] Marie Luise Kaschnitz
[36] Friedrich Baron de la Motte Fouqué
[37] Albert Einstein
[38] Robert Gernhardt
[39] Jean Paul
[40] Polizeipräsidium Westhessen
[41] Georg Kreisler
[42] Wilhelm Busch
[43] Cicero
[44] Heinrich Böll
[45] Gotthold Ephraim Lessing
[46] Annette von Droste-Hülshoff
[47] Cicero
[48] Sokrates
[49] Georg Weerth
[50] Floh de Cologne
[51] John Fitzgerald Kennedy
[52] Friedrich Schiller

Quellen:

Heinz Lemmermann. Lehrbuch der Rhetorik
Karl-Heinz Göttert. Einführung in die Rhetorik
Bernhard Sowinski. Deutsche Stilistik
Gerhard Lange. Figuren und Tropen
Andreas Müller. Rhetorik
Hans Baumgarten. Compendium Rhetoricum
Hellmut Geißner. Rhetorik
Friedrich Maier. Cicero in Verrem
dtv-Lexikon
Duden. Newsletter
http://de.academic.ru
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Stilmittel
www.li-go.de

Rhetorische Ersetzungsfiguren

Standard

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Rhetorische Ersetzungsfiguren – Synekdochen – sind Stilmittel, die beabsichtigte Wirkungen durch das Ersetzen eines Begriffs hervorrufen. Sie verkürzen oder deuten etwas an.

Übertragung

Übertragung 1Die Übertragung – auch Bild, Metapher oder Translatio genannt – verwendet einen bildlichen Ausdruck, der aus einem anderen Sachbereich stammt und ihr als Ver­gleich dient; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Beispiel. Beispiele:

  • „Das Haus steht am Fuße des Berges.“
    (statt: „Das Haus steht am Übergang vom Tal zum Berg.“)
  • „Unter dem Deckmantel der Freiheit spionierte er.“
    (statt: „Er nutzte die Freiheit zum Spionieren.“)
  • „Auch eine delikate Seezunge hat nun mal Gräten.“
    (statt: „Bei den vielen Vorteilen gibt es auch ein paar Nachteile.“)

Die Variante Hauptwort-Übertragung – auch Substantiv-Metapher genannt – verwen­det statt eines Begriffs ein bildhaftes Nomen aus einem anderen Sachbereich, das ihr als Vergleich dient. Beispiele

  • „Voller Glut wartet er auf einen Blick von ihr.“
    (statt: „Voller Leidenschaft wartet er auf einen Blick von ihr.“)
  • „Der Wirtschaftsaufschwung kommt.“
    (statt: „Die Wirtschaft wird sich positiv entwickeln.“)
  • „Zur Oase ritten wir auf einem Wüstenschiff.“
    (statt: „Zur Oase ritten wir auf einem Kamel.“)

Die Variante Eigenschaftswort-Übertragung – auch Adjektiv-Metapher genannt – verwendet ein bildliches Adjektiv, das aus einem anderen Sachbereich stammt und ihr als Vergleich dient. Beispiele:

  • „In diesem Jahr erfolgt eine milde Preiserhöhung.“
    (statt: „In diesem Jahr erfolgt eine geringe Preiserhöhung.“)
  • „Das war ein saudummer Fehler.“
    (statt: „Das war ein vermeidbarer Fehler.“)
  • „Das war aber ein hinkender Vergleich.“
    (statt: „Das war ein unpassender Vergleich.“)

Die Variante Tätigkeitswort-Übertragung – auch Verb-Metapher genannt – verwendet ein bildliches Verb, das aus einem anderen Sachbereich stammt und ihr als Ver­gleich dient. Beispiele:

  • „Gewinne beflügeln die Wirtschaft.“
    (statt: „Gewinne unterstützen sehr die positive Entwicklung der Wirtschaft.“)
  • „Öl schlägt die Kohle aus dem Rennen.“
    (statt: „Öl wird wichtiger als Kohle.“)
  • „Das knappe Öl lähmt die Investitionen.“
    (statt: „Wegen der geringen Versorgung mit Öl wird weniger investiert.“)

Die Variante Vermischung – auch Synästhesie genannt – verbindet verschiedene Sinneseindrücke. Beispiele:

  • „Das nasse Gras klang wie ein Liebeslied.“
  • „Die Lehrerin hatte eine Brille mit dicken Gläsern. […] Sie waren so dick, dass die Augen ganz leise aussahen.“[1]
  • „Es genügt, wenn Sie die Sprache des Geschmacks verstehen.“

Eine weitere Variante der Übertragung ist das Zeichen – auch Symbol genannt. Das Zeichen verwendet ein Bild, das auf einen abstrakten Begriff verweist. Beispiele:

  • „Sie lassen weiße Tauben fliegen.“
    (statt: „Sie schließen Frieden.“)
  • „Sie schenken sich rote Herzen.“
    (statt: „Sie lieben sich.“)
  • „Sie haben sich wieder die Hand gegeben.“
    (statt: „Sie haben sich wieder vertragen.“

Umbenennung

Umbenennung 1Die Umbenennung – auch Namenstausch, Namensvertauschung, Metonym oder Metonymie genannt – ersetzt einen Begriff durch eine Bezeichnung, die mit ihm in realer oder gedanklicher Beziehung steht. Beispiele:

  • „Er hat Homer gelesen.“
    (statt: „Er hat Werke Homers gelesen.“)
  • „Das Leder flog am Tor vorbei.“
    (statt: „Der Ball flog am Tor vorbei.“)
  • „Das Weiße Haus legte ein Veto ein.“
    (statt: „Der Präsident der USA legte ein Veto ein.“)

Die Variante Person statt Sache – auch Antonomasie genannt – ersetzt eine Sache durch eine Person oder umgekehrt. Beispiele:

  • „Fidel Castro hatte Kuba isoliert.“
    (statt: „Die kubanische Politik hatte Kuba isoliert.“)
  • „Ein Herkules rettete die Familie.“
    (statt: „Ein starker Mensch rettete die Familie.“)
  • „Der Kritikerpapst schreibt eine Kolumne.“
    (statt: „Marcel Reich-Ranicki schreibt eine Kolumne.“)

Die Variante Rahmen für Inhalt ersetzt einen Inhalt durch sein Behältnis. Beispiele:

  • „Sie sparen eine Million Fass pro Jahr.“
    (statt: „Sie verbrauchen 159 Millionen Liter Öl weniger pro Jahr.“)
  • Er trank fünf Glas Wein.“
    (statt: „Er trank den Inhalt von fünf Gläsern Wein.“)
  • „Der Saal tobte.“
    (statt: „Die Menschen im Saal tobten.“)

Die Variante Bild für Sache – auch Imago pro re genannt – ersetzt eine Sache durch ein Bild, das für die Sache steht. Beispiele:

  • „Der Halbmond ist Teil der türkischen Kultur.“
    (statt: „Der Islam ist Teil der türkischen Kultur.“)
  • „Das Rote Kreuz war schnell vor Ort.“
    (statt: „Die Ersthelfer waren schnell vor Ort.“)
  • „Über Sinai ging der Davidstern auf.“
    (statt: „Israelische Soldaten besetzten die Halbinsel Sinai.“)

Die Variante Oberbegriff für Unterbegriff – auch Genus pro speciae genannt – ersetzt einen Unterbegriff durch einen Oberbegriff. Beispiele:

  • „Ich gehe zum Doktor.“
    (statt: „Ich gehe zum Arzt.“)
  • „Sie spielt mit dem Tier.“
    (statt: „Sie spielt mit dem Hund.“)
  • „Am Morgen stand die Maschine auf dem Hof.“
    (statt: „Am Morgen stand das Motorrad auf dem Hof.“

Die Variante Abstraktes für Konkretes ersetzt die Bezeichnung für etwas Konkrete durch einen abstrakten Begriff. Beispiele:

  • „Die Regierung hat den Gesetzentwurf geändert.“
    (statt: „Die Mitglieder der Regierung haben den Gesetzentwurf geändert.“)
  • „Die Schule erlaubt abends das Parken auf dem Hof.“
    (statt: Die Schulleiterin erlaubt abends das Parken auf dem Hof.“)
  • „Meine Gesundheit verbietet mir zu rauchen.“
    (statt: „Wegen meiner Gesundheit rauche ich nicht.“)

Die Variante Singular für Plural ersetzt einen Plural durch einen Singular. Beispiele:

  • „Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.“
    (statt: „Da staunen Laien und Fachleute wundern sich.“)
  • „Plötzlich standen fünf Mann vor mir.“
    (statt: „Plötzlich standen fünf Männer vor mir.“)
    „Die Hauptnahrungsmittel des Deutschen sind Bier, Wurst und Quark.“
  • (statt: „In Deutschland wird viel Bier, Wurst und Quark konsumiert.“)

Die Variante Plural für Singular ersetzt einen Singular durch einen Plural. Beispiele:

  • „Wir lieben die Stürme.“
    (statt: „Wir lieben Sturm.“)
  • „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.“[2]
    (statt: „Der Himmel rühmt des Ewigen Ehre.“)
  • „Die Hängenden Gärten der Semiramis waren ein Weltwunder.“
    (statt: „Die Gartenanlage von Babylon war ein Weltwunder.“

Teilbenennung

Teilbenennung 1Die Teilbenennung – auch Teil fürs Ganze oder Pars pro toto genannt – ersetzt einen Begriff durch einen zu ihm gehörenden Teilbegriff. Beispiele:

  • „Der Eintritt kostet 5 Euro pro Nase.“
    (statt: „Der Eintritt kostet 5 Euro pro Person.“)
  • „Er hält um ihre Hand an.“
    (statt: „Er macht ihr einen Heiratsantrag.“)
  • „Unter meinem Dach dulde ich keine Fremdenfeindlichkeit.“
    (statt: „In meinem Haus dulde ich keine Fremdenfeindlichkeit.“)

Die Variante Gesamtbenennung – auch Ganzes für einen Teil oder Totum pro parte genannt – verwendet einen Gesamtbegriff für einen zu ihm gehörenden Teilbegriff. Beispiele:

  • „Die Deutschen sind fleißig.“
    (statt: „Viele Deutsche sind fleißig.“)
  • „Der Wald ist krank.“
    (statt: „Viele Bäume sind krank.“)
  • „Die Welt muss mit der Bombe leben.“
    (statt: „Die Menschen auf der Erde müssen mit der Existenz von Atombomben leben.“)

Die Variante Bildvermischung – auch Katachrese genannt – verwendet eine Über­tragung oder eine Umbenennung als Ersatz für ein fehlendes Wort; vergleichbar mit der Inhaltsfigur Bildbruch. Beispiele:

  • „Flussarm“
  • „Tischbein“
  • „Augapfel“

Peter Hilbert

[1] Wolfgang Borchert
[2] Christian Fürchtegott Gellert

Quellen:

Heinz Lemmermann. Lehrbuch der Rhetorik
Karl-Heinz Göttert. Einführung in die Rhetorik
Bernhard Sowinski. Deutsche Stilistik
Gerhard Lange. Figuren und Tropen
Andreas Müller. Rhetorik
Hans Baumgarten. Compendium Rhetoricum
Hellmut Geißner. Rhetorik
Friedrich Maier. Cicero in Verrem
dtv-Lexikon
Duden. Newsletter
http://de.academic.ru
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Stilmittel
www.li-go.de

 

Rhetorische Klangfiguren

Standard

Wer Ohren hat zu hören, der höre

Rhetorische Klangfiguren sind Stilmittel, die beabsichtigte Wirkungen durch den Klang von Worten hervorrufen.

Reim

Reim 1Der Reim – auch Wortpaar oder Homoioteleuton genannt – verwendet nahe aufein­ander folgende Wörter mit gleichlautenden Endsilben; im Gegensatz zur Klangfigur Stabreim. Beispiele:

  • „Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen.
  • „… und verschlang die kleine fade Made ohne Gnade. Schade.“[1]
  • „Das ist das Verhängnis: Zwischen Empfängnis und Leichenbegängnis nichts als Bedrängnis.“[2]

Eine Variante des Reims ist die Endungsgleichheit – auch Homoioptoton genannt. Die Endungsgleichheit gibt mehreren Wörtern hintereinander durch die Flexions­endungen den gleichen Klang. Beispiele:

  • „Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.“
  • „Wie gewonnen, so zerronnen.“
  • „Wir knicken und ersticken.“[3]

Stabreim

Stabreim 1Der Stabreim – auch Alliteration, Homoioarkton oder Homoiopropheron genannt – verwendet nacheinander Wörter, die den gleichen Anlaut haben; im Gegensatz zur Klangfigur Reim. Beispiele:

  • „Das Schiff ging mit Mann und Maus unter.“
  • „Nach einem halben Jahr entflieht sie bei Nacht und Nebel.“[4]
  • „Du hast der Götter Gunst erfahren.“[5]

Halbreim

Halbreim 1Der vokalische Halbreim – auch Assonanz genannt – sorgt für die lautliche Überein­stimmung mindestens zweier Vokale in aufeinander folgenden Wörtern oder Wortgruppen. Beispiele:

  • „ottos mops trotzt
    otto: fort mops fort
    ottos mops hopst fort
    otto: soso“[6]
  • „Wie säuseln ach so linde
    Wir in den Blüten,
    Und lindern heiße Liebe
    In kühlen Düften.“[7]
  • „In des ernsten Tales Büschen
    Ist die Nachtigall entschlafen,
    Mondenschein muss auch verblühen
    Wehet schon der frühe Atem.“[8]


Anspielung

Anspielung 1Die Anspielung – auch Allusion genannt – verfremdet eine sprachliche Wendung oder sie wählt Wörter, die gleich klingen, jedoch unterschiedlichen Sinn haben. Sie tritt auch als Wort- und Inhaltsfigur auf. Beispiele:

  • „Gelobt sei, was Spaß macht!“[9]
    (statt „Gelobt sei, was hart macht.“)
  • „Lazio Koma trifft auf Hinter Mailand.“
    (statt: „Lazio Roma trifft auf Inter Mailand.“)
  • „Die aus der Barockzeit stammende Kirche ist zu klein. Auch wenn nicht alle reingehen, gehen nicht alle rein.“

Ausruf

Ausruf 1Der Ausruf – auch Exclamatio, Emphase oder Emphasis genannt – ruft ein Wort oder eine Sequenz laut aus, um eine starke Empfindung nachdrücklich zu vermitteln. Beispiele:

  • „O Zeiten, o Sitten! (O tempora, o mores!)“[10]
  • „O traurige Wahrheit!“
  • „Menschen! Menschen! Falsche heuchlerische Krokodilsbrut!“[11]

Varianten des Ausrufs sind die dynamische Emphase – bei der beim Sprechen die Stimme entweder lauter oder leiser wird –, die temporale Emphase – bei der das Sprechtempo entweder schneller oder langsamer wird –, die melodische Emphase – bei der die Stimme beim Sprechen entweder höher oder tiefer wird – und die agogi­sche Emphase – bei der sich beim Sprechen der Rhythmus verändert. Eine ähnliche Wirkung erzielt die Pause – vor oder nach einem Wort oder einer Wortgruppe.

Eine weitere Variante des Ausrufs ist der Einschub – auch Interjektion genannt. Der Einschub bringt durch einen Ruf Gefühl zum Ausdruck. Beispiele:

  • „Ah!“
  • „Igitt!“
  • „Au!“

Auch die Anrufung – als Invokation oder Evokation – ist eine Variante des Ausrufs. Mit der Anrufung wird eine höhere Macht angerufen. Beispiele:

  • „Gott sei mein Zeuge!“
  • „O ihr Himmlischen!“
  • „O Gott, du gabest mir Natur!“[12]

Beim Anruf – auch Abwendung oder Apostrophe genannt – wendet sich der Sprecher von seinem Gegenüber ab und ruft feierlich visionäre Gestalten an. Der Anruf ist eine Variante der Anrufung und damit auch des Ausrufs. Beispiele:

  • „Besinge mir, Gottheit, den Zorn des Peliden Achilleus!“[13]
  • „Alter Freund! Immer getreuer Schlaf! Fliehst du mich auch, wie die übrigen Freunde?“[14]
  • „Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein.“[15]

Lautmalerei

Lautmalerei 1Die Lautmalerei – auch Onomatopoiia, Onomatopoesie, Onomatopöie oder Onoma­topoiie genannt – malt mit dem Klang eines Wortes seine Bedeutung. Beispiele:

  • „Der Bach plätschert durch die Wiesen.“
  • „Dampf zischt aus dem Ventil.“
  • „So heult es verworren, und ächzet und girrt,
    Und brauset und sauset und krächzet und klirrt.“[16]

Eine Variante der Lautmalerei ist der Wohlklang – auch Konsonanz oder Euphonie genannt. Der Wohlklang verwendet Worte mit angenehmem Klang; im Gegensatz zur Klangfigur Missklang. Beispiele:

  • „Laue Winde wehen übers Land.“
  • „La-le-lu, nur der Mann im Mond schaut zu
    Wenn die kleinen Babys schlafen
    Drum schlaf auch du.“[17]
  • „Weißt du, wie viel Sternlein stehen
    an dem blauen Himmelszelt?
    Weißt du, wie viel Wolken gehen
    weithin über alle Welt?“[18]

Das Gegenteil zum Wohlklang ist der Missklang – auch Dissonanz oder Kakophonie genannt. Der Missklang verwendet Worte mit als unangenehm oder unästhetisch empfundenen Lauten oder mit Lauten, die schlecht auszusprechen sind. Beispiele:

  • „Das ist Rex Xerxes.“[19]
  • „Hörst du schon wieder diese Hülzi-wülzi-Musik!“
  • „Bitte verschone mich mit deiner Schrummtata-Musik!“

Endungsvariation

Endungsvariation 1Die Endungsvariation – auch Polyptoton oder Traductio genannt – wiederholt ein Wort, aber mit einer anderen Flexionsendung, oder mit demselben Wortstamm, aber in einer anderen Wortart. Beispiele:

  • „Kein Mensch muss müssen, und ein Derwisch müsste?“[20]
  • „Der Schuh ist des Mannes, auch der Hut gehört dem Mann.“
  • „Besser als gerührt sein ist sich rühren.“[21]

Klangähnlichkeit

Klangähnlichkeit 1Die Klangähnlichkeit – auch Paronomasie oder Annominatio genannt – ist ein Wortspiel, das Wörter beieinander setzt, die sich im Klang ähneln, aber verschiedene Bedeutung haben; ähnlich wie die Wortfiguren Buchstabendreher und Mehrdeutigkeit. Beispiele:

  • „In der Lärche sitzt eine Lerche.“
  • „Fragt ihr, zu welcher Seite Euch wenden? Betgenossin sein der Frommen oder Bettgenossin des Großen?“[22]
  • „Kümmert sich mehr um den Krug als den Krieg.“[23]

Peter Hilbert

[1] Heinz Erhardt
[2] Erich Kästner
[3] Johann Wolfgang von Goethe
[4] Friedrich Spielhagen
[5] Friedrich Schiller
[6] Ernst Jandl
[7] Friedrich Schlegel
[8] Clemens Brentano
[9] Hermann Schreiber
[10] Cicero
[11] Friedrich Schiller
[12] Friedrich Schiller
[13] Homer
[14] Johann Wolfgang von Goethe
[15] Heinrich von Kleist
[16] Heinrich Heine
[17] Heino Gaze
[18] Wilhelm Hey
[19] Georg Friedrich Händel
[20] Gotthold Ephraim Lessing
[21] Bertolt Brecht
[22] Peter Hacks
[23] Friedrich Schiller

Quellen:
Heinz Lemmermann. Lehrbuch der Rhetorik
Karl-Heinz Göttert. Einführung in die Rhetorik
Bernhard Sowinski. Deutsche Stilistik
Gerhard Lange. Figuren und Tropen
Andreas Müller. Rhetorik
Hans Baumgarten. Compendium Rhetoricum
Hellmut Geißner. Rhetorik
Friedrich Maier. Cicero in Verrem
dtv-Lexikon
Duden. Newsletter
http://de.academic.ru
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Stilmittel
www.li-go.de

Argumentieren

Standard

Mit Gründen etwas bewirken

Angenommen, Sie möchten spazieren gehen. Sie haben lange gesessen und wollen sich bewegen. Die Sonne scheint und die Temperatur ist angenehm. Aber Sie haben keine Lust, alleine zu gehen; Sie möchten eine Begleitung. Nach kurzem Überlegen haben Sie eine Idee, wer Sie begleiten könnte, doch die Person Ihrer Wahl hat schon etwas anderes zu tun. Wie können Sie sie bewegen, mit Ihnen spazieren zu gehen?

Sie könnten ihr Geld anbieten. – Doch ein solches Angebot scheint Ihnen nicht angemessen, denn Sie sind miteinander befreundet.

Sie könnten ihr drohen. – Doch Sie befürchten, die Stimmung für den Spaziergang wäre dann nicht angenehm.

Sie könnten die Begleitung von ihr einfordern. Schließlich haben Sie ihr auch schon einige Gefallen getan. – Doch Sie wollen nicht moralisch werden, indem Sie den Spaziergang zur freundschaftlichen Pflicht erheben.

Sie könnten ihr versprechen, bei nächster Gelegenheit etwas für sie zu tun statt etwas ursprünglich Geplantes. – Doch Sie wollen das Spazierengehen nicht als Kompensationsgeschäft sehen.

Sie könnten ihr vorwerfen, sich ohne den Spaziergang mit Ihnen nicht richtig zu verhalten. – Doch Sie sind tolerant und akzeptieren, was sie tut.

Sie könnten ihre Motive für das, was sie gerade tut, infrage stellen. – Doch Sie lehnen es ab, ungefragt zu psychologisieren.

Sicher fallen Ihnen noch weitere Kommunikationsweisen ein, die Sie einsetzen könnten. Eine Möglichkeit werden Sie finden, die am ehesten mit Ihren Vorstellungen von Kommunikation in Einklang steht und womöglich zur gewünschten angenehmen Begleitung für den Spaziergang führt. Was halten Sie davon, mit der Person zu argumentieren? Womöglich könnten Sie ihr Argumente nennen, die ihr einleuchten, um sie für den Spaziergang zu gewinnen.

Zu argumentieren ist nützlich, wenn Sie jemanden bewegen wollen, etwas zu denken, auf das er allein nicht gekommen ist – etwa den Gedanken, mit Ihnen spazieren gehen zu können.

Zu argumentieren ist nützlich, wenn Sie bei jemandem mit wenigen Worten Emotionen entfachen wollen, die zuvor nicht erkennbar waren – etwa einen Spaziergang mit Ihnen als angenehmer zu empfinden als das, was er gerade getan hat.

Zu argumentieren ist nützlich, wenn Sie Ihre Meinung so plausibel darlegen wollen, dass ein anderer sich Ihrer Meinung anschließt – etwa der Meinung, dass sich ein Spaziergang mit Ihnen lohnt.

Zu argumentieren ist nützlich, wenn Sie jemanden zu einer Handlung veranlassen wollen, die er zuvor nicht vorhatte zu tun – etwa mit Ihnen spazieren zu gehen.

Sicher fallen Ihnen noch viele Situationen ein, in denen das Argumentieren nützlich ist: immer wenn Sie jemanden überzeugen wollen, wenn Sie ein Ziel haben, zu dem Sie jemanden hinführen wollen.

Argumentieren als Steuerung [1]

Wenn man das Handeln oder Denken einer Person steuern will, aber entweder keine wirkungssicheren Mittel der Steuerung besitzt oder über wirkungssichere Mittel verfügt, sie jedoch nicht einsetzen will, dann argumentiert man mit der Person. Argumentieren ist also nichtwirkungssichere Steuerung. Argumentierender und Partner können sogar dieselbe Person sein, wie bei einer Überlegung.

Zielen ist eigen, dass nicht sicher ist, dass sie erreicht werden. Genauso wenig ist sicher, durch Argumentieren die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Argumentieren ist nicht wirkungssicher, weil der Gesprächspartner nicht die Gründe akzeptieren muss, die dem Argumentierenden plausibel erscheinen. Womöglich hat der Gesprächs­partner nicht zugehört oder er hat den Zusammenhang nicht verstanden oder will ihn nicht verstehen oder er hat Prinzipien, die mit den angeführten Gründen kollidieren, oder er respektiert den Argumentierenden nicht oder er hat einen anderen Anlass, warum er die Akzeptanz der Gründe verweigert. Jedenfalls ist der Effekt der Steuerung nicht nur abhängig vom Argumentierenden, sondern auch von seinem Gegenüber.

Auch ist nicht jedes Kommunizieren gleich ein Argumentieren – etwa wenn keine Steuerung beabsichtigt ist. Gleichwohl wird im Alltag oft argumentiert, sei es bewusst oder auch nicht. Wer argumentiert, nennt Gründe für sein Gegenüber – manchmal gute Gründe, manchmal weniger gute. Gute Gründe leuchten dem Gegenüber ein und können bei ihm eine Änderung bewirken – eine Änderung des Denkens oder des Bewertens, vielleicht auch eine Änderung des Handelns.

Argumentieren für einen Spaziergang [2]

Anna:    „Kommst du mit spazieren gehen?“

Silvia:    „Ich habe zu tun.“

Anna:    „Schau mal, das Wetter ist so schön. Wer weiß, wie viele Sonnentage
wir noch haben.“

Silvia:    „Ich weiß nicht.“

Anna:    „Spazieren gehen ist doch gesund. Du gehst doch gerne an die
frische Luft.“

Silvia:    „Na gut, gehen wir.“

In dem Beispiel argumentiert Anna mit Silvia. Anna hat das Ziel, gemeinsam mit Silvia spazieren zu gehen. Sie will Silvia zu dem Entschluss bewegen, entgegen deren ursprünglichen Absicht, etwas anderes zu tun. Silvia soll sich ihr anschließen. Das Überzeugen gelingt. Offensichtlich haben die Gründe, die Anna anführte, Silvias Sinneswandel bewirkt.

Der erste Grund ist eher allgemein und auf die aktuelle Situation bezogen: das zurzeit schöne Wetter.

Der zweite Grund lenkt Silvias Gedanken auf das Risiko, die jetzt noch vorhan­dene Chance, bei sonnigem Wetter spazieren zu gehen, in naher Zukunft nicht mehr zu haben.

Der dritte Grund, die Gesundheit, ist wieder allgemein.

Der vierte Grund bezieht sich auf Silvias Emotionen, auf ihre Freude an der frischen Luft.

Annas Gründe sind Argumente, die Silvias mentale Handlung, den Sinneswandel, auslösen und zu Silvias realer Handlung, mit Anna spazieren zu gehen, führen. Annas Gründe sind gute Argumente, weil sie erfolgreich sind, und erfolgreich sind sie, weil sie Silvia ganz offensichtlich plausibel erscheinen.

Anna argumentiert schrittweise, sie nennt nicht alle ihre Argumente auf einmal. Anna bezieht sich auf die aktuelle Situation und löst durch den kommunikativen Prozess Silvias zunächst mentale und dann reale Handlung aus.

Argumentieren als Prozess [3]

Argumentieren ist der Prozess des situativ gesteuerten, mentale oder reale Handlungen auslösenden Kommunizierens.

Weder Anna noch Silvia müssen wissen, was Argumente sind, um sich an ihrem gemeinsamen Spaziergang bei sonnigem Wetter zu erfreuen. Doch in manchen Situationen kann das Wissen um Argumente die Steuerung erleichtern – sei es für den Steuerer oder für den Gesteuerten.

Argumente

Nicht alle Gründe sind wirkungsvolle Argumente und nicht alle Gründe, die dem Argumentierenden plausibel erscheinen, sind auch für sein Gegenüber plausibel. Entscheidend für die Überzeugungskraft eines Arguments ist nicht der Argumen­tierende, sondern sein Gegenüber. Der Argumentierende tut also gut daran, die Gründe, die er anführt, aus der Sicht seines Gegenübers zu prüfen.

Aus der Sicht der anderen Seite [4]

Um Erfolg zu haben, muss man den Standpunkt des anderen einnehmen und die Dinge mit seinen Augen betrachten.

Begründungen sind Gründe aus der eigenen Sicht, für das eigene Denken und Handeln. Sie können für den Gesprächspartner auch überzeugend sein, wenn er empathisch ist oder dem Argumentierenden sehr wohlgesonnen. Allerdings zeigen Begründungen wenig Empathie oder Entgegenkommen des Argumentierenden, sie werden eher als Ichbezogenheit interpretiert.

Argumente sind Gründe aus der Sicht des Gesprächspartner, die eher überzeugend wirken, weil sie sich auf die Sichtweise des anderen beziehen. Der Argumentierende nimmt sich zurück und nennt Nützliches für sein Gegenüber. Das Anführen von Argumenten wird als Partnerorientierung erlebt.

Gründe als Begründungen und als Argumente [5]

Angenommen, ein Magenkranker sucht zwei Ärzte auf. Beide stellen dieselbe Diagnose und geben denselben Rat. Beide beginnen so: „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Man kann Ihr Magenleiden mit Medikamenten behandeln oder durch eine kleine Operation beseitigen.“ Doch sie nennen unterschiedliche Gründe:

Begründung: „Ich rate Ihnen zur Operation, denn ich bin selbst daran interessiert. Wir brauchen nämlich in unserer Klinik laufend krankes Magengewebe zu Forschungszwecken.“

Argument: „Ich rate Ihnen zur Operation. Nach drei Wochen werden Sie gesund und munter wieder zu Hause sein – endgültig befreit von Ihrem Leiden.“

Während eine Begründung die eigene Perspektive beschreibt, bezieht sich ein Argument auf die Perspektive des anderen. In der Wirtschaft kann eine Begründung die Unternehmensperspektive sein und ein Argument die Kundenperspektive. In Alltagssituationen werden die jeweils sehr unterschiedlichen Wirkungen von Begründungen und Argumenten deutlich.

Begründungen und Argumente [6]

Als Verantwortlicher in Ihrem Unternehmen wollen Sie die Lieferzeit verkürzen; Ihr Ziel ist die Zusage Ihres Lieferanten.
Ihre Begründung: „Wir möchten nicht so lange warten.“
Ihr Argument: „Wenn Sie schneller liefern, sind Sie gegenüber Ihren Wettbewer­bern im Vorteil.“

Sie wollen eine Gehaltserhöhung; Ihr Ziel ist die Unterstützung Ihrer Führungskraft.
Ihre Begründung: „Ich möchte eine größere Wohnung und ein neues Auto.“
Ihr Argument: „Das Unternehmen profitiert von meinen besseren Leistungen.“

Sie wollen Ihre Wohnung vorzeitig kündigen; Ihr Ziel ist das Einverständnis Ihres Vermieters.
Ihre Begründung: „Ich will zu meiner Schwester in eine andere Stadt ziehen.“
Ihr Argument: „Ich besorge Ihnen einen geeigneten Nachmieter.“

Sie wollen sich Geld leihen; Ihr Ziel ist ein Kredit von Ihrer Bank.
Ihre Begründung: „Ohne den Kredit bin ich pleite.“
Ihr Argument: „Mit dem Kredit machen Sie mich zum treuen Kunden.“

Begründungen und Argumente sind unterschiedlich nützlich für die Beteiligten. Begründungen beschreiben den Nutzen für den Argumentierenden, Argumente beschreiben den Nutzen für den anderen. Deshalb erreicht das Argumentieren meist eher das Ziel als das Begründen.

Ob ein angeführter Grund eine Begründung oder ein Argument ist, lässt sich oft schon am Personalpronomen erkennen.

Perspektiven

PerspektivenBegründungen werden eher in der ersten Person formuliert, Argumente eher in der zweiten Person:

Begründung: „Ich gehe gerne an die frische Luft.“

Argument: „Du gehst doch gerne an die frische Luft.“

Nun kann beim Argumentieren im Alltag die Konzentration auf die Grammatik schnell die Aufmerksamkeitsfähigkeit an ihre Grenze führen – zumal auch situative, körper­sprachliche, und nicht zuletzt logische und inhaltliche Aspekte zu berücksichtigen sind, sowohl für den Argumentierenden wie auch für seinen Gesprächspartner. Doch das schriftliche Argumentieren – in E-Mails, Briefen, SMS, beim Posten, Twittern und in ähnlichen Kommunikationsmedien – lässt Raum, auch auf die Formulierung zu achten, sowohl für den argumentierenden Sender wie auch für den Empfänger. In der schriftlichen Kommunikation sind Begründungen und Argumente besonders leicht an den Formulierungen zu erkennen.

Begründungen im Ich-Stil

Wir verweisen auf unsere AGB.

Wir erwarten Ihren Bericht.

Wir erwarten den Eingang des von Ihnen unterzeichneten Vertrags.

Wir müssen sonst Gebühren von Ihnen verlangen

Wir haben noch keinen Identitäts-nachweis von Ihnen.

Argumente im Sie-Stil

Das steht in Ihrem Vertrag.

Bitte senden Sie uns Ihren Bericht.

Bitte unterschreiben Sie den Vertrag und senden Sie ihn uns.

So vermeiden Sie zusätzliche Gebühren.

Bitte senden Sie uns eine Kopie Ihres Personalausweises.

Begründungen sind aus der Sicht des Schreibers formuliert, Argumente aus der Sicht des Lesers.

Starke Argumente

Nicht nur haben Begründungen und Argumente unterschiedliche Wirkung, auch innerhalb der Kategorie Argumente gibt es gewichtige Unterschiede: Manche Argumente sind stärker als andere, nur: wirkungssicher sind auch sie nicht. Kein Argument kann todsicher überzeugen, weil die argumentative Wirkung auf den angewiesen ist, mit dem argumentiert wird. Auch das stärkste Argument kann den nicht überzeugen, der nicht zuhört, keine Argumente gelten lässt oder Argumente als Provokation empfindet. Wenn Emotionen, Prinzipien, Werte, Vorurteile, Zugehörigkeit zu Gruppierungen oder Ähnliches der steuernden Wirkung von Argumenten entgegenstehen, wird aus dem Argumentieren schnell ein Begründen.

Wenn auch manchmal vergeblich appelliert das Argumentieren an die Vernunft. Das Argumentieren setzt vernünftige Kommunikationspartner voraus. Wer argumentiert, respektiert den anderen als vernünftig. Und für die Vernunft gibt es Argumente, denen sie sich schwer verschließen kann: starke Argumente.

Argumente sind stark, wenn der andere sie als Wahrheit, als Tatsachen begreift.

Argumente sind stark, wenn sie den Erfahrungen des anderen entsprechen.

Argumente sind stark, wenn sie dem Denken des anderen entsprechen.

Argumente sind stark, wenn sie zu den Wertvorstellungen des anderen passen.

Argumente sind stark, wenn sie dem anderen logisch oder plausibel erscheinen.

Argumente sind stark, wenn der andere meint, sie seien allgemein anerkannt, weil mehrere Menschen ihnen zustimmen.

Argumente sind stark, wenn an sie zu glauben dem anderen sicherer erscheint, als es nicht zu tun.

Argumente sind stark, wenn sie dem anderen nützlich vorkommen.

Argumente sind stark, wenn der andere ihr Gegenteil ablehnt.

Argumente sind stark, wenn sie der andere sie als Beweise akzeptiert.

Weitere starke Argumente ließen sich finden, indem die Suche die Wirkung auf den anderen einbezieht; denn nicht der Argumentierende entscheidet über die Wirkung eines Arguments, sondern stets der andere. Der Argumentierende verantwortet die Wahl der Argumente, der andere verantwortet ihre Wirkung. Der Argumentierende kann jedoch das Gewicht, die mögliche Wirksamkeit seiner Argumente steigern.

Der Argumentierende kann seine Argumente mit anschaulichen Worten formulieren.
Beispiel: „Die Anschaulichkeit ist sozusagen das Salz in der Informationssuppe: Ohne sie hätte die Information denselben Nährwert, aber mit ihr ist sie schmackhafter.“ [7]

Der Argumentierende kann seine Argumente mit rhetorischen Mitteln darstellen.
Beispiel: „Es gab Kollateralschäden.“ statt „Auch Zivilisten wurden getötet.“ [8]

Der Argumentierende kann seine Argumente mit Vergleichen ergänzen.
Beispiel: „Geben Sie Informationen in wohldosierten Portionen nacheinander. Das ist wie beim Essen. Wir werfen die Speisen nicht in eine Schüssel und nehmen dann das Gemisch zu uns, sondern wir erfreuen uns an der Speisenfolge.“ [9]

Der Argumentierende kann seine Argumente mit aktuellen Ereignissen verbinden.
Beispiel: „Sprache verändert sich unaufhörlich. Wer hätte vor Angela Merkel schon von einer ‚Bundeskanzlerin‘ gesprochen?“

Der Argumentierende kann seine Argumente auf gemeinsame Erlebnisse beziehen.
Beispiel: „Wer schon einmal geflogen ist, weiß, was Massenabfertigung bedeutet.“

Der Argumentierende kann seine Argumente mit Referenzen versehen.
Beispiel: „Gentrifizierung ist eine Notwendigkeit. Schon Friedrich Nietzsche sagte: ‚Und wer ein Schöpfer sein muss im Guten wie im Bösen: wahrlich, der muss ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen.‘ [10]

Der Argumentierende kann seine Argumente mit Visualisierungen anreichern.
Beispiel: „Als Trainer, Coach und Moderator
Lotsehandelt der Qualifizierer wie ein Lotse. Er unterstützt die Teilnehmer, sich in unbekannten Gewässern
professionell zu verhalten.“

Das Argumentieren ist nur eine Variante von Kommunikation und lässt sich nahezu beliebig mit anderen Varianten kombinieren, mit verbalen und nonverbalen, und variiert damit die Steuerung.

Argumentationsfelder

Damit Argumente ihre Wirkung entfalten können, müssen sie den richtigen Nerv des anderen treffen – wie der Same einer Pflanze, der nur in einer für ihn spezifisch besten Erde gedeiht. Das richtige Argumentationsfeld zu finden, ist vor allem dann nicht leicht, wenn der Argumentierende sein Gegenüber nicht gut kennt; oft muss er dann spekulieren, welche Aspekte für den anderen entscheidend sind oder er muss allgemein bleiben. Andererseits kann der Argumentierende das geeignete Argumen­tationsfeld leicht finden, wenn er den anderen gut kennt.

Argumentationsfelder sind Themenbereiche oder Zusammenhänge, die dem Gegen­über wichtig, Perspektiven, die für ihn entscheidend sind. Das kann ein theologi­sches, juristisches, medizinisches, moralisches oder polizeiliches Argumentationsfeld sein wie auch ein finanzielles, ästhetisches, steuerliches, politisches oder noch ein weiteres. Die Anzahl der denkbaren, möglicherweise passenden Argumenta­tionsfelder ist schier unendlich.

Hat der Argumentierende ein Argumentationsfeld gefunden, das für den anderen maßgeblich ist, kann er ihm weitere Argumente zu diesem Argumentationsfeld liefern; die Wirkung wird ähnlich sein. Argumentationsfelder können dem Argumen­tierenden die Wahl der Argumente erleichtern. Allerdings sind Argumentationsfelder keine Konstanten, ihre Attraktivität kann sich ändern, was zum Beispiel an älteren Texten leicht nachvollziehbar ist.

Argumentationsfelder [11]

Neue Errungenschaften der Technik stießen zuerst fast immer auf Ablehnung. So kann beispielsweise in der Kölnischen Zeitung vom 28. März 1819 nachgelesen werden, warum die Gas-Straßenbeleuchtung abzulehnen ist.

Theologische Gründe: Weil sie als Eingriff in die Ordnung Gottes erscheint. Nach dieser ist die Nacht zur Finsternis eingesetzt, die nur zu gewissen Zeiten vom Mondlicht unterbrochen wird. Dagegen dürfen wir uns nicht auflehnen, den Weltplan nicht hofmeistern, die Nacht nicht zum Tage verkehren wollen.

Juristische Gründe: Weil die Kosten dieser Beleuchtung durch eine indirekte Steuer aufgebracht werden sollen. Warum soll dieser und jener für eine Einrichtung zahlen, die ihm gleichgültig ist, da sie ihm keinen Nutzen bringt oder gar in manchen Verrichtungen stört.

Medizinische Gründe: Die Gasausdünstung wirkt nachteilig auf die Gesundheit schwachleibiger und zartnerviger Personen und gibt auch dadurch zu vielen Krankheiten den Stoff, weil sie den Leuten das nächtliche Verweilen auf den Straßen leichter macht und ihnen Schnupfen, Husten und Erkältungen auf den Hals zieht.

Moralische Gründe: Die Sittlichkeit wird durch die Gassenbeleuchtung verschlimmert. Die künstliche Helle verscheucht in den Gemütern das Grauen vor der Finsternis, das die Schwachen von mancher Sünde abhält. Die Helle macht den Trinker sicher, dass er in den Zechstuben bis in die Nacht hinein schwelgt und sie verkuppelt verliebte Paare.

Polizeiliche Gründe: Sie macht die Pferde scheu und die Diebe kühn.

Wie wichtig die Wahl des geeigneten Argumentationsfelds sein kann, zeigt sich etwa in Verkaufsgesprächen, in denen typischerweise argumentiert wird. Der Verkäufer muss die richtigen Argumentationsfelder ansprechen, damit der Kunde kauft. Denn nicht alle Aspekte eines Produkts oder einer Dienstleistung sind dem Kunden wichtig. Der Verkäufer muss herausfinden, wofür sich der Kunde interessiert, dann erst kann er die Argumentationsfelder wählen, die beim Kunden hohe Priorität genießen, und geeignete Argumente finden.

Kunden entscheiden sich aus recht unterschiedlichen Gründen für ein neues Pro­dukt, zum Beispiel für ein neues Auto. Sind für die einen familiäre oder ökonomische Gründe ausschlaggebend, zählen für andere vor allem Spaß oder Prestige. Dabei sind auch Kombinationen von Gründen möglich. Argumentierende Verkäufer erken­nen die priorisierten Argumentationsfelder ihrer Kunden und wählen die passenden Argumente.

Beim Autokauf [12]

Argumentationsfeld

Ästhetik

Familie

Image

Ökonomie

Spaß

Prestige

Sicherheit

Alltagsnutzen

 

Argumente

Form, Innenausstattung, Individualität

Platz, Kindersitze, 5 Türen

Statussymbol, Understatement

Verbrauch, Versicherung, Steuer

Leistung, Kabrio, Tempo

Marke, Preis, Zylinder

Airbags, Crashtests, Knautschzonen

Kofferraum, Wendekreis, Parkfläche

In der Praxis

Wenn Sie etwas bewegen wollen oder etwas verbessern oder wenn Sie sich gegen Gefahren wappnen wollen, wenn Sie ein Ziel haben, für dessen Verwirklichung Sie das Dazutun anderer brauchen, weil Sie es nicht allein bewerkstelligen wollen oder können oder weil die Wirkung sonst zu gering wäre, dann argumentieren Sie mit anderen, um sie für Ihre Ziele zu gewinnen. Sie geben Ihnen Gründe, sich Ihren Zielen anzuschließen, sich mit ihnen zu identifizieren. Sie nutzen die Mittel der kommunikativen Steuerung.

Nicht allein die Argumente, die Sie anführen und die auf die Argumentationsfelder Ihrer Argumentationspartner treffen sollen, haben ihre Wirkung, sondern auch die Art, wie Sie Ihre Argumente einbringen. Hier ein paar Tipps:

Bereiten Sie sich vor.
Sammeln Sie vorher Ihre Argumente. Fragen Sie sich frühzeitig: Was wollen Sie? Was wollen die anderen? Welche konkreten Vorschläge haben Sie?

Suchen Sie den Dialog.
Sprechen Sie nicht zu viel und nicht zu lange. Formulieren Sie Ihre Argumente prägnant. Stellen Sie Fragen und beantworten Sie Fragen.

Wechseln Sie die Perspektive.
Begründen Sie weniger und argumentieren Sie mehr. Sprechen Sie nicht nur von sich und Ihrer Sichtweise. Konzentrieren Sie auf das, was die anderen sagen und zeigen Sie Ihr Verständnis.

Dosieren Sie Ihre Argumente.
Bringen Sie nicht zu viele Argumente auf einmal und bringen Sie vor allem Ihre stärkeren Argumente peu à peu.

Formulieren Sie anschaulich.
Sprechen Sie nicht zu kompliziert und mit zu vielen Fachbegriffen. Verwenden Sie verständliche Worte. Zeigen Sie, was Sie meinen, mit Beispielen und Vergleichen.

Mit dem Argumentieren ist es wie mit allem im Leben: Wenn wir uns etwas vornehmen, wissen wir nicht, ob wir es erreichen; doch es lohnt sich, alles dafür zu tun.

Peter Hilbert

[1] Henry Johnstone. Some reflections on argumentation
[2] Ilse Schweinsberg-Reichart. Freie Rede
[3] Ilse Schweinsberg-Reichart. Freie Rede
[4] Henry Ford
[5] Thomas Malischewski, Frank Thiel. Beziehungsmanagement
[6] Mental Training Center
[7] Horst Schuh, Wolfgang Watzke. Erfolgreich reden und argumentieren
[8] Rhetorische Figur: Verhüllung – Euphemismus
[9] Harald Scherer. Wie Sie durch Ihr Sprechen gewinnen
[10] Friedrich Nietzsche. Also sprach Zarathustra
[11] Mitteilungen der IHK Frankfurt am Main
[12] Thomas Knaust

Argumentation

Standard

Ein erkenntnisreicher Weg zur Wirklichkeit

Der aus dem Lateinischen entlehnte Begriff „Argumentation“ wird gerne mit „Beweis­führung“ ins Deutsche übersetzt. Nach dieser Definition sind an der Argumentation mindestens zwei Personen beteiligt: jemand, der beweisen will, und jemand, dem etwas bewiesen wird. Und Kommunikation ist notwendig, um beweisen zu können. Das kann auch intrapersonal geschehen, in einem inneren Dialog.

Nicht in jeder Kommunikation wird argumentiert, weil nicht immer Gründe angeführt werden, die als Argumente dienen sollen oder als Nachweis der Wahrheit oder Falschheit einer Behauptung. Wenn zum Beispiel jemand von Erlebnissen aus seinem Urlaub erzählt, argumentiert er nicht, auch nicht wenn er seine Empfindungen beim Betrachten eines Gemäldes beschreibt oder wenn er berichtet, was er oder andere tun oder getan haben. Wer eine Unterhaltung führt, argumentiert nicht. Argumentation ist also eine spezielle Form der Kommunikation.

Argumentiert wird in Überzeugungsgesprächen, wenn jemand einen anderen bewegen will, sich in gewünschter Weise zu verhalten oder etwas Beabsichtigtes zu denken. Argumentiert wird auch in Klärungsgesprächen, wenn es gilt, ein Thema fundiert zu behandeln. Entweder stehen Menschen oder Sachverhalte im Fokus der Argumentierenden.

Argumentation ist beim Überzeugen und Klären sicher nicht mit bloßer Beweisfüh­rung identisch. Ein Gesprächspartner kann überzeugt worden sein, ohne eine vor­getragene Beweiskette völlig nachvollzogen zu haben. Ein anderer Gesprächs­partner mag einen Beweis akzeptieren und dennoch seine Meinung nicht ändern. Oder in einem Klärungsprozess können alle Beweise ausgetauscht worden sein und dennoch wurde kein Konsens erzielt – außer allenfalls der Einigung, dass weiter Dissens herrscht.

Die lexikalische Definition von Argumentation bezieht die Beweisführung auf die Absichten der Argumentierenden und auf die Klärung von Themen, sie stellt die Argumentation in historischen und wissenschaftlichen Kontext und verweist auf Zusammenhänge mit der Logik.

Argumentation – mehr als Beweisführung [1]

Argumentation ist Beweisführung mit dem Ziel, die Zustimmung oder den Wider­spruch wirklicher oder fiktiver Gesprächspartner zu einer Aussage oder Norm durch den schrittweisen und lückenlosen Rückgang auf bereits gemeinsam anerkannte Aussagen oder Normen zu erreichen.

Die Argumentationstheorie bezieht sich auf Rhetorik und Topik und wendet sich heute wieder den Argumentationsweisen zu, die keine eigentlichen Beweise darstellen.

Argumentation bezieht sich auf die Klärung von Sachverhalten, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten des theoretischen Hintergrunds:

1.  Stephen Toulmin vertritt die These, die moderne Logik als Theorie des analytischen Argumentierens sei nur ein Spezialfall des Argumentierens neben dem substanziellen Argumentieren, das unter anderem in die Schlüsse neue, nicht logisch deduzierte Informationen aufnimmt.

2.  Chaim Perelman formuliert unter dem Titel „Neue Rhetorik“ die Theorie, in institutionellen Argumentationskontexten sei die Triftigkeit eines Arguments nicht allein von seiner logischen Struktur abhängig, sondern wesentlich auch vom Zustimmungsverhalten eines Auditoriums.

3.  Jürgen Habermas entwickelte die Theorie des argumentativen Diskurses, in dem die Argumentierenden etwas Gemeinsames aus seinen Teilen aufbauen, indem sie im Gespräch von einer Vorstellung zur anderen logisch fortschreiten.

Argumentation will mehr als nur beweisen. Sie will einerseits bei anderen etwas bewegen, zum Beispiel deren Zustimmung oder Widerspruch erhalten, sie will andererseits Gedanken mit anderen weiterentwickeln. Argumentation ist ein nicht wirkungssicherer Prozess.

Argumentation zum Überzeugen

ArgumentierenArgumentation auf die Beweisführung zu redu-
zieren, verführt, sich einen aktiven und einen passiven Part in der Kommuni­kation vorzustellen. Der eine spricht, der andere hört zu. Der Argu-mentierende bleibt bei seiner Sichtweise und der an­dere ändert seine Sichtweise. – Das Bild, ein Proponent argumentiert mit einem Opponenten, mag einige Überzeugungs- und vielleicht sogar Klärungssituationen illustrieren, jedoch sicher nicht alle.

Beim Prozess der Argumentation zum Überzeugen ist nicht das Thema das Ziel, son­dern der Mensch, wobei der Argumentierende in der stärkeren Rolle zu sein scheint. So argumentiert der Experte mit dem Laien, damit der Laie verstehe, was der Exper­te bereits weiß. So argumentiert der Verkäufer mit dem Kunden, damit der Kunde das kaufe, was dem Verkäufer vorschwebt. So argumentiert der Wissende mit dem Weniger-Wissenden, auf dass dieser zu der Einsicht komme, die der Wissende bereits hat.

Rollentausch ist bei der Argumentation zum Überzeugen möglich; der Argumen­tationspartner kann zum Argumentierenden werden. Der Proponent wird dann im Überzeugungsprozess scheinbar zum Opponenten und der Opponent wird scheinbar zum Proponenten –scheinbar, weil das Verhältnis zwischen beiden sich nicht ändert. Der andere erschwert dem Argumentierenden dessen Überzeugungsverhalten mit Gegen­argumenten, indem er dem Argumentierenden vermittelt, warum dessen Argumente nicht plausibel erscheinen oder welche Argumente er selbst hat. Doch dadurch wird der Laie nicht zum Experten, der Kunde bleibt Kunde und der Weniger-Wissende wird den Wissenden nicht überzeugen. Die Argumentation zum Überzeu­gen bleibt disparitätisch.

Im Gegensatz zur Argumentation zum Überzeugen ist die Argumentation zum Klären grundsätzlich paritätisch. Beim Klären tauschen sich die Argumentierenden zu einem Thema aus. Sie leisten einen Beitrag zum Thema, zwar womöglich mit der Absicht zu überzeugen, allerdings auch mit der Bereitschaft, sich überzeugen zu lassen. Alle an der Argumentation Beteiligte sind in der Rolle von Experten, von mehr oder weniger Wissenden. Vielleicht beteiligen sie sich nicht alle in gleichem Maße an der klären­den Argumentation, doch eventuell unterschiedliche Beteiligungen ändern nichts an der paritätischen Rolle der Argumentierenden, die etwas klären wollen.

Argumentation zum Klären

Argumentation 01Argumentation, die klären und erkennen will, ist eine kommunikative Handlung, bei der die Beteiligten nicht gegeneinan­der ringen, sondern um ein Ergebnis. Solche Argumentation ist Kommunika­tion, um zu überzeugen, mit der Bereit­schaft, sich überzeugen zu lassen. Sie beabsichtigt, ein von allen Beteiligten akzep-tiertes Ergebnis zu erhalten, das auch Nicht-Beteiligte akzeptieren können.

Das Ziel der Argumentation zum Klären geht über die Beteiligten hinaus. Ihr Ziel ist abstrakt, die Beteiligten sind nur notwendige Mittel, die das Ziel anstreben. Ihr Ziel ist die thematische Klärung, der Konsens, oder gar Erkenntnis.

Argumentation zum Klären ringt um ein gemeinsam erarbeitetes Ergebnis, wofür Argumente ausgetauscht werden. In die Argumentation zum Klären bringen die Beteiligten eigenes Wissen, eigene Fähigkeiten, eigene Bereitschaft paritätisch ein und streben danach, zu verstehen und verstanden zu werden. Argumentation zum Klären ist Kommunikation, die zu einem gemeinsamen Ergebnis führen soll, an dem die an der Argumentation Beteiligten mitgewirkt haben.

Mit Argumentation zur Wirklichkeit [2]

WirklichkeitWenn Menschen miteinander argumentieren, verhalten sie sich wie Weber, die gemeinsam an einem Tuch wirken. Mal um Mal gibt jeder – quer oder längs – seinen Faden ein. (Das muss nicht immer ein roter Faden sein). Jeder gibt seine Gedanken dazu. Vielleicht gibt ein Argumen-tierender nur ein Fädchen, ein anderer schon einen Faden und wieder ein anderer ein wohl-gedrehtes Seil. Vielleicht kommen Argumente zur Sprache, deren Fäden später wieder entfernt werden. Doch egal wie groß und bedeutend die einzelnen Anteile sind, sie wirken alle zusammen und ergeben ein gemeinsames Tuch. Dieses Tuch heißt, weil alle an ihm wirken: Wirklichkeit. Und an dieser Wirklichkeit arbeiten die Argumentierenden.

Natürlich ist das Tuch der Wirklichkeit niemals zu Ende gewirkt. Denn es ist nur ein Ideal-Bild. Ein Bild, das aus einer Idee geboren wurde. Diese Idee gilt für die Argumentation als Leitbild, um über das Wirken des miteinander Argumentierens zur Klärung der Wirklichkeit zu kommen.

Argumentation lässt sich nutzen, um mit anderen Argumentierenden die eigene Wirklichkeit zu erweitern, das eigene Wissen zu vergrößern, zu verändern oder vielleicht auch nur zu bestätigen. Argumentation ist vernünftige Kommunikation, die nach Wahrheit strebt und dazu idealerweise Parität für die Rollen der Beteiligten voraussetzt. Sie nutzt bisweilen Beweisführung als eine Möglichkeit des Wirkens.

Mit Argumentation zu gemeinsamer Meinung [3]

In einer vernünftigen Argumentation sind alle Beteiligten gleichberechtigt und haben gleichen Zugang zu allen Informationsquellen. Sie sind keiner Rede­begrenzung und keinem Zwang ausgesetzt. Über das miteinander Argumentieren müssten sie zu einer gemeinsamen Meinung kommen.

Vernunft und Wahrheit haben ihre größte Chance, wenn Vernunft und Wahrheit als oberste Prinzipien walten und nicht Macht und Stärke.

Vernünftige Argumentation will nicht bloß die Meinung eines Einzelnen oder einer Gruppe ändern beziehungsweise zu einem beabsichtigten Handeln bewegen, sondern vor allem mit anderen Argumentierenden Erkenntnisse gewinnen. Vorhan­dene Erkenntnisse fließen in die Argumentation ein und führen im Zusammenwirken zu neuen Erkenntnissen.

Vernünftige Argumentation gibt der Kommunikation einen Sinn, der sich auf die Argumentierenden und das Thema bezieht und sie einschließt. Sie begreift Kommunikation als Methode der geistigen Weiterentwicklung.

Mit Argumentation zu Erkenntnissen [4]

Der Sinn des Argumentierens ist ein geistiges Ringen um höhere Erkenntnisse, eine Auseinandersetzung verschiedener Meinungen, ein Angleichen von Gegensätzen, ein Versuch zum Zweck einer gemeinsamen Willensbildung.

Argumentation kann überzeugen und sie kann klären. Die Argumentierenden ent­scheiden, mit welcher Absicht sie Argumentation einsetzen: ausschließlich um Menschen zu bewegen oder um mit Menschen zu Erkenntnissen zu gelangen. Die Argumentierenden entscheiden, ob und mit wem sie vernünftig argumentieren wollen.

Peter Hilbert

[1] Quelle: Brockhaus Enzyklopädie
[2] Quelle: Freyr Roland Varwig
[3] Quelle: Werner Schmidt-Faber. Richtig argumentieren
[4] Quelle: Heinz Elertsen. Moderne Rhetorik

Am Telefon

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